Veranstalter und Händler des Stuttgarter Weihnachtsmarktes sind dank der zahlreichen Besucher aus nah und fern zufrieden. Die winterliche Witterung lässt die Umsätze steigen. Und die Stuttgarter zeigen sich den Besuchern aus aller Herren Länder von ihrer besten Seite.

Stuttgart - Céline Zürn und Fabiola Rauscher sind am Wochenende früher aufgestanden als werktags. Um Punkt sieben Uhr sind sie in St. Gallen in einen Reisebus gestiegen und drei Stunden nach Stuttgart gefahren. Sieben Stunden Weihnachtsmarkt stehen auf ihrem Programm. Dass sich die Reise gelohnt hat, steht für die jungen Frauen schon kurz nach der Ankunft fest. „Der Markt ist wirklich so schön, wie wir es gehört haben“, sagt Céline Zürn. Ihr gefällt vor allem die Atmosphäre: „Die Leute sind nett und offen, wir sind gleich zu Beginn mit Stuttgartern ins Gespräch gekommen, die uns ein wenig die Stadt gezeigt haben. So etwas würde einem in der Schweiz nicht passieren.“

 

Wie viele Busse Stuttgart in der Vorweihnachtszeit tatsächlich ansteuern, kann Sabrina Kampe vom Veranstalter In.Stuttgart zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beziffern. Die Zahl steige jedoch stetig: „Wir haben in diesem Jahr viele neue Busunternehmen, die den Weihnachtsmarkt erstmals anfahren.“ Die meisten kämen aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland, einige hätten aber eine noch weitere Anreise. „Es kommen Besucher aus fast ganz Europa“, sagt Kampe.

Sprachwirrwarr in den Gassen zwischen den Ständen

Eine so weite Anreise hat Ramon Lendinez nicht hinter sich. Dennoch ist es sein erster Besuch auf einem deutschen Weihnachtsmarkt. Der Student aus Spanien wohnt seit Oktober in Vaihingen und kommt vor allem des kulinarischen Angebots wegen gern auf den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. „Da muss ich schon nicht selber kochen“, sagt er lachend, während er in seine Bratwurst mit Senf beißt. Außerdem sei es schön, auf dem Weihnachtsmarkt gelegentlich die Muttersprache zu hören, sagt Ramon Lendinez.

Wer sich am Samstagnachmittag durch die Gassen auf dem Markt- und dem Schillerplatz schiebt, kann tatsächlich neben dem vertrauten Schwäbisch spanische, englische, französische und natürlich schweizerdeutsche Sprachfetzen aufschnappen. Umso schwieriger ist es allerdings um diese Zeit, bis zu den Auslagen der Stände vorzudringen. An manchen Stellen ist kaum ein Durchkommen möglich.

Winterkälte lässt den Umsatz steigen

Vor allem rund um die Anbieter von Kopfbedeckungen aller Art bilden sich regelrechte Menschenknäuel. „Das ist die Kälte“, sagt Wilfried Schuppich und lacht. Der Aalener kommt seit mehr als 20 Jahren mit Kappen, Hüten und Mützen mit und ohne Ohrenklappen in allen Farben auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Mit dem Geschäft der ersten zehn Tage sei er zufrieden, gegen etwas mehr Schnee in den kommenden zwei Wochen hätte er aber ebenso wenig einzuwenden wie die Veranstalter.

„Schnee freut uns“, sagt Sabrina Kampe. Kälte schrecke die Leute nicht vom Weihnachtsmarkt ab. Regen, aber auch zu milde Temperaturen hielten dagegen erfahrungsgemäß die Besucher fern. Obwohl es in den ersten Tagen mehrfach nass von oben wurde, zieht Kampe eine positive Zwischenbilanz: „Vor allem an den Wochenenden war der Markt sehr gut besucht.“ Die städtische Veranstaltungsgesellschaft In  Stuttgart rechnet bis zum 23. Dezember mit bis zu 3,5 Millionen Besuchern, die über den Markt mit seinen 287 Ständen bummeln.

Vor allem nachmittags seien diese auch in Einkaufslaune, sagt Elisabeth Mazohl. Sie verkauft in einem Holzhaus auf dem Schillerplatz Dirndl, Lederhosen und die passenden Accessoires. Der Trachtenhersteller aus Südtirol ist zum ersten Mal auf dem Weihnachtsmarkt vertreten und will wiederkommen: „Wir sind zufrieden mit den ersten zehn Tagen“, sagt Mazohl. Besonders gut liefen Artikel wie Strickjacken oder Blusen, die man nicht unbedingt anprobieren müsse. „Aber wem ein Dirndl gefällt, der schält sich auch aus dem Wintermantel.“

Auch Glühweinpartys gehören zum Weihnachtsmarkt

Neue Kunden zu gewinnen ist gut, für Jochen Exner aber nicht überlebenswichtig. „Ich lebe von meiner Stammkundschaft.“ Seit 22 Jahren bietet er Reinigungsmittel, Putztücher und Lappen an und kennt viele seiner Kunden persönlich. „Die kommen jedes Jahr und decken sich hier mit ihrem Sortiment ein.“ Ehrensache, dass Exner für so treue Kunden auch immer noch einen Extra-Putz-Tipp oder ein kleines Geschenk parat hat.

Während sein Geschäft in den Abendstunden zurückgeht, geht es am Stand von Conny Weitmann erst ab 17 Uhr richtig los. Bis zu 75 Liter Glühwein werden an einem guten Abend ausgeschenkt, dazu gibt es allerlei Leckereien. „Der Renner sind seit Jahren die Patatas Bravas“, sagt Weitmann. Die Knoblauch-Soße, die diesen Namen auch wirklich verdient hat, ist Kult: „Viele Kunden nehmen fürs Raclette an Silvester eine Portion in der Tupperschüssel mit“, erzählt Conny Weitmann. Mit dem Verlauf der ersten zehn Tage sei sie sehr zufrieden: „Wir hatten jeden Abend Party.“ Das sei aber auch nötig – immerhin ist der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr fünf Tage kürzer als im Vorjahr.