Die Stuttgarter Kickers bekommen in der dritten Liga keinen Fuß auf die Erde. Nach der Niederlage gegen Unterhaching verschlägt es sogar dem Präsidiumsmitglied Guido Buchwald die Sprache.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Guido Buchwald ist normalerweise um einen Kommentar nicht verlegen. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff am Dienstagabend allerdings schon. „Da fehlen mir auch etwas die Worte“, sagte das Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers. Viel Schlimmer als die erste Sprachlosigkeit war nach der 2:3-Niederlage gegen die SpVgg Unterhaching aber: den Kickers fehlen die Punkte. Drei von 21 möglichen lautet die niederschmetternde Bilanz nach sieben Drittligaspielen, die einem Abstiegskandidaten gleicht.

 

Immerhin: der Auftritt im Gazi-Stadion löste zumindest teilweise auch Hoffnung aus. Mit dem Offensivspiel seiner Mannschaft konnte der Trainer Massimo Morales („Kompliment an meine Spieler, eine sehr starke Leistung“) durchaus zufrieden sein, da klebte – bei zwei Pfostenschüssen – auch etwas Pech an den Stiefeln.

Was allerdings die Defensive angeht, sieht das anders aus: „Wir bekommen viel zu leichte Tore“, sagte der Abwehrspieler Marc Stein – und meinte damit die beiden ersten Treffer, bei denen die jungen Hachinger (mit ausschließlich deutschen Spielern) förmlich durch die Kickers-Defensive spazieren konnten. Das ist umso bedenklicher, als dass die Marschroute beim Fußball-Drittligisten in dieser Saison eigentlich lautete: wir müssen defensiv besser stehen. Nun gab es zuletzt in drei Spielen sieben Gegentore. Dass das letzte davon auf die Kappe des Torhüters Daniel Wagner geht, passt ins Bild. Jetzt haben die Kickers auch noch ein Torwartproblem. Allerdings ist das auch hausgemacht, denn die ständigen Rochaden zwischen Wagner und Markus Krauss tragen nicht zur Sicherheit der Schlussleute bei. Eigentlich war Krauss als Nummer eins geplant, zuletzt war es Wagner – und jetzt?

Zwei Spieler müssen vom Platz

Das ist nicht die einzige knifflige Frage vor dem Gastspiel am Samstag beim 1. FC Heidenheim. Denn am Dienstag haben die Kickers nicht nur die Punkte, sondern auch die Spieler Enzo Marchese und Kevin Dicklhuber durch Platzverweise verloren. Natürlich war die Gelb-Rote Karte gegen den Kapitän hart, aber vertretbar; und die Rote Karte gegenüber dem nach seiner Einwechslung stark spielenden Dicklhuber berechtigt, wenn er sich zu einer Frustreaktion in Richtung Schieds- und/oder Linienrichter hat hinreißen lassen.

Als sei das nicht genug, schied auch noch Paul Grischok mit einer Schulterverletzung aus, nachdem bereits Stefan Maletic wegen eines Muskelfaserrisses fehlt. So könnte die Stunde des einen oder anderen Verbannten schlagen, zuvorderst von Mahir Savranlioglu, der zuletzt krankgeschrieben war. Fabio Leutenecker setzte ein leichtes Halsweh am Dienstag außer Gefecht, während Fabian Gerster sich unter den Zuschauern getummelt haben soll. „Die Mannschaft lebt“, sagte Marcos Alvarez. Der Stürmer stieg aber erst nach diversen Umstellungen zum Stammspieler auf, sodass sich seine Sicht nicht mit der des gesamten Kaders decken muss.

Ein Sieg muss her

Die Fans dagegen standen wie der zwölfte – oder sollte man letztlich sagen: wie der zehnte Mann – hinter der Mannschaft. „Das war schon beeindruckend“, sagte auch Marc Stein, der vom Bieberer Berg in Offenbacher eine tolle Atmosphäre gewöhnt ist. Das ändert nichts daran, dass sich die Situation zuspitzt. „Natürlich steigt der Druck, wenn die Ergebnisse nicht stimmen“, sagt Morales, „aber wir müssen weiterarbeiten und dürfen nicht in Panik geraten.“

Das tut auch keiner bei den Kickers. Am Samstag sitzt der Italiener noch auf der Bank. Und danach? „Drei Punkte aus der englischen Woche“, hatte Buchwald gefordert. Dazu müsste ein Sieg her. Wobei die Kickers im Grunde nichts zu verlieren haben – als Außenseiter beim Tabellenführer.