Grün-Schwarz erhält unverändert großen Zuspruch. Der hängt vor allem an der hohen Popularität Winfried Kretschmanns. Thomas Strobls Umfragewerte bleiben dahinter weit zurück.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Als die Baden-Württemberger vor einem Jahr an die Wahlurnen gingen, lösten sie ein politisches Erdbeben aus. Zum ersten Mal wurden die Grünen in einem Bundesland stärkste Partei. Die Sozialdemokraten wurden vom Wähler abgestraft und von der CDU als Koalitionspartner abgelöst – im Südwesten entstand das erste grün-schwarze Regierungsbündnis auf Länderebene. Von Beginn an hatte die Regierung unter Führung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) sehr hohe Zustimmungswerte bei der Bevölkerung – und diese Sympathie hält auch ein Jahr später an.

 

Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Bürger äußern sich in der neuen Umfrage von Infratest dimap im Auftrag von Stuttgarter Zeitung und SWR zufrieden bis sehr zufrieden mit der Arbeit des grün-schwarzen Landeskabinetts.

Gegenüber der letzten landespolitischen Umfrage vom September 2016 ist das lediglich ein Rückgang um einen Punkt und weiterhin ein hervorragender Wert im historischen Vergleich mit anderen baden-württembergischen Regierungen sowie auch im aktuellen Länderranking. Bei Umfragen im Januar konnten nur die bayrische Staatsregierung (69 Prozent) unter Führung von Horst Seehofer (CSU) und die CDU/SPD-Regierung im Saarland (65 Prozent) bessere Ergebnisse vorweisen.

Hohe Zustimmung trotz Koalitionsquerelen

Die Zufriedenheit mit Grün-Schwarz hält in Baden-Württemberg an, obwohl die Koalitionäre in letzter Zeit in schwieriges Fahrwasser geraten sind. Das Hin und Her der Landtagsfraktionen beim Thema Abgeordnetenpensionen hat auch das Image der Regierenden beschädigt. Innerhalb der Koalition verursachen die Abschiebungen nach Afghanistan Reibereien. Das Regierungsvotum für Fahrverbote in Stuttgart ist in der Bevölkerung umstritten.

Trotzdem sind die Anhänger der Grünen (91 Prozent) und der CDU (76 Prozent) mit großer bis übergroßer Mehrheit zufrieden mit der Arbeit des Kretschmann/Strobl-Kabinetts. Aber auch in den Reihen der Oppositionsparteien SPD (60 Prozent) und FDP (58 Prozent) überwiegt ein wohlwollendes Urteil. Deutlich auf Distanz zur Landesregierung bleiben dagegen die Anhänger der AfD: Hier zeigen sich nur 33 Prozent zufrieden bis sehr zufrieden mit Grün-Schwarz, 65 Prozent sind weniger bis gar nicht zufrieden.

Die Zustimmung zur Landesregierung wird – wie von Beginn an – wesentlich getragen vom grünen Ministerpräsidenten. Drei Viertel der Wahlberechtigten (76 Prozent) äußern sich zufrieden mit der Arbeit von Winfried Kretschmann. Er verliert zwar gegenüber der September-Umfrage an Zuspruch (minus 4 Punkte), bleibt aber mit großem Abstand populärster baden-württembergischer Landespolitiker. Kretschmann gehört mit Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland) sowie Erwin Sellering (Mecklenburg-Vorpommern) weiterhin zu den beliebtesten deutschen Ministerpräsidenten.

Strobls Werte bleiben im Vergleich mit Kretschmann schwach

Mit weiterhin sehr deutlichem Abstand folgt im Urteil der Baden-Württemberger Thomas Strobl, der Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration sowie stellvertretende Ministerpräsident. Dem CDU-Politiker stellen 41 Prozent der Wahlberechtigten ein positives Zeugnis aus. Obwohl in den letzten Wochen und Monaten mit den Themen Terrorbekämpfung und Abschiebungen insbesondere der Zuständigkeitsbereich des Innenministers im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit stand, veränderte sich die Meinung über Strobl im Vergleich mit der Umfrage im Herbst 2016 überhaupt nicht.

Strobl zieht zwar wie Kretschmann mehr positive als negative Urteile der Bürger auf sich. Dennoch bleibt der Grünen-Politiker klar die Wunschbesetzung für das Amt des Regierungschefs: Bei einer Direktwahl für das Ministerpräsidentenamt würden sich 68 Prozent für Kretschmann entscheiden und nur 16 Prozent für Strobl.

Damit schneidet Thomas Strobl heute genauso schwach ab wie vor einem Jahr Guido Wolf, der zur Landtagswahl als CDU-Spitzenkandidat gegen Kretschmann angetreten und krachend gescheitert war.

Das positive Urteil über Kretschmann ist parteiübergreifend. Auch die Anhänger von SPD (79 Prozent) und FDP (64 Prozent) würden sich bei einer Direktwahl für den Grünen und nicht für den CDU-Mann entscheiden. Selbst die CDU-Sympathisanten würden mit 63 zu 29 Prozent für Kretschmann stimmen. Nur bei den AfD-Anhängern liegt Strobl (33 Prozent) knapp vor Kretschmann (30 Prozent).

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