Der städtische Eigenbetrieb Abfallwirtschaft will seinen Vollservice solange wie möglich aufrechterhalten. Auch die Wertstoffhöfe bleiben geöffnet. Notfallpläne liegen aber in der Schublade.

Stuttgart - Die gute Nachricht vorneweg: Bisher hat sich laut dem stellvertretenden Geschäftsführer Gerhard Knobloch kein Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebs Abfallwirtschaft (AWS) mit dem Coronavirus infiziert. Die Müllabfuhr in Stuttgart funktioniere derzeit wie üblich. Auch die Wertstoffhöfe der Stadt haben nach wie vor – anders als in benachbarten Landkreisen – geöffnet. Die Lage sei aber dynamisch. „Das ist eine reine Stichtagsbetrachtung“, so Knobloch.

 

Derzeit bemühe sich der städtische Eigenbetrieb darum, die Mitarbeiter gerade in den operativen Einheiten so gut wie möglich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Eine leichte Aufgabe sei das nicht, gibt Knobloch zu verstehen. Die AWS-Mitarbeiter seien zum einen einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt. Viren könnten etwa an gebrauchten Taschentüchern in den Mülltüten haften. Zum anderen müssten sich immer zwei Mitarbeiter bei den Touren in der Fahrerkabine aufhalten. Der empfohlene Abstand von 1,5 Metern zu anderen lasse sich so nicht einhalten, sagt Knobloch. Die AWS will den Stuttgartern so lange wie möglich einen Vollservice anbieten. AWS-Personal würde wie vor der Krise die Müllcontainer direkt am Fahrzeug entleeren, meint Knobloch.

Auch Sperrmüll wird abgeholt

Mülltüten müssten deshalb nicht am Straßenrand platziert werden. Auch Sperrmüll werde regulär abgeholt, sagt der stellvertretende AWS-Chef. Da das Verkehrsaufkommen auf den Straßen aufgrund der Einschränkung des öffentlichen Lebens abgenommen habe, reduziere sich zumindest die Länge der Fahrten, erklärt Knobloch. „In der Regel müssen die beiden Mitarbeiter nicht länger als 15 Minuten nebeneinandersitzen“, sagt er.

Die Mitarbeiter seien sensibilisiert, wie sie sich selbst etwa durch häufiges Händewaschen vor einer Infektion schützen könnten, erklärt Knobloch. Aber wichtig sei auch die Unterstützung der Bevölkerung. Die Stadt hat in der vergangenen Woche Regeln kommuniziert, die beim Umgang mit Hausmüll zu beachten sind. So seien die Mülltüten fest zu verknoten, damit die Mitarbeiter der AWS weitgehend vor Kontakt mit den Haushaltsabfällen geschützt sind, hieß es in einer Mitteilung der Stadt. Die Wertstoffhöfe erlauben derzeit nur die Zufahrt von vier Fahrzeugen, sagt Knobloch. „Die Sperrmüllkarte wird auch nicht mehr persönlich entgegengenommen, sondern muss in eine Box geworfen werden“, erklärt Knobloch.

Lage an Wertstoffhöfen entspannt sich

Immerhin habe sich die Situation an den Wertstoffhöfen im Vergleich zu Mitte März entspannt, meint Knobloch. Noch vor zwei Wochen hätten sich bisweilen lange Autoschlangen vor den Einrichtungen gebildet, schildert er. „Wir vermuten, dass viele, die jetzt wegen des Virus zu Hause bleiben müssen, die Zeit zum Entrümpeln ihrer Keller genutzt haben“, sagt Knobloch. Eine zusätzliche Belastung der Kapazitäten sei derzeit aber nicht hilfreich, betont er. Ohnehin bemerkten die Mitarbeiter eine Zunahme des Hausmüllvolumens. „Das liegt daran, dass viele jetzt zu Hause kochen und nicht mehr mittags in Kantinen essen, da fällt mehr Müll an“, meint Knobloch. Die Stimmung unter den Mitarbeiter der AWS beschreibt Knobloch als „hoch motiviert“. „Wir sind uns bewusst, dass wir systemrelevant sind“, sagt er. AWS-Kräfte können eine Notbetreuung für ihre Kinder in Anspruch nehmen, damit sie ihrer Tätigkeit nachgehen könnten. Ob Einzelne dieses Angebot wahrgenommen haben, wisse er nicht.

Mitarbeiter sind motiviert

Er klopfe auf Holz, dass seine Mitarbeiter sich auch weiterhin vor Infektionen mit dem Coronavirus schützen können. Denn für den Fall massenhafter Erkrankungen müsste auch die Stuttgarter Abfallwirtschaft Notfallpläne in Kraft setzen. „Einige Städte haben nicht nur schon die Wertstoffhöfe geschlossen, sondern auch die Sperrmüllabholung an der Haustür ausgesetzt“, sagt Knobloch. Nicht nur Sperrmüll müsste im Krisenfall vorerst in den Kellern bleiben, sondern auch Altpapier, betont Knobloch. „Wer keinen Keller hat, muss es zur Not in der Wohnung stapeln“, sagt er. Szenen von vermüllten Straßen gelte es unbedingt zu vermeiden, meint Knobloch. „Es muss jedem klar sein, dass die grauen Behälter Vorrang haben vor Papierstapeln“, sagt er.

Kunden äußern Zuspruch

Seine Mitarbeiter freue, dass sie derzeit viel Zuspruch von der Bevölkerung erhielten, meint Knobloch. Kunden äußerten ihren Dank für die Leistungsbereitschaft in E-Mails, erzählt er. „Offenbar erkennen nun viele, dass wir Teil der Daseinsfürsorge sind. Und dass die Mitarbeiter harte Arbeit leisten in harten Zeiten“, so Knobloch.