Den Unternehmen Abellio und Go Ahead drohen wegen Zugausfällen und Verspätungen Schadensersatz- und Strafzahlungen. Auch nach dem Fahrplanwechsel im Dezember drohen Probleme.

Stuttgart - Das baden-württembergische Verkehrsministerium wird den Eisenbahnverkehrsunternehmen Abellio und Go Ahead wegen Verspätungen und Zugausfällen, auch infolge Lokführermangels, Strafgelder in Millionenhöhe in Rechnung stellen. Das hat Ministerialdirektor Uwe Lahl bei einer Pressekonferenz in Heilbronn zum Fahrplanwechsel mitgeteilt. Vom 15. Dezember an werden die Betreiber weitere Strecken im Stuttgarter Netz übernehmen.

 

Sollte sich die Lage nicht binnen zweier Wochen spürbar entspannen, sollen die Pendler durch die beiden Unternehmen entschädigt werden, sagte Lahl bei einem Gespräch mit Vertretern aus dem Raum Bruchsal und Bretten. Sie fordern, rasch einen verlässlichen Betrieb sicher zu stellen. Lahl geht davon aus, dass die Fahrgäste nun von dem „optimierten Fahrplankonzept“ des Landes mit zusätzlichen Zügen profitierten.

Situation laut Verkehrsministerium noch nicht gut genug

Abellio, Tochter des niederländischen Staatsbetriebs, und die private britische Firma Go Ahead haben im Juni den Betrieb im Stuttgarter Bahnnetz aufgenommen und den bis dahin als Monopolisten auftretenden DB Regionalbetrieb abgelöst. Laut Lahl verlief der Start holprig, die Situation habe sich schrittweise verbessert, sei aber noch nicht gut genug.

Die Geschäftsführungen von Abellio und Go Ahead erheben wiederum Vorwürfe gegen ihre Lieferanten Bombardier und Stadler. Wegen verspäteter oder verzögerter Auslieferungen von Fahrzeugen seien sie für den Fehlstart verantwortlich. Auf die Hersteller kommen deshalb hohe Schadensersatzforderungen zu. Die Streckenbetreiber wollen nicht nur die ans Land zu zahlende Strafe ersetzt bekommen, sondern auch die Anmietung von Zügen und Lokführern. Konkrete Summen wurden nicht genannt, doch der Schaden geht in die Millionen.

Stadler und Bombardier räumen Schuld ein

Stadler und Bombardier haben sich am Donnerstag für die Lieferschwierigkeiten entschuldigt und Besserung gelobt. „Ich glaube den Zusagen des Unternehmens nicht mehr“, erklärte Ministerialdirektor Lahl an die Adresse von Bombardier-Vertreter Francois Muller. Der musste einräumen, bis zum Fahrplanwechsel nur sieben der 25 bestellten Neufahrzeuge liefern zu können und begründete dies mit Softwareanpassungen nach einer Normänderung bei Sicherheitsstandards.

Abellio leiht sich vorerst die fehlenden 18 Züge von der Westfalenbahn, von Agilis und DB Regio, die zudem mit ihren Doppelstockwagen als Dienstleister zwischen Stuttgart und Heilbronn verkehrt. Abellio fährt künftig auch zwischen Stuttgart und Mannheim, Go Ahead betreibt unter anderem die Murrbahn zwischen Stuttgart und Nürnberg, anfangs aber auch mit gemieteten Fahrzeugen und Lokführern, weil die dafür vorgesehenen Stadler-Züge geliefert, aber nicht einsatzbereit sind.