Neue Woche, neuer Instagramer: Tobias Mochel zeigt mit seinen Fotos ein etwas anderes Stuttgart. Bei jedem Stadtbummel ist die Kamera dabei, um Bilder und Erinnerungen festzuhalten.

Stuttgart - Tobias Mochel, 27 Jahre alt, Fotograf. Für sieben Tage wird er den Instagram-Account der Stuttgarter Zeitung übernehmen und „Orte zeigen wie die Leute sie nicht kennen“. Sein Auge fürs Detail entdeckte er während seines „Crossmedia Communication“- Studiums – inzwischen ist Mochel Fotograf aus Leidenschaft und teilt seine Fotografien und sein Wissen auf zahlreichen Kanälen: Facebook, Youtube, sogar einen eigenen Podcast betreibt er. Auf Instagram ist er erst seit diesem Jahr aktiv, dennoch hat er dort schon rund 2.500 Follower. Unter dem Alias „Ohokay.“ veröffentlicht er düstere Urbanitäten und Portraits, die auf den ersten Blick trist wirken – bei genauerem Hinsehen kommt jedoch viel Licht ins Dunkle.

 

Düstere Einblicke

„Die Dunkelheit gibt dem Bild Tiefe“, so Mochel. Seine Bilder geben ihm Recht. Eine dunkle Gasse, getaucht in spärliches Neonlicht. An der Wand zeichnen sich bunte Graffitis ab, die sich in der Dunkelheit verrennen zu scheinen. Ein Absperrband zieht sich wie eine auf der Lauer liegende Schlange durch das Bild. Die Seiten von Stuttgart, die Mochel durch seine Fotografien zugänglich macht, sollen nicht das Stuttgart zeigen, welches der Allgemeinheit präsentiert wird. Keine feudal- prachtvolle Königsstraße, kein Sonnenschein, der den bunten Herbstbäumen goldenen Glanz verleiht. Er braucht keinen in rot getauchten Sonnenaufgangshimmel über dem Kessel. Das alles kann jeder sehen, der aus dem Fenster schaut. Was der Fotograf mit seiner Kamera einfängt wirkt wie ein düster anmutender Einblick in die Unterwelt von Gotham City – mitten in Stuttgart.

Sein Stil zeigt dunkle Regenwolken, die sich wie ein schwerer Teppich über die grauen Strukturen von Beton-Architektur erheben. Sein Stil zeigt kantige Gesichter, die nur partiell aus einem sich durch das Bild ziehenden Schatten hervorstechen. Er zeigt Menschen und Orte die zwar an der richtigen Stelle stehen und doch fehl am Platz – fast schon fremd – erscheinen. Menschen und Orte vor der eigenen Haustür: „Man muss nicht nach New York fliegen um tolle Bilder zu machen, die direkte Umgebung hat genauso viel zu bieten.“

„Hey, das könnte schön werden“

„Viele von meinen Freunden und Bekannten beklagten sich, sie hätten zu wenig Zeit zum Fotografieren.“ Er wollte ihnen etwas anderes beweisen, nämlich „dass es möglich ist auf dem Weg zur Bahn eine ganze Fotostrecke zu erstellen“. Daher nimmt der 27-Jährige seine Kamera überall mit hin. „Oft denke ich mir einfach: Hey, das könnte schön werden – ob für die Öffentlichkeit oder für mich als Erinnerung.“ Auch wenn er nur mit Freunden durch die Stadt bummelt hält er immer wieder an und packt sein Equipment aus. „Die kennen das schon und die wundert das auch nicht mehr“, merkt er lachend an.

Der Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung wird jede Woche von einem anderen Nutzer gekapert. Der rote Faden dabei: der Bezug zu Stuttgart und der Region in den Bildern. Bei der Bildsprache gibt es dagegen keine Vorgaben. Die StZ will mit der wöchentlichen Kanalübernahme zeigen, wie abwechslungsreich die Foto-Plattform Instagram auch und gerade in Stuttgart ist.

Du würdest auch gerne mal unseren Kanal kapern, weil du den größten Katzen-Fotos-Account der Stadt betreibst? Keiner schießt schönere Selfies im Sonnenuntergang am Hans-im-Glück-Brunnen? Du hast dich auf zeitgenössische Schwarz-Weiß-Fotografie in der Zahnradbahn spezialisiert? Dann schicke uns deine Bewerbung per Mail an instagram@stuttgarter-zeitung.de.