Wer wird neuer Finanzbürgermeister der Landeshauptstadt, wenn Michael Föll voraussichtlich Ende Februar ins Kultusministerium wechselt? Möglicherweise der Fraktionschef der CDU im Rathaus. OB Kuhn bedauert den Weggang Fölls.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt braucht einen neuen Finanzbürgermeister und obersten OB-Stellvertreter, weil Michael Föll(CDU) als Amtschef ins Kultusministerium geht – und jetzt überlegt sich Alexander Kotz, der Fraktionschef der CDU im Rathaus, ob er ins Bürgermeisteramt wechseln will. „Ich werde in den nächsten Tagen überlegen, ob ich meinen Hut in den Ring werfe“, sagte Kotz unserer Zeitung. Er werde dazu im privaten Umfeld, in der Partei und im Rathaus bis hin zu Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) Gespräche führen. Dass Föll voraussichtlich zu Ende Februar das Rathaus verlassen und die Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) unterstützen will, ist für Kotz nach eigener Auskunft wie „ein Blitz aus heiterem Himmel“ gekommen. Er habe es erst am Mittwochmittag erfahren, der OB erfuhr am Mittwochnachmittag davon.

 

Öffentlich reagierte Kuhn am Donnerstagmittag darauf, nachdem zuerst die Stuttgarter Nachrichten am Mittwochabend online über Fölls bevorstehenden Abgang berichtet hatten. Er bedauere Fölls Weggang sehr, erklärte Kuhn, denn er habe sehr gut und sehr vertrauensvoll mit dem Finanzbürgermeister zusammengearbeitet. Fölls Kenntnisse, politisches Gespür und strategisches Geschick seien „herausragend“. Davon habe die Stadt profitiert, die am Ende von Fölls Amtszeit als Bürgermeister schuldenfrei dastehe.

Der mögliche Nachfolger prüft sich

Föll erklärte, er bedauere, dass er die enge Zusammenarbeit mit OB Kuhn nicht fortsetzen könne. Aber im Alter von 53 Jahren suche er eine neue Herausforderung.

Dem möglichen Nachfolger Kotz wurden schon länger Ambitionen auf das Amt des Ersten Bürgermeisters und Finanzbürgermeisters für den Fall nachgesagt, dass sein Parteifreund Föll eine andere Aufgabe suchen könnte. Doch der Zeitpunkt und die Art der neuen Aufgabe – nämlich nicht in der freien Wirtschaft, sondern beim Land Baden-Württemberg – überraschte in der CDU jetzt alle. Kotz hatte damit gerechnet, dass Föll zumindest noch drei oder vier Jahre im Rathaus bleiben würde. Insofern habe die Entwicklung zum jetzigen Zeitpunkt „uns alle eiskalt erwischt“, gestand Kotz.

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Das gilt umso mehr, als die Stuttgarter CDU erst am 27. Oktober ihre Liste für die Gemeinderatswahl aufgestellt und Kotz zum Spitzenkandidaten gekürt hatte. Falls er sich nun für das Bürgermeisteramt entscheiden sollte, auf das die CDU nach ihrer Stellung im Rathaus einen Anspruch hat, müssen die Christdemokraten entscheiden, was aus der Kandidatenliste werden soll und wer neuer Spitzenkandidat oder neue Spitzenkandidatin werden könnte. Und natürlich müssen sie auch die Führung der Ratsfraktion neu regeln.