Stuttgart gilt als Skateboard-Hochburg und hat neben vielen guten Fahrern auch einige bekannte Skateboard-Filmer und -Fotografen hervorgebracht. Einer davon ist Daniel Wagner aus dem Stuttgarter Süden - der am liebsten vor beeindruckenden Kulissen in Südafrika, Vietnam oder Barcelona fotografiert.

Stuttgart - Wenn Torsten Frank der Profi für Brettsport-Bewegbild ist, dann kann man seinen Kollegen Daniel Wagner als den Stuttgarter Spezialisten für Skateboard-Fotografie bezeichnen. Der 1986er Jahrgang lichtet sowohl für große Sportartikler und Marken als auch für verschiedene Skate-Magazine die Tricks der weltweiten Skate-Elite ab, wie zum Beispiel vor ein paar Wochen beim internationalen Wettbewerb Street League, „wo man mit den zehn weltbesten Skatern arbeitet“, so Daniel Wagner. Seine Aufnahmen schießt er gerne vor beeindruckenden Kulissen in Südafrika, Vietnam, Abu Dhabi, Istanbul, Canaria, Helsinki, Barcelona oder Zypern.

Das ehemalige „absolute Skatekid“ hat neben dem Skatedeck früh die Fotografie für sich entdeckt und „hin und wieder die Kamera mit in den Skatepark genommen und angefangen, die Tricks meiner Freunde zu dokumentieren.“ Daraus wurde eine Leidenschaft, Daniel Wagner analysierte Bilder in Skateboardmagazinen, fotografierte immer besser und die steigende Qualität seiner Fotos sprach sich unter immer bekannteren und besseren Fahrern herum. Schon als Gymnasiast wuchs seine Reputation in der Szene rasant. „Auf meiner Abschlussfeier und Zeugnisvergabe war ich gar nicht mehr, da ich zu dem Zeitpunkt lieber für Adidas in Barcelona unterwegs war“, sagt er lachend. Nach dem Abschluss der Fellbacher Akademie für Grafik- und Kommunikationsdesign machte er sich als Fotograf direkt selbstständig.

Im Gegensatz zu den rasanten Skateboard-Videos schätzt Daniel Wagner an Bildern, dass man sie in Ruhe betrachten und immer wieder neue Details entdecken kann, die sich auf den ersten Blick nicht erschließen. „Ich denke, das macht auch mitunter den Reiz in der Fotografie für mich aus.“ Sein Stil gibt dem Skater viel Raum im Bild. „Ich versuche immer die gesamte Umgebung mit in das Bild einfließen zu lassen und den gesamten Kontext zu zeigen.“ Im Optimalfall, so einer seiner Ansprüche, müsse das Skatebild auch ohne den Skater darauf spannend und interessant sein. Auf manchen seiner Shots muss man den Fahrer in den epischen Architektur- oder Natur-Kulissen regelrecht suchen.

 

Bis aber gute Bilder auf der Speicherkarte sind, muss der Skateboard-Fotograf genauso wie der Skateboard-Filmer viel Geduld mitbringen. Nicht nur, weil es Stunden dauern kann, bis das Foto sitzt, sprich der Fahrer den geplanten Trick am auserkorenen Spot gestanden hat, sondern auch weil es das bisweilen eigenwillige Völkchen der Pro Skater mitunter etwas lockerer angehen lässt, was zum Beispiel Pünktlichkeit angeht. „Und es ist mehr als einmal vorgekommen, dass jemand ohne Skateboard aufgekreuzt ist und man erst noch irgendwo quer durch die Stadt fahren und es besorgen musste“, erzählt Daniel Wagner. Er betont aber auch: „Das hört sich jetzt wahrscheinlich negativer an, als es wirklich ist“, sagt er, „denn die meisten meiner Fotomodelle sind ja auch meine Freunde.“

Man kann nicht damit rechnen, nach jedem Skatetag mit einem guten Bild im Gepäck nach Hause zu gehen, skizziert er weiter seinen Arbeitsalltag, da es neben dem Skater, „einfach zu viele weitere Variablen gibt, auf die man als Fotograf keinen Einfluss nehmen kann.“ Wie zum Beipspiel Anwohner, Geschäftsbesitzer oder Hausmeister, die einen vom Spot verscheuchen. „Skateboardfotografie ist sehr zeitaufwendig und als Fotograf auch oftmals etwas frustrierend. Nicht selten sitzt man mehrere Stunden im Auto, nur um dann unter irgendeinem Treppengeländer weitere drei Stunden mit der Kamera im Dreck zu liegen“, erzählt er und lacht.

Trotz dieser gefühlten Sisyphusarbeit hat er in vergangenen zehn Jahren einen umfangreichen Output an spektakulären Bildern angesammelt. Fördert Daniel die Skater heraus, für einen guten Schuss an ihre Grenzen zu gehen? Natürlich versucht er die Fahrer zu motivieren und ihnen zu zeigen, dass sich der Einsatz lohnen wird, aber „der Skater muss schon selbst wissen, was er sich zutraut und ich will ihn jetzt auch nicht zu etwas treiben, bei dem er selbst kein gutes Gefühl hat.“

Die „Höher-Schneller-Weiter“-Phase beim Skateboarding, also immer größere und gefährlichere Tricks, sei gerade sowieso vorbei, berichtet Daniel Wagner. Momentan gehe der Trend zum einfacheren, dafür kreativen Skaten. Zwar technisch anspruchsvoll, „allerdings nicht mehr das Zwanzig-Stufen-Geländer-Gemosche, wie es noch vor zehn Jahren angesagt war.“ Bei der Skateboardfotografie selbst sei die Materialschlacht aus Studioblitzen, Lichtformer, digitalen Mittelformatkameras und so weiter ebenso wieder am abflauen und die Entwicklung gehe hin zu „Available-Light-Bilder“.

Auch wenn die Sonne in den Kessel lacht, hat der Stuttgarter natürlich schon etliche Skatemomente für die Ewigkeit einfrieren können. „Stuttgart war und ist auf jeden Fall eine Skateboard-Hochburg. Es gab schon immer eine gute Szene und auch die geografische Kessellage ist natürlich super fürs Skaten.“ Er sieht den Investorenarchitektur-Boom in der Stadt auch mit der Skateboardbrille. „Kaum eine Stadt entwickelt sich so rasend schnell weiter, was das Stadtbild betrifft. Was natürlich einerseits sehr schade ist, aber fürs Skaten oftmals ein Segen ist.“ Neue Spots für neue Fotos. In diesem Punkt wird’s in Stuttgart nicht langweilig. Und wenn mal doch, die Skateboard-Welt liegt Daniel ja zu Füßen.

Mehr Infos gibt es auf Daniel Wagners Homepage.