Haben Sie auch schon mal von einem 1-zu-1-Videochat mit Ihrem Idol geträumt? Durch Superpeer könnte dieser Traum vielleicht irgendwann Realität werden. Wir haben uns den Videochat-Service einmal genauer angeschaut.

Digital Desk: Lukas Böhl (lbö)

Was ist Superpeer?

Superpeer ist eine Plattform, die es Influencern, Experten oder Fachleuten ermöglicht, ihr Wissen in bezahlten 1-zu-1-Videochats an Fans aus aller Welt weiterzugeben. Dabei stellt Superpeer die Infrastruktur zur Verfügung, um die Videoanrufe zu organisieren und zu hosten sowie den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Der Dienst finanziert sich über Transaktionsgebühren. Bislang befindet sich Superpeer noch in der Betaphase und ist nur als Desktop-Anwendung verfügbar. Eine App gibt es derzeit nicht. Dennoch konnten die Entwickler Devrim Yasar und Fatih Acet seit Gründung der Superpeer Inc. im Januar 2020 in zwei Finanzierungsrunden bereits 10 Millionen US-Dollar von Investoren einsammeln.

 

Was ist ein Superpeer?

Grundsätzlich wird auf der Plattform zwischen einem „Superpeer“ und einem „User“ unterschieden. Erstere sind die oben genannten Fachleute, die gegen eine Gebühr ihre Zeit und Expertise in Videochats zur Verfügung stellen. Um ein Superpeer zu werden, muss man im Moment noch über superpeer.com eine Einladung anfordern. Die Betreiber der App weisen darauf hin, dass Superpeers in Deutschland mindestens 18 Jahre alt sein müssen und auf anderen sozialen Medien mindestens 20.000 Follower haben sollten. Beim Anfordern der Einladung werden daher Name, Alter und ein Link zu einem Social-Media-Profil abgefragt.


Welche Vorteile hat man als Superpeer?

Superpeers können durch ihre Mitgliedschaft Geld verdienen. Dazu bietet die Plattform im Moment drei Möglichkeiten:

1-zu-1-Videocalls: Der Preis kann selbst festgelegt werden. Von Superpeer wird eine Transaktionsgebühr von 3 % aufgeschlagen, die der Nutzer bezahlt. Bei einem veranschlagten Preis von 100 € für einen Anruf würde der Kunde also letztlich 103 € bezahlen.

Livestreams: Wie auf anderen Plattformen sind auch auf Superpeer Livestreams möglich. Im Gegensatz zu den 1-zu-1-Calls können hier beliebig viele Personen teilnehmen. Die Gebühren dafür werden selbst festgelegt. Dafür werden sowohl 10 % Plattform- als auch 3 % Transaktionsgebühren fällig. Verlangt man also 100 € für einen Livestream, erhält man am Ende 87 €.

Kanalabonnements: Die dritte Einnahmequelle setzt sich aus bezahlten Kanalmitgliedschaften zusammen. Auch hier können die Preise individuell festgelegt werden. Wie bei den Livestreams nimmt Superpeer eine Gebühr von insgesamt 13 % für die Bereitstellung des Services.


Wie kann man sich als Nutzer registrieren?

User dagegen sind diejenigen, die diese Dienstleistungen in Anspruch nehmen wollen. Sie können sich derzeit nur registrieren, indem sie das Profil eines Superpeers mit ihrer E-Mail abonnieren. Dadurch wird automatisch ein Profil angelegt, in dem die Abonnements, Zahlungen und anstehenden Videoanrufe verwaltet werden können.

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Wie sieht es mit dem Datenschutz aus?

Datenschutzrechtlich ist die automatische Erstellung eines Nutzeraccounts ohne vorherige Einwilligung kritisch zu betrachten. Hinzu kommt die fehlende Möglichkeit, ein Passwort zu erstellen. Somit könnte theoretisch jeder, der Ihre Mailadresse kennt, Zugriff zu Ihrem Account erlangen und zum Beispiel Ihre Zahlungsmethoden einsehen.

Weiterhin heißt es in der Datenschutzerklärung von Superpeer, dass die Videoanrufe zum Zwecke der Aufklärung möglicher Streitfälle temporär gespeichert werden. Sollte kein Verstoß gemeldet werden, löscht Superpeer die Aufnahmen zwar laut eigenen Angaben wieder, die genaue Speicherfrist wird aus der jetzigen Datenschutzerklärung jedoch nicht ersichtlich.

Für europäische Nutzer dürfte außerdem der Hinweis interessant sein, dass unter Umständen persönliche Daten in Länder außerhalb der EU weitergeleitet werden. Die Server zur Speicherung der Nutzerdaten stehen sowohl in Irland als auch den USA.

Wer sich bei dem Dienst registrieren möchten, sollte sich also im Vorfeld die Datenschutzerklärung gut durchlesen. Ein Übersetzungstool kann bei Verständnisschwierigkeiten helfen.


Fazit

Zum Zeitpunkt des Verfassens befindet sich Superpeer in der Betaphase. Aus diesem Grund scheinen viele Funktionen noch nicht voll ausgereift zu sein. Zum Beispiel ist es nicht möglich, nach Superpeers zu suchen. Diese machen die Nutzer im Moment über ihre Profile in anderen sozialen Medien auf ihren Account aufmerksam. Auch muss man die Entwickler per Mail kontaktieren, wenn man seinen Account löschen möchte. Dies erinnert ein bisschen an Clubhouse, das im Januar dieses Jahres für einen riesen Hype gesorgt hat. Dass Superpeer einen ähnlichen Erfolg feiern wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Dafür ist die App zu zweckgebunden.

Nichtsdestotrotz könnte sie sich zu einer lukrativen Einnahmequelle für Influencer und Fachleute aller Art entwickeln. Auch für die Fans sind die bezahlten 1-zu-1-Videochats sicherlich eine willkommene Form der Interaktion mit ihren Idolen. Wahrscheinlich wären viele Leute bereit, hier auch größere Summen für einen Call zu bezahlen. Die Frage ist nur, wie nahe man als Superpeer seinen Follower tatsächlich kommen möchte. Immerhin weiß man nicht, wer da am anderen Ende sitzt, da die Nutzer sich bei der Anmeldung nicht identifizieren müssen (Stand 08.02.2021). Auf Plattformen wie Twitch oder YouTube gibt es zwar auch schwarze Schafe, die gehen aber in der Masse meist unter. Die Streams sind weit weniger persönlich. Da aber gerade die bezahlten 1-zu-1-Videochats das Alleinstellungsmerkmal von Superpeer ausmachen, ist dieser Faktor sehr maßgebend für den Erfolg der Plattform.

Ob die Idee hinter Superpeer Bestand hat, wird sich letztlich erst zeigen, wenn die Entwickler die Betaphase beenden und an den Markt gehen.

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