John Stewart und Severin Bandera haben in Stuttgart das Uhrenlabel F(ph)resh gegründet. Der Verkauf jeder Uhr finanziert eine Schulwoche eines Kindes.

Stuttgart - Jahrelang lang ist John Stewart einmal quer um die Welt gereist – und nur um am Ende in Stuttgart hängen zu bleiben. Die Entscheidung hat der Amerikaner, irgendwo aus North Carolina, nie bereut. Vor allem jetzt nicht mehr, da er Severin Bandera kennengelernt hat. Das war vor einigen Monaten bei einem Grillfest der Initiative Start-Up Stuttgart. Regelmäßig treffen sich dort junge Gründer aus der Start-Up-Szene der Stadt. Sowohl John als auch Severin kommen aus der großen Unternehmenswelt und haben bei namhaften Firmen gearbeitet. Doch jetzt möchten sie ihr eigenes Ding machen.  Ein eigenes Business zu gründen, das aber unter der Prämisse etwas Gutes zu tun.

 

„Wir haben bei großen Firmen gesehen, wie viel Geld verschwendet wird“, sagt John. Severin geht sogar noch einen Schritt weiter und vergleicht das Verhalten von Unternehmen mit dem Heizen bei offenem Fenster („Es geht so viel Kapazität verloren“).

Die beiden Jungs, beide 27 Jahre alt, haben deshalb 2012 ihr Label F(ph)resh gegründet – das h steht für humanity, das p für people. Severin und John verkaufen Uhren und schenken damit Zeit. Denn der Verkauf einer Uhr finanziert eine Schulwoche eines Kindes. „Time for Change“ ist ihr Claim. Die Projekte, welche die beiden unterstützen, sind zum einen der Verein Kapriole in Peru und zum anderen das Kipepeo School Project in Tansania. Der Kontakt zu den Projekten ist entweder durch Freunde oder Familienmitglieder gekommen. „Uns ist es wichtig, dass wir kleine Organisationen unterstützen, die wir kennen und bei denen wir wissen und sehen können, dass das Geld tatsächlich ankommt.“ Das Geld, zehn Prozent der Verkaufspreises, fließt beispielsweise in die Beschaffung von Lehrmaterial, von Büchern oder in Nahrungsmittel für die Kinder. Auf der Internetseite des Labels sind Fotos der Kinder zu sehen, die schon durch den Verkauf der Uhren unterstützt wurden. Sechzig Schulwochen insgesamt sind inzwischen finanziert, die Zahlen sind ebenfalls auf der Internetseite veröffentlicht. Transparenz ist ein wichtiger Punkt in der Philosophie der beiden Gründer.

Dabei haben die beiden die soziale Komponente der Uhren anfangs gar nicht in den Vordergrund gestellt. Die Uhren sollten einfach cool aussehen ohne mit dem sozialen Aspekt hausieren zu gehen. Doch spätestens beim Verkauf derselben auf den Hip-Hop-Open kamen immer mehr Fragen zum h im Label. „Das hat die Leute interessiert und jetzt informieren wir darüber umfassend“, sagt John.

Das h wie humanity ist nun also geklärt. Kommen wir zum p. Das steht für people und weist darauf hin, dass die Uhren komplett von den Nutzern der Seite designt werden können – die Ziffernblätter, die Farben und Formen. Außerdem steht das p für die Community. „Die Leute, die unsere Uhren kaufen, spenden das Geld – nicht wir“, sagt John.

Haben sie zunächst ganz klein angefangen, setzen sie nun auf volles Risiko. John arbeitet seit zwei Monaten ausschließlich für F(ph)resh, Severin wird in Kürze ebenfalls Fulltime mit einsteigen. „Das war von Anfang an ein Experiment, ob man es schafft mit einem Produkt ein bisschen etwas verändern zu können“, sagt John. Dass das Produkt nun eine Uhr ist, war eher Zufall. „Wir sind da nicht festgelegt, das kann auch irgendwann etwas ganz anderes sein“, sagt Severin. Doch beide stehen auf Uhren, und T-Shirts machen schon genug. Also Uhren. Außerdem ist das ein durchaus schönes Bild: durch Uhren Zeit für Bildung spenden.

Die Uhren sind online zu beziehen, beim Holy Shit Shopping im Dezember und im „Lucky me“ in Zuffenhausen (Zabergäustraße 84)