Vergängliche Pracht: Gut fünf Zentimeter Schnee machen den Killesberg im Stuttgarter Norden zum Spielplatz für Kinder.

S-Nord - Eingesetzt haben die Schneefälle Sonntagnacht, gegen 22 Uhr. Am Montagmorgen lag Stuttgart unter einer weißen Decke: „Gut vier Zentimer Schnee haben wir am Schnarrenberg gemessen“, sagt Kai-Uwe Nerding, Diplom-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst Stuttgart. Im Höhenpark Killesberg waren es rund fünf Zentimeter – an manchen Stellen sogar noch mehr. So hoch bleibt der Schnee laut Nerding höchstens alle drei bis vier Jahre in Stuttgart liegen. Das letzte mal war das 2014 der Fall.

 

Schlitten fahren und Schneemänner bauen

Weil die weiße Pracht so plötzlich wie sie kommt, auch wieder verschwindet, haben viele Eltern den Schlitten aus dem Keller geholt, sich und die Kinder warm eingepackt und sind raus. Auch unter den Schuhsohlen von Johanna (5) und ihr Papa Marco Käser knirscht der frisch gefallene Schnee im Park. Bereits um 10.30 Uhr hatten sie einen großen Schneemann gebaut. „Den dicken Bauch hat der Papa gerollt, den Kopf ich“, sagt Johanna und strahlt. Einsam ist ihr Schneemann nicht: An vielen Ecken im Höhenpark tummeln sich Artgenossen. Vor dem Schneemann bauen war das Schlittenfahren dran. „Der Hang war so steil“, sagt Johanna und zeigt mit der Hand steil nach unten.

Den Hang rodeln auch Vincent und Kolya (beide 2) mit ihren Müttern runter. Angst? „Haben die beiden nicht“, sagt Alice Lenz, die Mutter von Vincent. Unermüdlich ziehen die Mütter die Schlitten wieder hoch. Henry (6), Emily (4) und Aurelio (5) haben sich schon ausgetobt, sitzen im Schnee und picknicken mit ihren Müttern. Es gibt Brezeln und heißen Tee. Sie sind „lang genug zu Hause rum gesessen“ und freuen uns jetzt Draußen sein an der frischen Luft zu sein.

Während die einen den Winter im Park genießen, schaffen andere dort. „Unsere Leute schneiden jetzt, in der vegetationsfreien Zeit, die Bäume“, erklärt Viola Hellwag. Sie ist die Leiterin der Abteilung Stadtgrün beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt. Außerdem werden im Winter die Dahlienknollen ausgegraben und in einem frostfreien Keller eingelagert, damit sie im Frühjahr wieder gesetzt werden können. Die Dahlienbeete bekommen so lange eine Kompostauflage. Und schließlich muss die Felswand beim Rosengarten von Sämlingen und zu groß gewordenem Gehölz befreit werden. Viola Hellwag nennt den Grund: „Sonst könnte das Wurzelwerk Teile der Felsen absprengen.“

Flamingos im Winterquartier

Die Flamingos mussten ihren Teich schon Anfang November räumen. Sie sind in einer Vogelvolière untergebracht. „Flamingos brauchen freie Wasserflächen. Da man nie genau weiß, wann unsere Seen zu frieren, machen wir das rechtzeitig“, sagt Hellwag. Raus dürfen sie wieder im März. So lange bilden sie mit einer Streifen- und einer Schneegans ein Schicksalsgemeinschaft. Die beiden sind über 20 Jahre alt, und weil man ihnen früher die Flügel kupiert hat, damit sie nicht wegfliegen, könnten sie bei zugefrorenem Wasser leicht zur Beute von Füchsen oder frei laufenden Hunden werden. „Das Kupieren macht man heute zum Glück nicht mehr“, versichert Hellwag. Draußen bleiben dürfen die drei Shetlandponys, die Alpakas und die Ziegen. Hellwag: „Die schützt ihr dichtes Fell vor Schnee und Kälte.“

Bei um die 3 Grad Celsius setzte am Mittag bereits das Tauwetter ein. Meteorologe Nerding ist trotzdem zuversichtlich, dass sich der Schnee auf den Grünflächen noch bis Mittwoch hält. Denn abends und nachts bewegen sich die Temperaturen wieder im Minusbereich. Doch dann ist’s vorbei mit dem Winterparadies im Höhenpark: Am Donnerstag erwartet Nerding Temperaturen so um die sechs Grad. Am Freitag sollen sie sogar auf neun Grad steigen.