Für den Stuttgarter Regisseur Philip Gnadt geht mit dem Dokumentarfilm „Gaza Surf Club“ ein Wunsch in Erfüllung. Wir sprachen mit ihm über den Film und seinen persönlichen Eindruck vom Gazastreifen.

Stuttgart - Der Dokumentarfilm “Gaza Surf Club“ feiert am Sonntag, den 2. April, seine Stuttgart-Premiere (20 Uhr, Delphi-Kino). Dort wird auch der Stuttgarter Regisseur Philip Gnadt zu Gast sein. Wir sprachen mit dem 42-Jährigen über den Film und seine persönlichen Eindrücke vom Gazastreifen.

 
Herr Gnadt, Surfen im Gazastreifen, das klingt skurril: Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
An der Hochschule der Medien in Vaihingen habe ich einen Freund kennengelernt, der in Gaza geboren und dort aufgewachsen ist. Durch seine persönlichen Erzählungen habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und da wurde mir erst bewusst, wie isoliert dieses Land ist. Bei meinen Recherchen im Internet bin ich auf eine Fotostrecke über Surfer gestoßen und fand das sofort spannend. Der Nahost-Konflikt ist extrem kompliziert, deshalb hat es mich gereizt, Gaza aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten. Obwohl ich selbst kein Surfer bin, habe ich das Surfen somit als Aufhänger genutzt, um ein anderes Stück vom Alltag zu zeigen. Natürlich ist das nicht repräsentativ, da es nur ein Mikrokosmos ist, aber es zeigt einfach mal ein Gaza, dass die meisten Menschen so vielleicht noch nicht gesehen haben.
Thema und Region waren gefunden, wie startete dann das Projekt?
Zunächst hatte ich das Problem, dass ich selber überhaupt kein Arabisch spreche. Über eine Freundin habe ich dann einen Produzenten gefunden, der in Kairo aufgewachsen ist. Deshalb sind wir für unsere Recherchereise 2013 auch über Ägypten in den Gazastreifen gereist. Bei der Reise durch die Sinai-Wüste war ich ziemlich nervös, da es zu der Zeit einige Entführungen gab. Als wir dann aber in Gaza selbst waren, habe ich mich eigentlich immer ziemlich sicher gefühlt. Der Grenzübergang Rafah wurde allerdings später mehr oder weniger geschlossen und kam dann bei der Planung für die Filmreise nicht mehr in Frage. Für die eigentlichen Dreharbeiten sind wir dann als Team über Israel nach Gaza eingereist, was natürlich mit einem großen bürokratischen Aufwand verbunden ist, aber schlussendlich dann recht gut funktioniert hat.

Wie einfach sind Genehmigungen vor Ort zu erhalten?
Zum Einen brauchten wir einen Presseausweis um von Israel nach Gaza zu reisen und dann zum Anderen vor Ort die Drehgenehmigungen. Dies wird offiziell von der dort regierenden Hamas abgewickelt. Die haben sogar ein eigenes Pressebüro.
Wie haben die Surfer auf Sie und das Filmteam reagiert?
Eine Grundskepsis ist vorhanden: Für unsere Recherchereise hatten wir nur eine knappe Woche Zeit die Leute kennenzulernen. Allerdings waren sie nicht abgeneigt, sondern skeptisch, ob wir dann auch wirklich kommen würden.