Ein Gottesdienst mit Viertele für die Großen, Quiz und Märchen für die Kleinen – so hatten am Familiensonntag alle was vom Laubendorf. Einige Kinder sind dort sogar Stammgäste.

Stuttgart - Der Altar ist ein Weinfass, und Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz hat nicht lange nachdenken müssen, worüber sie beim Ökumenischen Gottesdienst zum Familiensonntag auf dem Weindorf predigen solle: „Natürlich über den Wein, der im Christentum eine bedeutende symbolische Rolle spielt“, versichert die Leiterin der Württembergischen Bibelgesellschaft. Man denke nur an den trunkenen Noah, erinnert die Pfarrerin, sekundiert vom Katholiken Matthias Jendrek. Und an Moses, der das Volk Israel ins Gelobte Land führte und vorab Kundschafter ausschickte, um zu erfahren, ob das Land fruchtbar sei und was dort wachse. Und siehe da, die Kundschafter brachten Trauben, was Kinder bei diesem Gottesdienst auf der Rathaustreppe ganz entzückend nachspielen. Zur Freude der Gläubigen, die dabei selbstverständlich auch ein Viertele genießen dürfen: Aus dem gelobten Weinland Württemberg. Mit christlichem Segen.

 

Was ist ein Nonnenfürzle?

Welche Farbe hat der Traubensaft, wenn er aus einer Trollinger Traube gepresst wird? Was ist ein Nonnenfürzle und warum heißt es so? Welcher Spruch steht auf unseren Weingläsern? Wie entsteht Zuckerwatte? Und warum heißen die Esslinger Zwieblinger? Mit diesen Fragen dürfen kleine Schlaumeier bei der Kinder-Rallye die auskunftsfreudigen Weindorf-Wirte löchern und erobern selbstbewusst deren Lauben. Denn dieser Sonntag gehört in erster Linie den Kindern. „Damit sie, quasi als Unterricht in Heimatkunde und Kulturgut, auch schon das Weindorf kennenlernen“, meint Pro Stuttgart Geschäftsführerin Bärbel Mohrmann. Die Aussicht auf tolle Geschenke, Bücher oder Spielzeug für richtige Antworten, stachelt Ehrgeiz und Wissenseifer an.

Bennett, Lennox, Jakob, Paula und Florian, drei, fünf, neun und zehn Jahre alt und von Hannah Albrecht vorher als schuppiger Dino, Tiger und Schmetterling geschminkt, hängen gebannt an den Lippen von Markus Herzig. Der Märchenerzähler, kostümiert mit orientalischem Kopfputz, lässt gerade die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten lebendig werden. Mit Lautmalerei, ausdrucksvoller Mimik, unterstreichenden Gebärden und einer Kollektion von Figürchen so neu und spannend, als hörte man das bekannte Märchen zum ersten Mal. Kein Wunder, dass das Quintett wie angewurzelt schon seit zwei Stunden sitzt, lauscht und nicht genug davon hören kann.

Kinder als Stammgäste auf dem Weindorf – beim Märchenerzähler

„Das sind meine Stammgäste, die waren auch schon in den letzten Jahren bei mir“, verrät Herzig und hat noch eine mehr Geschichten auf Lager: Vom bärtigen Stein, der dummen Hyäne und dem klugen Häschen und dann noch die vom Pfannenkuchen, der sich nicht fressen lassen will. „Nächsten Sonntag bin ich wieder auf dem Weindorf“, stellt Herzig, seit drei Jahren den Märchen verschrieben und von Beruf Dozent in Deutsch, in Aussicht. Unbedingt hingehen: In die Laube 32, die Obertürkheimer Weinlaube, auf dem Marktplatz.

Konkurrenz könnte ihm höchstens Fabian Seewald machen: Ein begnadeter Jongleur und Clown, der das Diabolospiel beherrscht, einer gläsernen Kugel die Schwerkraft nimmt, tausend Kunststücke weiß und Erwachsene wie Kinder gleichermaßen fasziniert. Groß raus kommen kleine Turner an der Salto-Station, mit der schon auf die Turn-WM in Stuttgart vom 4. bis 13. Oktober aufmerksam gemacht wird. Lili, drei Jahre, schwingt elegant mit den Ringen, Jana Mauk, fünf, beherrscht mühelos den Salto. Für den sportlichen Nachwuchs ist also gesorgt. Und zur guten Stimmung tragen Musikkapellen von Vereinen wie dem Musikverein Musberg oder dem Musikverein Bad Cannstatt bei.