Der Textentwurf für die Auslobung des städtebaulichen Wettbewerbs zum geplanten Stuttgart-21-Viertel ist rund 70 Seiten dick. Die Bürger können jetzt sagen, ob sie die Vorgaben für die Planer darin gut finden oder eine andere Gewichtung möchten.

Stuttgart - Die Bürgerbeteiligung zum neuen Rosensteinviertel ist in die nächste Runde gegangen – nach einer ersten Runde im Jahr 2016, bei der es um das Herangehen an das Projekt ging. Am Mittwochabend nutzten nun rund 150 Besucher im Stadtpalais die Chance, Ideen und Anregungen sowie Ansprüche anzumelden, die den teilnehmenden Büros beim internationalen städtebaulichen Wettbewerb vorgegeben werden.

 

Dieser Wettbewerb wird in zwei Phasen ablaufen: Zuerst sollen die teilnehmenden Büros ein Bild des künftigen Stadtviertels entwerfen, dann dürfen zehn Teilnehmer ihre Vorstellungen vertiefen. Im März 2019 soll das Preisgericht entscheiden.

„Das Paketpostamt wird abgerissen“

Städtebaubürgermeister Peter Pätzold machte nach Tagen der Diskussion über das gescheiterte Opern-Interimsdomizil im Paketpostamt klar: „Das Paketpostamt wird auch abgerissen, denn dort findet die Erweiterung des Parks statt.“ 20 Hektar mehr Parkfläche war der Bevölkerung von den Beteiligten am Städtebau- und Bahnprojekt Stuttgart 21 versprochen worden.

Die Formulierung „auch abgerissen“ meint, dass einige Bauwerke auf den bisherigen Bahn- und Postgrundstücken zur Disposition stehen. Der Gleisbogen auf einem Bahndamm, der durch das Areal in Richtung Feuerbach verläuft, werde „reizvoll zu überplanen“ sein, sagte Pätzold. Und bezüglich der Anlagen der Panoramabahn fügte er hinzu, da gelte es, die Anbindung Richtung Feuerbach oder Bad Cannstatt zu überlegen.

Baubürgermeister: Umgang mit der Topografie ist wichtig

Als Eckwerte für die Operation Rosensteinviertel nannte Pätzold 7500 Wohnungen für rund 12 000 bis 14 000 Bewohner. Knackpunkte sind für ihn, wie der Auftakt am Manfred-Rommel-Platz beim Hauptbahnhof aussehen wird, wie man die gewünschten Kultureinrichtungen – Kongresszentrum, Neubau des Linden-Museums und vielleicht ein Konzerthaus – einpasst und wie man mit der Topografie umgeht und das Gelände modelliert, was für die gewünschte Vernetzung von Stadtvierteln von „entscheidender Bedeutung“ sei.

Auch Freilauffläche für Hunde wird gewünscht

In Workshops griffen die Veranstaltungsteilnehmer manches auf, was die Verwaltung in den 70-seitigen Entwurf für den Auslobungstext aufgenommen hatte, etwa die Absicht, dass im Viertel mehr Energie erzeugt als verbraucht wird. Es kamen auch andere Hinweise. Dass die Subkultur im Bereich Wagenhallen gesichert und gefördert werden soll, stand ziemlich weit oben auf der Liste. Der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum wurde in diesem Kreis nicht ganz so stark formuliert wie sonst. Ein starker Nutzungsmix tauchte als Stichwort auf, der Wunsch nach Tiny Houses (Kleinsthäuser, die manchmal mobil sind), ausreichend Gemeinschaftsräume sowie Sportflächen und Schulen von Anfang an, die Trennung von Fußwegen und Radwegen sowie eine Art Radautobahn durch die Grünflächen, der Wege- und Sichtbezug zum Schloss Rosenstein, Natur-Erlebnisflächen, urbaner Gartenbau, eine Freilauffläche für Hunde und Vorrang der Dachbegrünung vor Fotovoltaik.

Rund 200 Ideenzettel wurden an Stellwände gepinnt, und mit rund 200 beschrifteten Bauklötzchen auf dem am Boden entfalteten Luftbild ordneten die Teilnehmer ihre Vorschläge konkreten Orten zu. Eine Gruppe empfahl als Arbeitstitel: „Urbane Gartenstadt Rosenstein“.