An diesem Samstag geht für Fußball-Oberligist Stuttgarter Kickers die Mission Aufstieg weiter. Es existieren gute Gründe, dass es die Blauen packen, aber es gibt auch Anlass zur Skepsis. Ein Ausblick.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Die Stuttgarter Kickers liegen 15 Spieltage vor Schluss in Lauerstellung, haben aber auch den Atem der Verfolger im Nacken. Vor dem Oberliga-Wiederbeginn am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazi-Stadion) gegen den Tabellensechsten FSV 08 Bissingen liegen die Blauen punktgleich mit dem 1. Göppinger SV auf Platz zwei. Wir beleuchten, was für und gegen die Kickers im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga spricht.

 

VfB Stuttgart II Der aktuell um zwei Punkte und 13 Tore bessere Spitzenreiter ist das Hauptargument gegen einen Direktaufstieg der Kickers. Seitdem Michael Gentner als Trainer das Sagen hat, besticht die U21 des VfB mit eindrucksvollem Torhunger. Beim 6:1 im Nachholspiel beim FC Nöttingen bestätigten die Weiß-Roten ihre Kantersiege aus der Vorbereitung. Damit nicht genug: Vor dem Auftakt beim TSV Ilshofen (Samstag, 14 Uhr) setzte die Gentner-Elf mit dem 8:0 im Test gegen den Oberliga-Vierten SV Oberachern gleich noch einmal ein Ausrufezeichen. „Wir schauen nur einmal auf den VfB II – im direkten Duell am 17. Mai“, sagt Kickers-Trainer Ramon Gehrmann und konzentriert sich auf seine Mannschaft.

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Vorbereitungsergebnisse Ganz im Gegensatz zum Lokalrivalen aus Cannstatt haben die Blauen sehr durchwachsene Testspielergebnisse hinter sich. In den vergangenen sechs Vorbereitungsspielen gelang nicht ein Sieg. Selbstbewusstsein tankt man anders. Trainer Ramon Gehrmann sieht es unaufgeregt: „Es ist so ähnlich wie bei einem Handwerker. So lange der Klempner bei mir zu Hause arbeitet, drehe ich auch nicht das Wasser auf. Entscheidend ist, dass am Ende alles funktioniert.“

Druck Die Verträge von Trainer und Sportlichem Leiter hätten auch bei einem weiteren Jahr in der Oberliga ihre Gültigkeit, dennoch ist der Duck für die Kickers, es in diesem Jahr zu schaffen, enorm hoch. Viel höher jedenfalls als für alle anderen Oberligisten, vom VfB II mal abgesehen. Die fünf Winter-Neuzugänge waren noch einmal ein deutliches Signal. Schwer vorstellbar, dass die Blauen mit ähnlichen finanziellen Voraussetzungen wie in dieser Saison einen weiteren Anlauf in Richtung Aufstieg nehmen könnten.

Kader Der breite Kader könnte das große Plus für die Blauen sein. „Ich habe noch nie einen in der Breite qualitativ so hochwertigen Kader trainiert“, sagt Trainer Gehrmann. Durch die Winter-Neuzugänge David Braig (Sturm/SSV Ulm 1846), Nikola Trkulja (zentrales Mittelfeld/TSV Steinbach Haiger), Ruben Reisig (Sechser oder Innenverteidiger/SSV Reutlingen), Theo Rieg (Abwehrzentrum/FC Bayern München II) und Aron Viventi (linke Außenbahn/SSV Ulm 1846) wurden alle Mannschaftsteile verstärkt. Im Vorjahr konnten die Kickers auf der Zielgeraden der Saison Ausfälle von Schlüsselspielern nicht kompensieren – was den Aufstieg kostete.

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Torjäger Im Sturm konnten sich die Kickers in dieser Saison stets auf Mijo Tunjic verlassen. Der Knipser vom Dienst (19 Saisontreffer) ist so etwas die Lebensversicherung in Sachen Tore. Gehrmann: „Mijo ist gut drauf, bleibt er gesund, wird er weiter seine Tore machen.“ Cristian Giles (zehn Saisontore) deutete bei der Generalprobe gegen den FV Illertissen (1:1) seine gute Form an. Und als kampf- und laufstarker Mentalitätsspieler lauert Neuzugang David Braig auf seine Chance an vorderster Front.

Erfahrung Die Kickers haben nicht den einen und einzigen Akteur in ihren Reihen, der alle Facetten eines Führungsspielers verkörpert. Doch sie haben enorm viele erfahrene Kräfte, die in ihrer Laufbahn schon viele knifflige Situationen überstehen mussten. Und das in allen Mannschaftsteilen. Dazu gehören Tobias Feisthammel (32), Patrick Auracher (30), Michael Klauß (32), Lukas Kling (30), Giles (29), Tunjic (32), Johannes Ludmann (29), Markus Obernosterer (29) sowie die Neuzugänge Braig (28) und Trkulja (28). „Die Struktur in unserem Team stimmt. Wir haben viele Spieler, die sich schon lange kennen, wir haben eine klare Hierarchie. Wir sind gut aufgestellt“, ist sich Trainer Gehrmann sicher.

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Fans Die Unterstützung von außen ist ein enormer Trumpf für die Kickers, gerade auch im Duell mit dem VfB II. Zu Hause im Gazistadion liegt der Schnitt bei 2680 pro Spiel. „Die Fans helfen uns sehr, die volle Intensität abzurufen, diese Atmosphäre haben wir in der Vorbereitung schon etwas vermisst“, baut Gehrmann auf die Hilfe von außen.

Wir haben Fotos der Winter-Neuzugänge zusammengestellt. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie!