Die Stuttgarter Kickers stehen vor richtungsweisenden Tagen. Am Samstag findet das Kellerduell der dritten Liga bei Preußen Münster statt, am Montagabend dann die Hauptversammlung des Traditionsvereins.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Stuttgart - Bei den Stuttgarter Kickers ist man vor Überraschungen zwar nie ganz gefeit, doch eines ist fast wie in Stein gemeißelt. Dass am letzten Montag im November die Mitgliederversammlung stattfindet. So auch in diesem Jahr. Der Fußball-Drittligist steht also vor einem richtungsweisenden Wochenende, nachdem bereits am Samstag (14 Uhr) das sportlich wichtige Kellerduell bei Preußen Münster ansteht – mit dem Neuzugang Marco Calamita. Eine Bestandsaufnahme.

 

Kader Das Kommen und Gehen bei den Kickers hält an. Nachdem feststand, dass der zuletzt so starke Marcos Alvarez wegen Knieproblemen zunächst ausfällt, haben die Kickers reagiert und nochmals nachgelegt. In Marco Calamita kam zwar ein „etwas anderer Spielertyp“, wie der Trainer Horst Steffen sagt, aber auch ein Angreifer, der schon „nahezu alle Positionen in der Offensive“ gespielt hat, wie der 30-Jährige bei seiner Präsentation erklärte.

Zuletzt war er beim Zweitligisten Aalen, wo sein Vertrag im Sommer aber nicht verlängert wurde. „Eine Enttäuschung“, wie der Spieler sagt. Wer weiß, für was es gut ist. Denn in den Kickers hat er seinen Wunschverein gefunden. Endlich, könnte man sagen, nachdem es in der Vergangenheit immer mal wieder Annäherungsversuche gab. Jetzt schließt sich der Kreis, denn der in Fellbach aufgewachsene Calamita hat schon in der Jugend bei den Blauen gespielt – und sagt: „So schnell gehe ich nicht mehr weg“, auch wenn sein Vertrag nur bis Saisonende läuft. Der Sportdirektor Michael Zeyer macht ihm aber Hoffnung: „Ich denke, er kann uns – wie auch Gerrit Müller – über die Saison hinaus helfen.“

Zunächst einmal will der Spieler morgen im Kellerduell Viertletzter gegen Drittletzter bei Preußen Münster der Mannschaft helfen, die nötigen Punkte im Abstiegskampf einzufahren. Von Beginn an? „Alles ist möglich“, sagt der Trainer, auch wenn Calamita zugibt: „Ich bin noch nicht bei hundert Prozent.“

Nachdem der Kader inzwischen an die 30 Spieler umfasst, wird er in der Wintrerpause ausgedünnt werden müssen. „Der Personaletat ist schon jetzt hart an der Grenze“, sagt der Präsident Rainer Lorz. Erste Kandidaten dürften Paul Grischok, Stefan Maletic und Karim Rouani sein, sofern sich überhaupt ein Abnehmer finden lässt. Unklar ist zudem die Zukunft von Daniel Engelbrecht. Nach seiner Nachuntersuchung in Stuttgart wegen Herzproblemen hat er bisher von den Ärzten offenbar noch kein grünes Licht bekommen. Hauptversammlung Nachdem das Präsidium im Vorjahr zumindest ein ausgeglichenes Jahresergebnis angekündigt hatte, muss Lorz eingestehen: „Das haben wir leider nicht geschafft.“ Angeblich soll sich der Fehlbetrag auf rund 250 000 Euro belaufen. Das ist ein Warnsignal. Dahin gehend, dass das Steigerungspotenzial seine Grenzen hat. Und ohne die erneute Unterstützung des Investors in dieser Saison – von geschätzten 900 000 Euro – wäre der Fünf-Millionen-Etat sowieso nicht zu stemmen. „Die Krux ist: leider hat diese Erhöhung bisher nicht den gewünschten sportlichen Erfolg gebracht“, sagt Lorz. Was auch daran liegt, dass bei der Kaderplanung nicht alles optimal lief. „Wir können und wollen das Budget nicht jedes Jahr erhöhen“, sagt Lorz. „Unser Ziel muss es sein, den Etat auch wieder zurückfahren“ – und dennoch zumindest den Klassenverbleib zu schaffen.

Marketing Neben den TV-Erträgen, von denen ein Teil aber in die Refinanzierung des Investors fließt, und den Zuschauereinnahmen, die sich bei einem Schnitt von rund 4000 einpendeln, dient vor allem der Marketingbereich als Einnahmequelle. „Unseren Ansatz von rund 2,4 Millionen Euro werden wir wohl erreichen“, sagt Lorz, räumt aber ein, dass darunter (zu) viele Kompensationsgeschäfte sind, also Werbeverträge, die Waren oder Dienstleistung enthalten. Daran hat auch die Zusammenarbeit mit Ufa Sports nicht grundlegend etwas geändert. „Man darf das nicht immer an Personen festmachen“, gibt Lorz zu, nachdem in der Vergangenheit häufig Kritik an den handelnden Personen wie Martin Kurzka oder Jens Zimmermann laut geworden war. „Insgesamt liegen wir in diesem Bereich unter dem Ligaschnitt“, räumt Lorz ein – und fügt hinzu: „Wir brauchen dringend mehr Bargeldzufluss.“

Präsidium Nach dem Rücktritt Guido Buchwalds ist im Präsidium die Stelle für den Sportbereich vakant. „Die wird wieder besetzt“, betont Lorz – aber noch nicht bei der Hauptversammlung. „Wir werden die Gespräche danach intensivieren und müssen uns insgesamt breiter aufstellen“, sagt der Präsident, der inzwischen drei Jahre im Amt ist, obwohl er es zunächst nur interimsweise übernehmen wollte. Doch bei den Kickers ist das mit den Zahlen eben so eine Sache. Ob das Ex-Vorstandsmitglied Buchwald am Montag (19 Uhr) in den Waldau-Park kommt, ist offen. Er betont: „Ich will keine schmutzige Wäsche waschen.“ Das überlässt er bei den Kickers lieber dem Zeugwart.