Wie geht es weiter mit der Interimsspielstätte für Oper und Ballett? Nun rücken die einstmaligen Befürworter des Standortds Eckensee, die Freien Wähler, von dieser Variante ab. Wie halten es CDU und SPD?

Stuttgart - Auch nach zwei Begehungen der möglichen Standorte für eine Interimsoper bleibt offen, welches der Areale der Stuttgarter Gemeinderat präferiert. Bis zur endgültigen Entscheidung über den Standort, die der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater im November treffen will, wollen sich die Fraktionen nochmals sämtliche Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Grundstücke vorstellen lassen. Offiziell geprüft werden zurzeit wie mehrfach berichtet das frühere Paketpostamt an der Ehmannstraße, ein Grundstück beim Mercedes-Museum und – auf Wunsch der Gemeinderatsmehrheit aus CDU, SPD, Freien Wählern, FDP und AfD – auch der Obere Schlossgarten um den Eckensee. Grüne, SÖS/Linke-plus sowie OB Fritz Kuhn lehnen diesen Vorschlag zwar ab, konnten den entsprechenden Prüfauftrag aber nicht verhindern. Zumindest die Freien Wähler aber sehen mittlerweile eine Eckensee-Oper zunehmend kritisch.

 

„Ich glaube, dass das nicht der ideale Standort wäre“, sagte deren Fraktionschef Jürgen Zeeb auf Anfrage dieser Zeitung. Der Architekt sieht eine erneute „jahrelange Baustelle“ auf die Innenstadt zukommen, falls das Übergangsquartier für Oper und Ballett im Oberen Schlossgarten errichtet werden würde. Als Architekt wisse er, wovon er spreche: „Klar, wenn man das Gebäude einfach hinbeamen und anschließend wieder wegzaubern könnte, wäre das Gelände für die Oper ideal.“ Da der technische Fortschritt aber noch nicht so weit gediehen sei, müssten massiv Flächen im Oberen Schlossgarten nicht nur für den mehr als 34 Meter hohen Bau selbst, sondern auch für die Baustelleneinrichtung in Beschlag genommen werden. Zeeb, dessen vierköpfiger Fraktion beim Bau des Tiefbahnhofs im Mittleren Schlossgarten solche Bedenken noch fremd waren, plädiert stattdessen entweder für den Bau eines Konzerthauses im Akademiegarten, das von der Oper zwischengenutzt werden könnte, oder für seine originäre Idee, nämlich das ehemalige Paketpostamt in Stuttgart-Nord entsprechend herzurichten.

CDU-Fraktionschef: „Klima ist kein K.-o.-Kriterium.“

Anders dagegen die CDU: Deren Fraktionschef Alexander Kotz sagt, die Begehung der Standorte habe keine neuen Erkenntnisse erbracht, „die unsere Einschätzung völlig verändert“. Kotz macht deutlich, dass für die CDU der einzige innerstädtischer Standort Eckensee „Priorität“ hat. Von den kritischen Einschätzungen der städtischen Klimaexperten, wonach der Obere Schlossgarten eine hohe Bedeutung für das City-Klima hat, zeigt sich der Christdemokrat nicht sonderlich beeindruckt: „Klar muss man abwägen, aber das Klima ist für mich kein K.-o.-Kriterium.“

Bei der SPD, die im Verwaltungsrat der Staatstheater federführend den Standort Eckensee wieder ins Spiel gebracht hatte, hat man noch Beratungsbedarf. „Ich persönlich könnte mir eine Ersatzoper am Eckensee gut vorstellen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Martin Körner. Man werde sich aber zunächst nochmals alle drei Varianten vertieft darstellen lassen. Dabei denkt Körner auch an jene Entwürfe von Studenten der Uni Stuttgart, deren filigran anmutende Skizzenvor wenigen Tagen veröffentlicht wurden – und umgehend von Körner und dem geschäftsführenden Intendanten der Staatstheater, Marc-Oliver Hendriks, gelobt worden waren. „Für uns ist vor allem eine nachhaltige Nutzung wichtig“, sagt Körner. So müsse etwa ein Interimsquartier so angelegt sein, dass es zumindest nach dem Vorbild der Genfer Ersatzopernspielstätte später wieder abgebaut und an anderer Stelle Verwendung finden könnte.

AfD-Sprecher Bernd Klingler hält den Eckensee ebenfalls für den besten Standort wegen seiner Nähe zum Großen Haus, formuliert aber Bedingungen: „Das traditionelle Sommerfest am Eckensee muss trotzdem stattfinden können, auch das Kinder- und Jugendfestival. Und das mit dem Klimaschutz müssen wir uns auch nochmals anschauen“, meint er.