Die neue Idee der Initiative Landschaftsmodell Nordostring wird von den Landwirten nicht befürwortet. Sie sehen Probleme in der Zerstörung der Ackerflächen, für das Klima und die künftige Bewirtschaftung.

Mühlhausen - Von Seiten der Industrie gibt es den Vorschlag für einen Tunnel im Bereich des geplanten Nord-Ost-Rings zwischen Kornwestheim und Oeffingen. Der Architekt Hermann Grub und der Industrielle Rüdiger Stihl haben am Dienstag eine Machbarkeitsstudie für einen Nord-Ost-Ring mit Tunnelbauweise vorgelegt. Hinter dem Vorschlag steckt die Initiative Landschaftsmodell Nord-Ost-Ring mit den Unternehmen Stihl, Trumpf, Lapp und Bosch. Die Kosten dafür hat das Planungsbüro Obermeyer mit 1,2 Milliarden Euro beziffert.

 

Joseph Michl, Vorsitzender der Arge Nord-Ost, erklärt, zum Tunnel könne er noch nicht viel sagen. Ihm seien einige Fehler in der Studie aufgefallen. „Als Basis haben sie das falsche Verkehrsmodell genommen“, so Michl – nämlich das, welches den Neuverkehr nicht mit eingerechnet hat. Doch Michl zeigt sich positiv überrascht, weil die Industrie erstmals den Wert der Freiflächen erkannt habe. Darüber freuen sich die Nord-Ost-Ring-Gegner.

Spannende Frage

„Ich finde es gut, dass der Wert der Landschaft wahrgenommen wird und man sie schützen will“, so Michl. Die Kosten dieses Vorschlags seien die spannende Frage. Die Befürworter des Nord-Ost-Rings sprechen von einem wirtschaftlichen Kosten-Nutzen von 10,6, die Kritiker sehen in dem Vorschlag mit dem Tunnel ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1,35. „Es wäre sehr unwirtschaftlich“, so Michl.

Die Arge Nord-Ost will den Vorschlag mit dem Tunnel gut prüfen und offen sagen, was ihr gefällt. „Ich würde mich freuen, wenn beide Seiten darüber sprechen“, sagt Michl. Er sieht mit dem Tunnel-Vorschlag viele Probleme weiter bestehen.

Die Konflikte würden sich auch auf das Remstal und Kornwestheim mit auswirken und den Norden Stuttgarts entlang der B 10. Die Gegner des Nord-Ost-Rings sehen eine konkrete Gefahr im Maßnahmegesetz, welches das Bundesverkehrsministerium plane. Die Arge Nord-Ost betrachtet es als Vorbereitungsgesetz. Schlimmstenfalls werde dann nicht mehr mit Planfeststellungsverfahren gearbeitet werden, sondern der Bundestag entscheidet, befürchtet Michl. Das Projekt des Nord-Ost-Rings sei derzeit nicht im Maßnahmengesetz dabei. „Wäre das der Fall, würden Politiker in Berlin über ein Projekt entscheiden, ob es gebaut wird oder nicht, welches sie nicht kennen“, so Michl. Im Moment ist der Nord-Ost-Ring im Bundesverkehrswegeplan als „weiterer Bedarf“ enthalten. Mit einer Plangenehmigung hat es noch nichts zu tun. Ein Planfeststellungsverfahren ist noch nicht gestartet.

Der Landwirtschaftliche Obmann von Mühlhausen, Jochen Brust, äußert zum neuen Vorschlag Bedenken. Die Studie ändere nichts an der Haltung von den Landwirten zu diesem „Infrastrukturprojekt“, da der Streckenverlauf nun zwar in Form von einem Tunnel realisiert werden soll, dessen Erstellung aber in offener Bauweise beabsichtigt sei.

Angst um den Boden

Der Boden zähle zu den wertvollsten und fruchtbarsten von Mitteleuropa. Dieser Lössboden werde in seiner natürlich gewachsenen Struktur vollständig zerstört. Er sei auch von höchster Bedeutung für die Bevölkerung mit Blick auf den Klimawandel und die zu erwartende weitere Erhitzung des Ballungsraums. Durch die Bautätigkeit werde der Boden in seiner inneren Struktur geschädigt. Er sei Lebensraum für Pflanzen und Tiere, wichtig für den Hochwasserschutz und die Temperaturregulierung. Diese Aufgaben könne er dann nicht mehr erbringen. Auch werde eine landwirtschaftliche Nutzung in den ersten Jahrzehnten nach dem Bau nur in sehr eingeschränktem Maße möglich sein. Der Grund sei dann die reduzierte Tragfähigkeit des Bodens. Dies führe durch die in der Landwirtschaft üblichen Maschinen und Geräte zu schadhaften Verdichtungen, so Brust. Dies habe reduzierte Erträge zur Folge, verringerte Aufnahmefähigkeit von Regenwasser und Erosionen.