Der Lebensmittelladen in der Bad Boller Ortsmitte schließt Ende der nächsten Woche. Die Hoffnung, dass sich der Markt rentieren könnte, hat sich offensichtlich auch für die Edeka Südwest nicht erfüllt.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Bad Boll - Es ist ein zähes Ringen gewesen, bis der kleine Supermarkt in der Bad Boller Ortsmitte vor dreieinhalb Jahren wieder eröffnet werden konnte. Die Existenz des Geschäfts, zumindest bis Ende 2021, schien gesichert. Nun kommt es anders: Der „Treff 3000“, eine hundertprozentige Tochter der Edeka Südwest, schließt seine Türen bereits Ende der kommenden Woche. Die Kunden wissen es bereits durch einen Aushang am Ladeneingang. Die Bad Boller Bevölkerung wird in dieser Woche im Gemeindeblatt informiert, dass der Versuch, den Fortbestand des früheren Kuhn-Marktes dauerhaft zu sichern, vorzeitig scheitern wird.

 

Eine ältere Frau, die am Dienstagmorgen, wie sie sagte „einen meiner letzten Einkäufe im Treff getätigt hat“, bedauert die Schließung zwar, zeigt aber zugleich Verständnis: „Hier ist doch nie viel los, obwohl es immer von allen Seiten hieß, dass der Laden so überaus wichtig ist.“ Auch ein junger Heizungsinstallateur, der sich für sein Vesper eindeckt, zuckt mit den Worten, „an der Kasse anstellen musste ich mich hier noch nie“, nur mit den Schultern.

Bührle: Wir haben keine rechtliche Handhabe gegen die Schließung

Ziemlich machtlos stand auch Hans-Rudi Bührle, der Bürgermeister von Bad Boll, der eher plötzlichen Schließung durch Edeka gegenüber. Vor einem halben Jahr habe er noch keinen Grund zur Beunruhigung gesehen, erklärt er. „Selbst als das Unternehmen mitgeteilt habe, die Vertriebsschiene Treff 3000 nicht weiterzuführen, schien es so, als ginge es bei uns im Ort irgendwie weiter.“

Dass der Vertrag mit Edeka bis Ende 2021 abgeschlossen worden sei, bestätigt Bührle ebenfalls. „Das war aber ein einseitig kündbarer, städtebaulicher Vertrag, in dem es unter anderem auch um ein mögliches Vorkaufsrecht für eine bauliche Weiterentwicklung am neuen Kreisel gegangen ist“, fügt Bührle hinzu. Diese Option liege zurzeit sowohl kommunal- wie auch regionalpolitisch allerdings auf Eis, so dass sich Edeka aus der Pflicht habe nehmen können. „Wir haben jedenfalls keine rechtliche Handhabe gegen die Schließung“, stellt der Schultes klar.

Wie es mit der Nahversorgung weitergeht, ist noch völlig offen

Christhard Deutscher, der Leiter des Bereichs Unternehmenskommunikation bei Edeka Südwest, teilt mit, dass ein großer Teil der Treff-Märkte in veränderter Form oder unter veränderter Führung weiterbetrieben würde. Wo aber die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht stimmten, sei das nicht möglich. So haben, neben dem Laden in Bad Boll, unter anderem auch die beiden Märkte in Denkendorf und in Köngen (Kreis Esslingen) am 6. Juli zum letzten Mal geöffnet.

Wie es mit der nach wie vor angestrebten Nahversorgung in Bad Boll in Zukunft weitergehen soll, ist allerdings noch völlig offen. Ob die Bäckereifiliale, die sich in den Räumen befindet, bleiben kann und bleiben will, darüber muss mit Edeka und mit dem Vermieter erst noch gesprochen werden. Hans-Rudi Bührle könnte sich auch vorstellen, „dass dort wenigstens eine Art Grundversorgung stattfinden kann“. Wie diese aussehen könnte, weiß er allerdings bis jetzt nicht zu sagen. „Wir wissen ja alle, dass es im stationären Handel immer schwieriger wird. Das gilt im Lebensmittelbereich, sofern die Flächen zu klein sind, erst recht.“ Und innerorts gebe es schlicht keine ausreichend großen Areale. „Hinzu kommt, dass es in den Gemeinden um unsere herum bereits Supermärkte gibt“, ergänzt er.