Sie sind Spritfresser und sorgen bei den Automobilherstellern für fette Gewinne: SUVs sind ein Trendthema auf dem Autosalon in Paris. Künftig soll es von ihnen mehr Elektromodelle geben.

Paris - Im ersten Halbjahr 2018 haben SUVs – sportliche Geländelimousinen – die Spitzenposition bei den Neuzulassungen in Europa erreicht. Der Anteil an den 8,6 Millionen zugelassenen Pkw betrug 27 Prozent, für Deutschland wird der Marktanteil der Geländelimousinen auf rund 30 Prozent geschätzt. Auch der Pariser Autosalon, der am Donnerstag eröffnet wurde, steht im Zeichen der SUV.

 

„Es ist nicht ausgeschlossen, dass bald die Hälfte unserer Neuwagen SUV sein werden“, sagt Peter Mertens, Entwicklungsvorstand von Audi. „Für Minivans oder für normale Limousinen wird es immer schwieriger.“ Dafür sorgt auch China, weltgrößter Automobilmarkt und wichtig für Audi. Im Reich der Mitte ist der weltweite SUV-Boom besonders stark ausgeprägt. Nach aktuellen Marktprognosen könnte schon bald jeder zweite Neuwagen in China ein SUV sein.

Volkswagen startet weltweit eine SUV-Offensive. Jeder siebte verkaufte Volkswagen ist bereits ein sportlicher Geländewagen. Bis 2020 werden die Wolfsburger 20 SUV-Modelle im Angebot haben, von kleinen Hochgelegten im Polo-Format bis zu großen Modellen wie dem Touareg. Der mausert sich zum Oberklasse-Flaggschiff von VW. Das SUV-Spektrum wird umfassend erweitert. Zu den Tiguan-Modellen im Golf-Format, kommt der etwas kleinere T-Roc, der auch als SUV-Cabrio die VW-Offen-Tradition weiterführen könnte. Weiter unten stellt sich der VW T-Cross an. VW fährt mit SUV-Tempo erstaunlich schnell aus der Dieselkrise. Bis 2020 sollen dann etwa 40 Prozent der verkauften Volkswagen SUV sein.

Ford konzentriert sich auf SUVs und Pickups

Noch weiter geht der US-Hersteller Ford, der seine Produktpalette auf seinem nordamerikanischen Heimatmarkt radikal umbaut. Das Unternehmen will sich im US-Geschäft fast vollständig aus dem Geschäft mit Personenwagen zurückziehen und sich dafür auf SUVs und Pickups konzentrieren. Bis 2020 sollen bei Ford 90 Prozent der US-Produktion auf die sportlichen Geländewagen und Kleinlaster entfallen, die üblicherweise höhere Gewinnmargen einfahren als die klassischen Pkw.

Der SUV-Boom weltweit hat Konsequenzen für alle. Beispiel Schweiz: „Wenn die Fahrzeuge breiter werden, muss auch die Straße breiter sein, sonst erhöht sich die Gefahr von Unfällen“, sagt Jean-Marc Jeanneret, Präsident des Verbandes für Verkehrsfachleute Schweiz. In den Parkhäusern beanspruchen die SUVs immer mehr Platz und zwingen die Parkhausbetreiber zu kostspieligen Umbauten der Parkflächen, die zu höheren Parkgebühren für alle führen dürften.

Auch für die Hersteller sind SUVs ein zwiespältiger Erfolg. Auf der einen Seite werden die EU-Abgasnormen zur Last, weil die SUVs durch die höheren Fahrwiderstände, das höhere Gewicht und die schlechtere Aerodynamik mehr Sprit schlucken. Das schafft ein Riesenproblem, das mit den Verbrauchsvorschriften 2021 milliardenschwere Strafzahlungen auslösen könnte. Die positivere Seite für die Hersteller: SUVs können teurer verkauft werden. Dennoch versucht die Autoindustrie, vorsichtig gegenzusteuern: Sie produziert immer öfter SUVs mit einer aerodynamisch optimierten Dachlinie. Außerdem spielt besonders bei den kleineren SUVs der spritfressende Allradantrieb eine immer kleinere Rolle.

Hersteller produzieren mehr elektrische SUVs

Möglicherweise löst sich das ökologische SUV-Problem auch elektrisch: Die SUVs bieten ausreichenden Einbauraum für Batterien. Die ökologische Zauberformel könnte heißen: Wenn schon SUV – dann wenigsten elektrisch. In den Vorstandsetagen der Premiumhersteller scheint das schon angekommen zu sein. Daimler präsentierte mit dem EQC einen Elektro-SUV auf dem Pariser Autosalon, der nächstes Jahr auf den Markt kommt. Audi zeigte den e-Tron, der in Brüssel produziert wird. Auch der Mercedes GLE, der auf dem Pariser Autosalon Weltpremiere hatte, kommt als Mild-Hybrid dank des 48 Volt-Bordnetzes schon dezent elektrifiziert daher. BMW präsentierte die Studie iNext, ein SUV im Fünfmeter-Format, die auch elektrisch fortbewegt wird und 2021 in Serie gehen soll.