70 Minuten fehlt dem Pokalspiel der Stuttgarter Kickers eigentlich nur ein Tor. Dann reißt komplett der Faden. Und am Ende gewinnt Oberligarivale TSG Backnang in der Verlängerung verdient mit 1:0. Manche Fans lassen danach Dampf ab.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - „Wir sind Kickers und Ihr nicht“, skandierte ein halbes Dutzend Anhänger der Stuttgarter Kickers wutentbrannt. Wüste Beschimpfungen mussten sich die Spieler des Fußball-Oberligisten nach dem Schlusspfiff beim Gang in die Kabine anhören. Der Frust sitzt schon wieder tief bei der leidgeprüften Fan-Gemeinde in Degerloch. Da hatte es am vergangenen Samstag mit dem 1:0 gegen den 1. Göppinger Sportverein, wenn auch glücklich, im dritten Anlauf den ersten Sieg in der Liga gegeben – und vier Tage später setzt es schon wieder einen Rückschlag: 0:1 nach Verlängerung in der dritten Runde um den WFV-Pokal gegen den Ligarivalen TSG Backnang. „Nach 70 Minuten hatten wir plötzlich keine Stabilität mehr. Da haben wir läuferisch nicht mehr dagegengehalten“, ärgerte sich der enttäuschte Kickers-Trainer Tobias Flitsch.

 

Ohne Auracher geht die Stabilität verloren

Mit der Auswechslung von Patrick Auracher nach einer guten Stunde ging bei den Blauen die Kompaktheit komplett verloren. Plötzlich ging überhaupt nichts mehr. Dabei hatten die Kickers vor 850 Zuschauern im ADM-Sportpark bis dahin eine ordentliche Vorstellung abgeliefert. Sie waren das überlegene Team. Was fehlte war die Qualität vor dem gegnerischen Tor. Auracher scheiterte bereits in der dritten Minute mit einem an ihm selbst verursachten Foulelfmeter an TSG-Keeper Marcel Knauss. Leander Vochatzer, Michael Klauß, Auracher und Florijan Ahmeti vergaben weitere Hochkaräter für das Flitsch-Team.

Läuferisch zu schwach und zu harmlos

Ab der 70. Minute übernahm dann aber die TSG das Kommando und profitierte vom Filmriss im Kickers-Team. Das Sturmduo Daniel Lang/Mario Marinic hätte die Partie schon in der Schlussphase der regulären Spielzeit nach eklatanten Fehlern der Blauen entscheiden können. Doch eigenes Unvermögen der ansonsten diszipliniert spielenden Backnanger oder der starke Kickers-Keeper Manuel Schneck retteten den Regionalliga-Absteiger in die Verlängerung. Auch da konnte die Heimmannschaft in keiner Weise mehr zulegen. Torjäger Marinic erzielte in der 114. Minute das entscheidende Tor. Ibrahima As Diakite hatte noch die Chance zum Ausgleich – doch der Joker schoss drüber. Dann waren die 120 Minuten um. „Manche meiner Spieler sind läuferisch einfach nicht gut genug. Und wir haben zu wenig Qualität vor dem Tor. Da sind wir zu harmlos und ungefährlich“, stellte Flitsch fest, der sein Team gegenüber dem 1:0 gegen Göppingen auf sechs Positionen geändert hatte. „Ich wollte einige Spieler schonen, damit sie am kommenden Samstag in der Liga frischer sind“, lautete Flitschs Begründung, der die Wechsel aber nicht als Entschuldigung für den verpassten Achtelfinal-Einzug sehen wollte.

Am Samstag beim Spitzenreiter

An diesem Samstag geht es für die Kickers um Oberligapunkte beim Bahlinger SC. Als Favorit fahren die Kickers nicht an den Kaiserstuhl. Und das Selbstbewusstsein dürfte nach dem Pokal-Aus gegen die TSG Backnang auch nicht besonders ausgeprägt sein.

Aufstellung

Kickers: Schneck – Ludmann, Jäger, Niedermann, Gerber (46. Landeka) – Blank, Auracher (61. Kling), Ahmeti, Klauß (70. Amachaibou) – Vochatzer (84. Diakite), Stepcic.