Nach Janine Wissler aus Hessen hat die zweite Frau ihre Kandidatur für den Bundesvorsitz der Linken angekündigt. Die Thüringer Landesparteichefin Susanne Hennig-Willsow wurde Anfang des Jahres durch eine wütende Geste bundesweit bekannt.

Erfurt - Thüringens Linke-Landespartei- und Fraktionschefin Susanne Hennig-Wellsow will Bundesvorsitzende ihrer Partei werden. Das gab die 42-Jährige am Freitag nach einer Vorstandssitzung der Thüringer Linken in Erfurt bekannt. Zuvor hatte die hessische Linke-Fraktionsvorsitzende Janine Wissler ebenfalls ihre Kandidatur angekündigt. Wissler ist bereits Vize-Vorsitzende der Linken. Die bisherige Doppelspitze der Linken, Katja Kipping und Bernd Riexinger, hatte angekündigt, nicht wieder für den Parteivorsitz anzutreten.

 

Hennig-Wellsow hatte zuletzt mehrfach betont, dass sie sich eine weibliche Doppelspitze gut vorstellen könne. Sie wurde zusammen mit Wissler dafür schon gehandelt. Beide sind wie Kipping weder dem Flügel der linken Fundamentalisten noch den gemäßigten Reformern zuzurechnen. Die Wahl der neuen Vorsitzenden ist für den Linke-Bundesparteitag im Herbst geplant, der vom 30. Oktober bis 1. November in Erfurt angesetzt ist.

In Thüringen führt Hennig-Wellsow die Linke seit November 2013 und damit seit fast sieben Jahren. Den Fraktionsvorsitz übernahm sie im Dezember 2014, nachdem Bodo Ramelow (Linke) zum ersten linken Ministerpräsidenten Deutschlands gewählt wurde. Beim Schmieden des Bündnisses aus Linke, SPD und Grünen in Thüringen soll sie damals entscheidend mitgewirkt haben. Die frühere Profi-Eisschnellläuferin gilt als führungsstarke Pragmatikerin.

Linke nirgends so stark wie in Thüringen

Die Linke ist in keinem anderen Bundesland so stark wie in Thüringen, wo sie auf Umfragewerte über 30 Prozent kommt. Bei der Landtagswahl 2019 wurde die Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Ramelow erstmals stärkste Kraft in einem Bundesland.

Bundesweit für Schlagzeilen sorgte Hennig-Wellsow, als sie am 5. Februar dieses Jahres dem damals frisch gewählten Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) einen Blumenstrauß vor die Füße warf. Kemmerich war mit Stimmen von AfD, CDU und FDP überraschend zum Regierungschef gewählt worden, nahm die Wahl an und löste damit ein politisches Beben aus, das bis nach Berlin reichte. Auf öffentlichen und parteiinternen Druck hin trat er später zurück.

Eine neue Führung der Linken im Bund wird die Partei in den Wahlkampf zur Bundestagswahl im Herbst 2021 führen müssen. Für die Linken stellt sich dabei vor allem die Frage, ob sie bereit wären, zusammen mit SPD und Grünen eine Regierung zu bilden.