Stuttgarter Promis aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft haben dieses Jahr wieder das städtische Weingut bei der Lese unterstützt.

Stuttgart - Knackig, in samtigem Hellgrün kommen sie daher, die Weinbeeren in Rainer Dürrs Hand. „So müssen sie aussehen“, erklärte der Winzermeister des Weinguts der Stadt Stuttgart. Um dann Trauben zu zeigen mit vertrockneten oder dunkel verfärbten Beeren: „Die nicht in die Wanne, sondern auf den Boden.“ Im Zweifelsfall gelte es, Teile wegzuschneiden, bei Unsicherheiten die Frucht zu probieren. „Ist sie sehr sauer – weg. Wir wollen das gute Produkt ja nicht verhunzen.“

 

Riesling des Jahrgangs 2021 der Cannstatter Halde

Das „Produkt“ ist der Riesling des Jahrgangs 2021 der Cannstatter Halde, einer der besten Lagen. Der hatte es, wie andere Sorten auch, nicht leicht ob Wetterkapriolen wie Frühjahrsfröste und verregnetem Sommer. „Wir“, das sind rund 30 Prominente aus lokaler Politik, Stadtverwaltung und Wirtschaft, die sich am Samstagmorgen bei strahlendem Sonnenschein an der Rommelstraße einfanden, um das städtische Weingut bei der Weinlese zu unterstützen. Mit bester Stimmung im Gepäck: „Wir sind schon pingelig, haben einen Anspruch!“, hieß es, bevor es – mit Schere und Eimer bestückt – in selbst gebildeten Duos in die Rebenreihen ging.

„Nun treffen sich quasi zwei Haushalte“

Er sondiere keine Gruppen, hatte Dürr denn auch zuvor gescherzt. Indes war die Zahl der weinlesenden Gemeinderäte überschaubar, wegen des Doppelhaushalts 2022/2023 und Corona. Nicht zu viele Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen sollten sich im Weinberg tummeln. Vergangenes Jahr war der Sonderlesetag mit den Promis ausgefallen. „Nun treffen sich quasi zwei Haushalte“, schmunzelte Weingutsleiter Timo Saier. „Unser Team und jene, die in Ausschüssen und im Rathaus sowieso zusammenkommen.“

Einige davon waren schon öfters dabei wie Weindorf-Chefin Bärbel Mohrmann, zudem Stefan Schneider, Chef der Szenekneipe Palast der Republik. Zum achten Mal schwang Bernd Reichert, Leiter Haupt- und Personalamt Stadt Stuttgart, die Rebenschere, nun für „einen seiner Lieblingsweine“. „Zum 15. Mal dabei“, outete sich Grünen-Stadträtin Silvia Fischer. Und dass sie bei der Traubensorte flexibel sei, indes einen trockenen Tropfen präferiere.

Biologisch bewirtschaftetes Weingut

Nicht nur den Riesling, aber diesen sehr gerne, goutiert Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU), der qua Referat für die Liegenschaften Weinberge zuständig ist. „Als Mühlhausener war ich stets den Wengertern zugetan“, gestand er. „Mit seinem Weingut, das biologisch bewirtschaftet wird und herausfordernde Steillagen besitzt, setzt Stuttgart ein Zeichen für den Erhalt von Kulturlandschaften und Ökologie.“ Das städtische Weingut ist seit 2020 Bioland zertifiziert, seit 2017 verzichten Timo Saier und sein Team auf den Einsatz von Glyphosat.