Regionalligist Stuttgarter Kickers steuert ungebremst dem Abgrund entgegen. Einen erneuten Trainerwechsel schließt der Präsident aus. Die letzte Hoffnung ruht auf der befreienden Wirkung eines Derbysiegs.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Offenbach - Tomasz Kaczmarek war an der Reihe und griff zum Mikro. Doch er benötigte eine Weile, bis er sein Statement in der Pressekonferenz begann. Der Trainer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers rang sichtlich aufgewühlt nach dem 0:2 (0:2) bei Kickers Offenbach nach Worten.

 

„Das war ein ganz, ganz schlechter Tag für uns. Die ersten 20 Minuten waren okay, dann werden wir gegen einen extrem ersatzgeschwächten Gegner von Minute zu Minute schlechter“, begann er seine Ausführungen. Dann brachte er sein Unverständnis über die Undiszipliniertheit von Ryan Malone (Rote Karte nach Tätlichkeit beim Stand von 0:0) zum Ausdruck. Und schließlich stellte er selbst die Frage, ob seine Spieler praktisch untrainierbar seien: „Ich bin jetzt der dritte Trainer hier, und keiner hat es geschafft, diese Mannschaft in die Spur zu bringen. Wo man den Hebel ansetzen soll? Diese Frage stelle ich mir jeden Tag.“ Am Ende spitzte er seine Einschätzung in dem Satz zu: „So wie wir uns heute präsentiert haben, sind wir völlig chancenlos.“ Das Ganze klang verdächtig nach Selbstaufgabe.

Kaczmarek: „Ich resigniere definitiv nicht“

Doch mit einem Tag Abstand stellte Kaczmarek klar: „Da war unmittelbar nach dem Spiel viel Frust und Emotion im Spiel, ich hätte mich vielleicht sachlicher äußern sollen. Ich resigniere jedenfalls definitiv nicht“ sagte der 32-Jährige am Sonntagmittag und verteidigte dann noch seine Spieler: „Wenn wir keine Mannschaft wären, hätten wir uns in Offenbach in Unterzahl 0:5 abschlachten lassen.“ Doch auch so bleibt die Tatsache: Die Erfolgsbilanz seiner Arbeit ist bis dato verheerend (zwei Punkte aus fünf Spielen). Dennoch denkt Präsident Rainer Lorz nicht daran, im freien Fall noch einmal die Reißleine zu ziehen, um mit einem erfahrenen Coach neue Impulse zu setzen. „Für mich stellt sich diese Diskussion nicht. Tomasz Kaczmarek bleibt für mich der richtige Mann. Wir haben uns vor seiner Verpflichtung eingehend mit ihm befasst. Es liegt an den Spielern, endlich die PS auf die Straße zu bringen“, sagt er. Aufsichtsratschef Christian Dinkelacker (wegen eines Skiunfalls derzeit nicht bei den Spielen im Stadion) pflichtet ihm bei: „Einen erneuten Trainerwechsel schließe ich aus. Die Mannschaft ist am Zug.“

Das Problem ist: Nichts deutet darauf hin, dass diese verunsicherte Truppe mit vielen Mitläufern und so gut wie keinen Leitfiguren in den ausstehenden neun Spielen die Wende schafft. Die Hoffnung schwindet immer mehr. Personelle Alternativen gibt es keine. Malone ist gesperrt, Maurizio Scioscia nach seiner fünften Gelben Karte ebenfalls. Die verletzten Mijo Tunjic, Daniel Schulz und Antonio Morella fehlen noch zwei bis drei Wochen. Der Trainer setzt auf die befreiende Wirkung eines Derbysiegs gegen den VfB Stuttgart II am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazi-Stadion). „Mit einem Erfolgserlebnis ändert sich im Fußball viel“, sagt Kaczmarek und wünscht sich, dass sein Team endlich auch einmal in Führung geht: „In allen fünf Spielen unter meiner Regie hatten wir immer die Chance zum 1:0, haben sie aber nie genutzt.“

Führungsetage beschäftigt sich auch mit der Oberliga

Den Verantwortlichen bleibt nichts anderes übrig, als sich auch mit dem Horrorszenario Oberliga-Abstieg zu beschäftigen. „Wir können nicht die Augen verschließen und sind gezwungen, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen, Pläne und Szenarien zu erstellen“, sagt Dinkelacker auf Nachfrage. „Die Kickers wird es auf jeden Fall weiter geben“, stellt Präsident Lorz klar. Er ist immer noch davon überzeugt, dass dies in der Regionalliga sein wird. „Wir werden nicht absteigen. Wir brauchen jetzt einen Sieg – vollkommen egal, gegen wen es geht.“

Stuttgarter Kickers - Regionalliga

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