Tom Brady ist der größte Footballer aller Zeiten, das steht außer Frage. Und dennoch kommen bei aller gerechtfertiger Huldigung gewisse Aspekte von Bradys Karriere zu kurz, kommentiert unser Redakteur.

Stuttgart - Eines vorneweg: Es ist natürlich absolut berechtigt, Tom Brady zu bewundern, ihn zu feiern, ja sogar, ihm zu huldigen. Er ist der größte Football-Profi der Geschichte, und das nicht nur, weil er nun der Erste ist, der nicht mehr alle seine Meister-Ringe an einer Hand tragen kann. Sondern vor allem, weil er dieses ebenso strategische wie körperliche Spiel verstanden hat wie kein Zweiter. Das Problem: Der Grat zwischen Verehrung und Verklärung ist im Sport schmal. Erst recht in den großen US-Profiligen.

 

In den USA geht es um mehr als ums Gewinnen

Für die Amerikaner zählt im Football, Basketball oder Baseball nicht nur der Sieg. Wichtig ist immer auch, dass es Anführer gibt, Idole, Helden, Superstars, die sich aus der Masse der Stars abheben, weil sie Spektakel garantieren, Rekorde brechen, Geschichte(n) schreiben – und somit perfekte Vermarkter sind. Für sich selbst, für ihr Team und für ihre ganze Sportart.

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Dies führt zwangsläufig zu einer Überhöhung des Einzelnen. Bestes Beispiel ist der Quarterback im American Football. Klar, er ist das Gehirn des Teams, der verlängerte Arm des Trainers, der Mann, der die Verantwortung auf seinen Schultern trägt. Und trotzdem erreicht er als Einzelkämpfer nichts. Die New England Patriots hätten den Super Bowl gegen die Los Angeles Rams vermutlich auch mit jedem anderen NFL-Quarterback gewonnen. Weil die Häuptlinge Tom Brady und Jared Goff diesmal derart neben sich standen, dass die Indianer wichtiger waren. Und hier vor allem einer: Julian Edelman.

Andere waren besser – die Schlagzeilen bekommt Brady

Der Wide Receiver fing zehn Pässe, war alleine fast so produktiv wie die gesamte Rams-Offensive und wurde völlig zu Recht als wichtigster Spieler des Finales ausgezeichnet. Die Schlagzeilen gehörten dennoch einem anderen: Tom Brady, dem Superstar, der das nächste Kapitel seiner Erfolgsgeschichte geschrieben hat – die es ohne das Team an seiner Seite nicht geben würde. Das sollte nie vergessen werden. Erst recht nicht im Moment der größten Huldigung. Und sei sie noch so verdient.

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jochen.klingovsky@stzn.de