Erst war die Jogginghose im Stuttgarter Café Le Théatre unerwünscht – jetzt wird dort die schönste gesucht. Zum Auftakt des Wettbewerbs, dessen Internet-Abstimmung am Sonntag endet, sind am Freitag mehr Medienvertreter als Kandidaten in Sweatpants gekommen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Mehr Medienvertreter als Träger von Jogginghosen tummelten sich in der Gloria-Passage. In den ersten drei Stunden sind am Freitagnachmittag 15 Teilnehmer beim Wettbewerb um die schönsten Sweatpants gezählt worden – deutlich mehr Pressefotografen, Journalisten und TV-Teams verfolgten das Spektakel. Wirt Stefan Gauß, der mit einem Jogginghosen-Verbot in seinem Café Le Théatre für viel Aufsehen gesorgt hat, war hellauf zufrieden mit dem, was er sah. Wenig „Schlabberlook“, dafür zum Teil Designerteile – das gefiel ihm gut.

 

Die Schülerin Luana kam in Rosa

Die 15-jährige Schülerin Luana etwa trug eine rosafarbene, eng anliegende Jogginghose, die eher an Leggings erinnern. „Damit dürfte sie auf jeden Fall in mein Lokal“, sagte Gauß. Erst kurz vor dem Contest hatte die Schülerin die Hose erstanden. Preis: 9,95 Euro. Also doch kein Designerstück.

Das Verbotsschild von Gauß mit der Aufschrift „We say no to Sweatpants“ hängt bald im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn. Der Wirt ist der Bitte des Museums gefolgt, das folienverstärkte Original der dortigen zeithistorischen Sammlung zu überlassen. Und doch hängt auch im Stuttgarter Lokal weiterhin die Aufforderung an der Eingangstür, nicht im Schlabberlook zu erscheinen – jetzt ist das Schild aber nur noch eine Kopie.

„Jogginghosen sind zum Joggen da“

Erst hat der Jeans tragende Wirt die Jogginghose aus seinen Räumen verbannt – und sucht nun direkt davor in der Gloria-Passage mit dem im Anzug erschienenen Moderator Michael Gaedt nach der schönsten. Inzwischen weiß er, dass sich Designer den Oversized-Hosen aus Sweatshirt-Stoff angenommen haben und ihnen das schlechte Image als Kleidung für Faulenzer nehmen wollen.

Marius Haubrich, der Geschäftsführer des Handelsverbandes Baden-Württemberg, ist in Jeans gekommen. „Jogginghosen sind zum Joggen da“, findet der 27-jährige. Nur dafür benutze er sie. „Natürlich ist es die Freiheit eines jeden einzelnen, sich so zu kleiden, wie es ihm oder ihr gefällt“, sagt Haubrich. Laut einer Umfrage des Fashion-Netzwerks „stylefruits“ nutzen nur 18 Prozent der Träger die Jogginghose zum Joggen.

So lustig sind nur wenige Kleidungsstücke, dass es Witze über sie gibt. Ein Beispiel: „Hast du deine Jogginghose in die Waschmaschine gesteckt, damit sie mal weiß, was Bewegung ist?“ Bis Sonntag, 24 Uhr, läuft bei Facebook die Abstimmung zum Wettbewerb. Wer die größte Zustimmung erhält, bekommt die Siegprämie von 500 Euro.