Zum Ende der Saison, so war die gängige Meinung, gibt es für den VfB Stuttgart nichts mehr zu holen. Nun hat der Aufsteiger in Leverkusen gewonnen – und scheint bereit, weitere Punkte zu sammeln.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Sollte sich für die Verantwortlichen des VfB Stuttgart im Laufe der vergangenen Wochen einmal die Charakterfrage gestellt haben – spätestens seit Samstag ist sie beantwortet. Obwohl das Saisonziel bereits erreicht war (über 40 Punkte und damit der Klassenverbleib), holte der Aufsteiger im schwierigen Auswärtsspiel bei Bayer Leverkusen drei weitere Punkte. Michael Reschke, der Sportvorstand des VfB, nannte das Team hernach ein „Mentalitätsmonster“. Das auch gegen 1899 Hoffenheim und in München sein Unwesen treiben kann?

 

Zum Abschluss der Saison stehen zwei weitere Hochkaräter der Liga als VfB-Gegner auf dem Spielplan. Doch nach dem Coup von Leverkusen gilt die bis dahin gängige Meinung – man könne in den letzten Partien der Saison so gut wie nichts mehr holen – als umstößlich. Zwar spricht Reschke weiter von „megaschweren Spielen“, die weiße Flagge hissen sie beim VfB dennoch nicht.

Neues Selbstwertgefühl

Gespeist wird das neue Selbstwertgefühl aus der Serie von zwölf Spielen mit nur einer Niederlage – und der Art und Weise, wie die Mannschaft agiert. „Die Truppe gibt alles für den Club“, sagt Reschke. Trainer Tayfun Korkut ergänzt: „Vom Kollektiv her sind wir sehr gut.“ Dazu komme regelmäßig das für einen Erfolg nötige i-Tüpfelchen: „Es gibt immer einen der seinen besonderen Moment hat.“

In Leverkusen glänzte Ron-Robert Zieler als unüberwindbares Hindernis im Stuttgarter Tor, eine Woche zuvor war es Christian Gentner, der seine starke Leistung mit dem Treffer zum 1:0 gegen Werder Bremen gekrönt hatte. In Freiburg (2:1) und Köln (3:2) schnürte Mario Gomez jeweils einen Doppelpack. Holger Badstuber und Benjamin Pavard kommen als Defensivspezialisten immer wieder auf traumhafte Zweikampfwerte.

Der Glaube daran, dass aus einer soliden Gesamtleistung auch gegen den Tabellenvierten (1899 Hoffenheim) und den Spitzenreiter solche Ausreißer nach oben mindestens einen Punktgewinn ergeben können, ist mittlerweile ziemlich groß – ganz unabhängig davon, was weitere Erfolge für die Endabrechnung bedeuten könnten. Aktuell liegt der VfB nur einen Punkt hinter Rang sieben, der höchstwahrscheinlich zur Teilnahme an der Europa-League-Qualifikation berechtigt.