Sum 41 sind nach einigen Jahren musikalischer Abstinenz zurück. Und gemeinsam mit der kanadische Pop-Punk-Band sind die Fans im Stuttgarter LKA für einen Abend wieder Teens. 

Stuttgart - "Cause I'm in too deep / and I'm trying to keep / Up above in my head /  instead of going under", singt eine hohe Männerstimme. Die blonden Haare des Sängers wehen dazu in einem schnellen Takt. Der Bassist und die beiden Gitarristen greifen erst gefühlvoll in die Saiten, ehe der Schlagzeuger nicht mehr aufzuhalten ist. Die Fans jubeln, tanzen.

 

Einige Männer werfen ihr Shirt weg, der Schweiß hängt ihnen im Gesicht. Auf der Bühne wurde zuvor ein schwarzer Vorhang weggezogen. Zu sehen: ein Plakat mit dem Schriftzug "Sum 41". 21.30 Uhr in der Stuttgarter Konzerthalle LKA Longhorn, Pop Punk aus Kanada seit 1996, der Saal tobt.

Verständlich, denn immerhin war es um Sum 41 in den letzten Jahren ruhig geworden. Zumindest musikalisch. Die letzte Platte, "Screaming Bloody Murder", erschien 2011, danach folgte 2013 u.a. eine Tour mit Billy Talent. 2014 und 2015 machten nur noch Schlagzeilen wie das Beinahe-Leberversagen des Sängers Deryck Whibley oder dessen Trennung von Sängerin Avril Lavigne die Runde.

Einzig Filme wie die amerikanischen Teen-Komödien "American Pie" beinhalteten noch die energiegeladenen Songs der Band und machte sie erneut zum Teen-Sound der späten Neunziger- und frühen Nullerjahre. "Fat Lip", "Still waiting" - alles Songs, die beim Erwachsenwerden helfen sollen. Musikfachzeitschriften wie der Musikexpress schrieben just von einer Studie, die Punk als Genre des Erwachsenwerdens belegt - schnelle Rhythmen, impulsive, harte Töne und das Schreien über tiefe Gefühle. Oder: die Suche nach sich selbst. Doch wie sieht es im LKA Longhorn aus?

Die Fans sind am Donnerstagabend zum Großteil Mitte, Ende 20 und scheinen mit der Musik vertraut zu sein - das verraten zumindest ihre älteren Sum-41-Shirts. Was auf der Bühne passiert, ist jedoch zweitrangig für sie. Es geht um den Circle Pit, um Stagediving, plötzlich stehen auch einige Fans auf der Bühne. "Ich brauche euch und ihr mich", schreit Sänger Deryck Whibley. Dann nimmt er den Mikrofonständer in die Hand und singt a cappella: "And we're all to blame / We've gone too far / From pride to shame" - und wir sind alle schuldig, wir sind zu weit gegangen ...

Der Sound ist dunkler als "In Too Deep" etwa - härter, rasanter werden Drums, Bass und Leadgitarre gespielt, das Stück wird ausgebaut. 75 Minuten lang zeigen Sum 41 1500 Zuschauer, wie man rockt.

Neues Album ohne Plattenfirma

Neben Stuttgart spielen die Kanadier nur noch ein Konzert in Köln und tauchen dann erst wieder im Sommer auf Deutschlands Festivals auf. Bis dahin ist vielleicht auch ihr neues Album draußen, das derzeit mit Crowdfounding produziert wird. Für Platte Nummer sechs wollen sie keine Hilfe von Major-Labels. Es gehe schlicht um die Musik, die bereits für frühere Werke mit Gold und Platin ausgezeichnet wurde.

Vielleicht ist das ihr Erwachsenwerden: Auf eigenen Beinen zu stehen und sich das Album gewissermaßen selbst zu finanzieren. Es wäre zumindest schön, wenn die kommenden Songs sich mit dem Erwachsensein beschäftigen würden. Denn nicht nur Sum 41 werden älter, sondern mit ihnen ihre Fans. Im LKA aber sind sie für einen Abend gerne mal wieder Teens.

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