Die Stuttgarter Kickers haben sich beim 2:0-Sieg gegen den FSV Frankfurt II lange schwer getan. Enzo Marcheses Einwechslung brachte die Wende.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Freibier für alle. 1000 Liter hat die Brauerei Dinkelacker-Schwabenbräu bei den Stuttgarter Kickers ausgelobt – nicht weil der ersehnte Aufstieg in die dritte Liga schon perfekt ist, sondern weil der Sponsorenvertrag verlängert wurde, und das gleich bis 2015. Weshalb der Präsident Rainer Lorz sagte: „Das gibt Planungssicherheit.“ Personell konnte das nach dem hart erkämpften 2:0-Sieg gegen den FSV Frankfurt II niemand behaupten, weil kein Vertrag verlängert wurde, wobei es einer am Samstag besonders verdient gehabt hätte, von dem in den letzten Wochen diesbezüglich gar nicht die Rede war: Enzo Marchese. „Mit ihm kam die Wende“, sagte der Mitspieler Marcel Brandstetter.

 

Denn bis dahin lief bei dem Tabellenführer wenig zusammen, vor allem weil im Mittelfeld von den Schaltzentralen mit Jérôme Gondorf und Mahir Savranlioglu keine Akzente ausgingen. Im Gegenteil: beide waren damit beschäftigt, Frankfurts überragenden Marc Gallego in Schach zu halten. Der Vorletzte spielte jedenfalls besser als sein Ruf, sprich Tabellenplatz, dennoch monierte das Kickers-Präsidiumsmitglied Guido Buchwald: „Mit unserem Anspruch müssen wir spielerisch mehr bieten, mehr dominieren.“ Eine Chance durch den Neuzugang Peter Sprung, zu wenig.

Für den Stürmer wurde Marchese ein- – und das System gewechselt. Von dem zuletzt in der Vorbereitung praktizierten 4-4-2 zu dem in der Vorsaison sehr erfolgreichen 4-1-4-1, mit Marco Grüttner als Spitze. „Enzo hat das gebracht, was wir von ihm erwartet haben“, sagte der Trainer Dirk Schuster. Nämlich mehr Ruhe am Ball, mehr Übersicht – und mehr Torgefahr, zum Beispiel bei Standards, vor der Pause ein Manko. Sein erster Freistoß landete bei Julian Leist, der zum 1:0 einköpfte (50.), schon der vierte Saisontreffer des Innenverteidigers. Doch nicht nur in dieser Situation war Marchese beteiligt, was der 28-Jährige anpackte, hatte Hand und Fuß, so dass die Kickers nun zu einigen Chancen kamen, wobei die beste auf der Gegenseite Frankfurts Oesterhelweg acht Minuten vor Schluss vergab. Am Ende aber belohnte sich Marchese (nach Brandstetters Vorarbeit) mit dem Treffer zum 2:0 selbst, ohne deshalb große Ansprüche zu stellen.

 Drei Schippen - und drei Punkte

„Natürlich sitzt kein Spieler gerne auf der Bank, aber ich habe eben meinen Job gemacht.“ Ein Hauch von Bescheidenheit, das hört der Trainer gerne, der ihn nicht nur deshalb schätzt. Marchese ist auch wichtig für die Stimmung in der Mannschaft, die ihn „Papa“ ruft. „Das sagt alles“, meint Schuster zum Stellenwert des Italieners. Der Mitspieler Brandstetter zog dann spontan noch eine überraschende Parallele: „Ich vergleiche ihn etwas mit Marc van Bommel, der auch mal laut wird, wenn es auf dem Platz nicht klappt.“ Ein Leader also. Solcherlei Respekt zeigte sich auch bei Gondorf, der dem Kollegen die Kapitänsbinde in der Pause förmlich aufgedrängt hat, „ich wollte das gar nicht“ (Marchese).

Doch solche 45 Minuten reichen noch nicht zur Vertragsverlängerung: Es hat zuletzt zwar Gespräche mit diversen Spielern oder Agenten gegeben – aber nicht mit Marchese. „Damit beschäftige ich mich auch nicht“, sagt der Spieler, während Buchwald betont: „Da muss man abwarten, aber wir haben ihn immer auf dem Schirm.“

Vielleicht auch schon am Freitag im Spitzenspiel bei Eintracht Frankfurt II. Denn dort fehlt der bisher gesetzte Gondorf nach seiner fünften Gelben Karte, so dass sich nicht nur deshalb die Systemfrage stellt. Zurück zu nur einer Spitze? „Da warten wir mal die Woche im Training ab“, sagt Schuster zur Marschroute, während Buchwald auf eine baldige Rückkehr von Ali Pala hofft, der in dieses System perfekt passte.

Buchwald: „Zunächst freue ich mich aber auf das Spiel.“ Genau wie die Mannschaft. Auch wenn nicht nur Marchese weiß, dass „wir dort zwei Schippen drauflegen müssen“. Mindestens. Wie sagte Schuster: „Es dürfen auch drei sein.“ Drei Schippen – und drei Punkte.

Kickers Güvenc – Gerster, Fennell (84. Auracher), Leist, Becker – Türpitz (90. Abruscia), Savranlioglu, Gondorf, Brandstetter – Sprung (46. Marchese), Grüttner . Tore 1:0 Leist (50.), 2:0 Marchese (90.).