Der Stuttgart Gemeinderat nimmt Kürzungen in Höhe von 7,56 Millionen Euro den geplanten Theaterhausanbau vor, akzeptiert aber die Kostensteigerung.

Stuttgart - Die Erweiterung des Theaterhauses auf dem Pragsattel kann trotz enormer Kostensprünge weiter geplant werden. Seit einer ersten Konzeptstudie aus dem Jahr 2015 mit einer Kostenschätzung auf „rudimentärer Basis“ (Grünen-Stadtrat Andreas Winter) in Höhe von 39,83 Millionen Euro hat sich der Bau an der Rheinstahlstraße auf 109,6 Millionen Euro verteuert. Obwohl 171 Parkplätze, eine Schubtribüne, Gastronomie und ein zweiter Aufzug im Probenzentrum gestrichen worden waren. Das machte in Summe 7,56 Millionen Euro. Für die wichtigen Parkplätze – das Theaterhaus hat einen weiten Einzugskreis – soll es durch Vereinbarungen mit der Nachbarschaft Ersatz geben.

 

Zum Projektbeschluss im Sommer 2022 wird die Bausumme voraussichtlich auf rund 120 Millionen Euro steigen, weil dann nicht mehr ein verwaltungsinterner Regelwert von 2,5 Prozent Baupreissteigerung pro Jahr Grundlage ist, sondern die tatsächliche Steigerungsrate seit 2015. Die lag bei happigen fünf Prozent.

Ein Stadtrat enthält sich der Stimme

Bereits in den Beratungen vor der entscheidenden Sitzung des Gemeinderates am Donnerstag hatten alle Fraktionen dem Theaterhaus ihre Unterstützung versichert. Nur AfD-Rat Frank Ebel wollte die Kostenexplosion nicht mittragen, er riet am Donnerstag, ein anderes Baugelände zu suchen und neu zu planen. Sibel Yüksel von der FDP zeigte sich „irritiert“, dass 2015 Zahlen genannt worden seien, „bevor die Anforderungen an das Haus überhaupt bekannt waren“. Nicht bekannt waren ein paar markante Randbedingungen, zum Beispiel eine nicht verlegbare 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung im Baufeld. Daher musste das Haus um elf Meter gekürzt werden. Die „planerische Fortentwicklung“ schlug mit 23,68 Millionen Euro zu Buche, darüber rangiert noch die Baupreissteigerung mit 29,45 Millionen, die sich bei fünf Prozent künftiger Steigerung um 8,4 Millionen erhöht. Die Erweiterung durch das Hamburger Büro PFP Architekten soll 2027 fertig sein.

„Keine Salamitaktik“

Man unterstütze das Projekt auch bei massiv gestiegenen Kosten, sagte Andreas Winter. Die Gründe für die Steigerung lägen nicht im Theaterhaus selbst. Winter lobte dessen „extrem hohe Eigeneinspielquote“. Bis Ende 2022 solle ein Strategiepapier für das Haus vorliegen. Man müsse dann auch die Führungsfrage stellen, sagte Jürgen Sauer (CDU) – Gründer und Leiter Werner Schretzmeier geht auf die 80 zu; seine Leistungen sind unbestritten. Dejan Perc (SPD) begrüßte, dass die Stadt beim Theaterhaus „keine Salamitaktik“ verfolge. Auch Stefan Urbat (Linksbündnis) und Ina Schumann (Puls) gaben ein Bekenntnis zum Haus ab, das mit dem Neubau „enormes Potenzial“ (Schuhmann) gewinne. Einziehen sollen dort die Truppe von Gauthier Dance und die freie Theaterszene, die erstmals eine „echte räumliche Verortung“ erhalte, so Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU). Die Stadträte folgten dem Kürzungsvorschlag der Verwaltung. Das spart insgesamt 7,56 Millionen Euro.