Ein Quereinsteiger mit besonderem Hintergrund: Im vergangenen Jahr hat Niko Mahle „Das Rosenkreuzer Komplott“ veröffentlicht. Jetzt arbeitet der Jungautor an seinem zweiten Thriller.

Stuttgart - Hauptberuflich arbeitet er als IT-Führungskraft, vor knapp eineinhalb Jahren hat Jungautor Niko Mahle dennoch seinen ersten Roman, „Das Rosenkreuzer Komplott“, veröffentlicht. Wie vereint er diese scheinbar diametralen Interessen und wie ist er überhaupt zum Schreiben gekommen? Das Schreiben stelle für ihn den idealen Ausgleich zu seinem Beruf dar.

 

Nie nachgedacht, wohin der Weg führt

Denn im Gegensatz zu seinem eher technischen und strukturierten Beruf bezeichnet Mahle sich auch als einen sehr kreativen Menschen. Dementsprechend geht er auch bei seinem Roman vor: „Ich habe selbst nie darüber nachgedacht, was es wird. Ich habe einfach gedacht: Ich erzähle eine Geschichte“, so Mahle, „meistens weiß ich noch gar nicht, was auf der nächsten Seite passiert.“

Zu planmäßig soll auch der zweite Roman nicht werden

Momentan schreibt der Autor, der im Stuttgarter Westen lebt, an seinem zweiten Roman. Wie schon der erste, soll auch dieser ein Thriller werden, allerdings keine Fortsetzung. „Der neue Roman hat nichts mehr mit den Rosenkreuzern zu tun, er spielt aber mit denselben Protagonisten“, so Mahle. Außerdem möchte er bei diesem Buch mit mehr Konzept vorgehen: „Ich muss mir überlegen, wann ich welche Informationen durchfließen lasse, sodass der Leser auf die richtige Fährte kommt – oder auch auf die falsche.“ Zu planmäßig soll aber auch der zweite Roman nicht werden. „Ich will auch in dem kreativen Fluss bleiben. Projektplanung habe ich im Beruf schon genug“, so Mahle. Das Rosenkreuzer-Buch ist ein Thriller über eine junge Frau, die in den Bann einer geheimen Rosenkreuzer-Bruderschaft gerät und so mit rätselhaften Ritualen und Verschwörungen konfrontiert wird. Die Rosenkreuzerbewegung entstand im 17. Jahrhundert als Reformbewegung in Tübingen. „Es war eine Art Rebellion, eine Gegenbewegung zum Protestantismus“, so Mahle.

Es gibt noch 400 Rosenkreuzer-Bruderschaften

Noch heute gibt es weltweit über 400 aktive Bruderschaften. Im Laufe des Schreibprozesses betrieb der Autor viel Recherche und stand sogar mit einer der Bruderschaften im Kontakt. „Ich habe viele Nächte damit verbracht, die Manifeste der Rosenkreuzer zu lesen und alles in den geschichtlichen Kontext zu setzen“, erzählt Niko Mahle.

Ein zeitintensives Hobby also – vor allem neben dem Beruf als IT-Führungskraft. Zeit zum Schreiben findet Mahle im Urlaub und an den Wochenenden, wenn er seiner kreativen Ader ohne zusätzlichen Alltagsstress freien Lauf lassen kann. Dabei schreibt er gern außerhalb der eigenen vier Wände und lässt sich von seiner Umgebung inspirieren.

Viele bekannte Orte tauchen in dem Roman auf

Denn der Roman spielt in Stuttgart, und viele bekannte Orte tauchen in der Handlung auf. So gibt es eine längere Szene in der Unibibliothek, zu der Mahle inspiriert wurde, als er dort gerade selbst an seinem Roman schrieb. Von seinem Umfeld abgelenkt wird er nicht, wenn er an öffentlichen Orten schreibt: „Die Leute um mich herum stören mich nicht beim Schreiben – sie inspirieren mich“, sagt Mahle. Sein großes Vorbild ist Stephen King. Die Werke des Amerikaners haben Mahle dazu gebracht, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen: In seinem Roman „Das Leben und das Schreiben“ beschreibt King, wie er selbst mit dem Schreiben begonnen hat. „Das war der ausschlaggebende Punkt“, so Niko Mahle. „Es hat mich sehr beeindruckt, wie Stephen King schreibt und wie er zum Schreiben gekommen ist.“

In seinem Roman beachtet Mahle auch viele Hinweise und Tipps des berühmten Schriftstellers. Angefangen zu schreiben hat Mahle aber schon früher: „Ich habe schon immer viel gelesen, und das Schreiben kam dann, weil ich den Eindruck hatte, das eine oder andere kann man in einem Buch noch besser machen.“ Seine früheren Werke bezeichnet Niko Mahle aber als unfertige Textauszüge, „Das Rosenkreuzer Komplott“ ist sein erstes abgeschlossenes Buch.

Impfen gegen ein Biowaffen-Attentat

In dem Thriller geht es unter anderem auch um ein geplantes Biowaffen-Attentat auf die gesamte Menschheit, außerdem taucht ein speziell entwickelter Impfstoff auf, der die Mitglieder des Ordens vor ebenjenem Attentat schützen soll. Das Buch greift also in der Covid-19-Pandemie brandaktuelle Themen auf – beabsichtigt war das aber nicht. Mahle schrieb den Roman von 2017 bis 2019, also vor der Pandemie. „Das war tatsächlich Zufall“, so Mahle.

Seinen Schreibstil beschreibt der Autor als sehr detailgetreu: „Ich mag es total, Orte, Szenen und Atmosphäre zu beschreiben. Und ich liebe es, Charaktere zu beschreiben.“ Auch im Alltag fallen Mahle viele Dinge auf, die andere Leute nicht bemerken, wie er erzählt. Diese Aufmerksamkeit und Liebe fürs Detail lässt er auch in seinen Roman mit einfließen. Außerdem bezeichnet Mahle sein Buch als „Edgestream“. Darunter versteht er, dass er in der Geschichte Schubladendenken vermeiden und ungewöhnliche Themen aufgreifen möchte.

Der Leser wird auch auf falsche Fährten gelenkt

So geht es im Buch um Polyamorie oder gleichgeschlechtliche Liebe. Das eine oder andere Mal wird der Leser auch auf die falsche Fährte gelenkt. „Ich mag es, wenn der Leser überrascht wird“, so Mahle. Klischees versucht er zu vermeiden, weshalb er aber auch mit Kritik gut umgeht. Denn das Buch sei nichts für alle, es ecke durchaus auch an. Aber an einer Sache zweifelt Niko Mahle nicht: „Ich war mir sicher, dass die Leute sagen, es ist spannend.“

Überrascht ist der Autor davon, wie aufwendig der Prozess des Buchverkaufs ist. Die Zusammenarbeit mit dem Lektor lief hingegen laut Mahle gut: „Ich habe mich auf menschlicher Ebene sehr gut mit ihm verstanden.“ Ein halbes Jahr lang telefonierte der Stuttgarter mit seinem Lektor und musste sich in diesem Verlauf auch ab und zu von ganzen Szenen trennen. Finanziell ist das Schreiben nicht sehr ergiebig. „Marktüblich ist es, dass der Autor etwa sieben bis acht Prozent vom Netto-Buchpreis bekommt“, erzählt Mahle. Aber das Gefühl, das Buch fertig geschrieben zu haben, sei unbezahlbar: „Es ist so, als würde man ein Baby in der Hand halten.“