Der Zauber der Party im Park verfehlt auch beim 29. Mal nicht seine Wirkung. Auch am Sonntag wird noch bis in den späten Abend gefeiert.

Stuttgart - Dieses Sommermärchen hat gar nichts mit Fußball zu tun. Sondern mit einem Fest der Extraklasse, um das Stuttgart in der ganzen Republik und darüber hinaus beneidet werden kann. Das Sommerfest, die Party der weißen Zelte im Park, verfehlt auch beim 29. Mal nicht seinen Zauber und begeistert heute noch von 11 Uhr an tausende Besucher, bis um 23 Uhr die Lichter erlöschen.

 

Mit Tischen und Stühlen direkt am Eckensee hat sich Holger Looß mit seiner Dependance der Austernbar von der Markthalle eines der schönsten Plätzchen gesichert. Hier hat sich eine Gesellschaft niedergelassen, die zu genießen weiß und gewissermaßen einem Ritual frönt: Dem Austernfrühstück, das die vier Herrschaften regelmäßig sonst in der Markthalle einnehmen und nun eben aufs Sommerfest verlegt haben. Auch hier bedient und umsorgt von ihrem Stammkellner Hüssejin Tülük. Ja, sagt Ingrid Merz, es gehöre immer noch dazu, wenigstens einmal mit den Freunden aufs Sommerfest zu gehen. Aber nicht wie früher auch am Abend bei Trubel und Gedränge, man sei ja nicht mehr so jung. Zeit für ein bisschen Nostalgie an die Anfangsjahre des Sommerfestes: „Wir jungen Ehepaare waren doch ganz verrückt danach, hier zu feiern“, erinnert sich eine andere Freundin, die anonym bleiben will. Und was habe man sich für dieses Ereignis aufgedirndlt, sprich modisch aufgehübscht! Diesen besonderen festlichen Look vermisst die Dame jetzt etwas, räumt aber ein, dass viele junge Mädchen den Bummel um den Eckensee auch zum Catwalk machen. „Es ist einfach schön, dass es dieses Fest immer noch gibt“, bekräftigen die Freunde Christel und Hans Schmitt.

Stuttgart und sein Sommerfest

Olivia Dieringer, gleich am Nachbartisch, ist das beste Beispiel für junge Leute mit Stil. Die 24-Jährige, bildhübsch, ist, obwohl Stuttgarterin, in diesem Jahr erst zum zweiten Mal auf dem Sommerfest: Sonst waren wir um diese Zeit immer im Urlaub.“ Ob die Familie, die eine Orthopädie-Schumacherei in der vierten Generation betreibt, ihre Urlaubsplanung nun generell mit dem Sommerfest abstimmt, war nicht zu erfahren. Aber die Atmosphäre, versichert Olivia Dieringer nach einem Abend im Schein der tausend Lichter und unterhalten von den verschiedensten Musikgruppen, sei wirklich wunderbar.

Stuttgart und sein Sommerfest: Das ist eine Liebesgeschichte, die auch nach einer vorübergehenden Trennung wieder zum Happy End führt, weil man nicht voneinander lassen kann. Wie Frank und Gabi Schäfer, die Wirte von der Tauberquelle. Zwei Jahre haben sie ausgesetzt, nun sind sie wieder da, am neuen Platz am Schloss. Und offenbar sehr glücklich über den Neustart. „Meine Frau ist schuld, die wollte unbedingt wieder auf das Sommerfest“, lacht Frank Schäfer. Sie bereuen es nicht. Zwar habe es am Freitag Abend mal einen Platzregen gegeben, „der hat die Gäste dann doch etwas versprengt“. Aber der Erfolg ist deswegen nicht ins Wasser gefallen, denn der Samstag machte mit einem Sternenhimmel alles wieder wett.

Kein Sommerfest versäumt

Mit dem Sommerfest aufgewachsen ist Daniel Schmieg, denn der heute 22-jährige Enkel von Helli Schmieg hat schon als Kind im Zelt am Eckensee ausgeholfen: „Ich habe immer in den Ferien hier geschafft“, lacht er. Die lange Auszeit der Schmieg-Gastronomie am Sommerfest zu beenden, war dem frisch gebackenen Koch, der vor zwei Wochen die Prüfung abgelegt hat, ein Herzensanliegen. „Es läuft wunderbar“, strahlt er, „jeden Abend war es rappelvoll, alle Freunde kommen und sind begeistert.“ Denn genau das will er: „Dass sich junge Leute wohlfühlen.“ Ältere Gäste müssen sich deswegen nicht verschmäht fühlen: Helli Schmieg ist ja auch noch da.

Kein Sommerfest haben Sabine und Jürgen Pfund versäumt, seit es 1991 seine Premiere erlebte. Jetzt sitzen sie auf der Terrasse vorm Eckensee und genießen einfach das zauberhafte Ambiente. „Wir kommen aus dem Speckgürtel“, sagt Jürgen Pfund und meint damit Steinheim a. d. Murr, aber dieses Fest sei immer die Reise in die nahe Hauptstadt wert. Warum? „Weil es eine wunderbare Atmosphäre mit heiterer Ausgelassenheit hat, eine große kulinarische Vielfalt bietet, und außerdem gute Weine ausgeschenkt werden“.

Ein Sommer in Stuttgart ohne Sommerfest ist einfach nicht vorstellbar. Aber keine Bange, das ist auch nicht zu befürchten.