In der Delegiertenversammlung des SV Leonberg/Eltingen erhält Michael Hager 15 Gegenstimmen, dazu kommen neun Enthaltungen.

Leonberg - Wenn bei Sportvereinen der Tagesordnungspunkt Wahlen aufgerufen wird, erinnern die Ergebnisse zumeist an Verhältnisse wie in der ehemaligen DDR, wenn in der Volkskammer der Staatsratsvorsitzende gewählt wurde: Gegenstimmen sind die Ausnahme. Wenn überhaupt, gibt es die ein oder andere Enthaltung, zumeist die des Kandidaten.

 

In der Delegiertenversammlung des SV Leonberg/Eltingen bot sich am Donnerstagabend im Restaurant Eltinger Hof ein ganz anders Bild. Nach der Verschmelzung der Vereine TSG Leonberg und TSV Eltingen zum 1. Januar 2018, als die Vorstände beider Vereine für das erste Jahr automatisch das Führungsgremium gebildet haben, wurde nun erstmals ein Vorstand komplett neu gewählt. Das Ergebnis für Michael Hager an der Spitze des Vereins glich einer schallenden Ohrfeige. 90 von 111 Delegierten waren zu der Versammlung gekommen, 15 stimmten gegen ihn, neun enthielten sich der Stimme. Und hätte zuvor der Antrag auf offene Abstimmung keine Mehrheit gefunden, hätte dem Vereinschef der Gegenwind womöglich noch heftiger ins Gesicht geblasen. „Bei einer offenen Wahl trauen sich doch einige nicht, gegen den Vorstand zu stimmen“, sagte die Turn-Abteilungsleiterin Dimitra Nepitella.

Das Wahlergebnis ist jedoch nicht nur als Protest gegen Michael Hager anzusehen, sondern vielmehr als Zuspruch für Harald Hackert. Der ehemalige TSG-Vorsitzende, der am Vorstandstisch zwischen seinen Kollegen wie ein Fremdkörper wirkte, hatte sich dazu entschlossen, nicht wieder zu kandidieren. Als Gründe nannte er persönliche Differenzen und Kommunikationsprobleme.

Votum gegen den Vorstand

„Ich war gleichrangig zu sehen mit Michael Hager, auch wenn ich es manchmal nicht so empfunden habe“, sagte der 56-Jährige während der Versammlung. Mit versteinerter Miene votierte er mit Ausnahme von Markus Ensmann gegen die Wahl der anderen Vorstände. Selbst Michaela Feller, mit der er die TSG geführt und beim Bemühen um die Verschmelzung eng zusammengearbeitet hat, bekam von ihm eine von zwei Gegenstimmen. Von den Delegierten kamen Gegner aus den Reihen der Turner, von der Leichtathletik, vom American Football und aus dem Volleyball.

Nach dieser Abstimmung verwunderte es nicht, dass auch Harald Hackert bei der Ernennung zum Ehrenvorsitzenden nicht ungeschoren davon kam. Michael Hager, Manfred Buck und Michaela Feller zählten zu den neun Enthaltungen, dazu kamen neun Gegenstimmen. Der obligatorische Händedruck zur Übermittlung der Glückwünsche, der sich auch noch in die Länge zog, weil der Fotograf zu seinem Recht kommen wollte, fiel sowohl dem Vorsitzenden Michael Hager als auch dem neuen Ehrenvorsitzenden Harald Hackert sichtlich schwer. Der ehemalige Vorsitzende des TSV Eltingen, Hartmut Müller, ist bei drei Enthaltungen zum Ehrenmitglied ernannt worden.

Hackert, der wie Patrick Philippin aus dem geschäftsführenden Vorstand verabschiedet wurde, kündigte an, weiter kritisch zu beobachten, wie sich der Verein entwickelt und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. Michael Hager wollte das Verhalten seines nun ehemaligen Vorstandskollegen nicht kommentieren. Zur Wahl sagte er: „Das ist ein ehrliches Ergebnis, das sich aus der Vorgeschichte ergeben hat. Es war eine ausreichende Mehrheit. Ich werde weiter daran arbeiten, den Verein voranzubringen. Mir ist das Team wichtig.“

Personalien und Finanzen

Auf zwei Jahre gewählt wurden Michael Hager (Vorsitzender), Matthias Groß (Referent Liegenschaften/Technik), Michaela Feller (Referentin Finanzbuchhaltung und Personalwesen). Ein Votum für ein Jahr erhielten Manfred Buck (Referent Finanzwesen und Verträge) sowie Markus Ensmann (Referent Sportbetrieb). Referentin für Schriftführung ist Nicole Beier. Die unterschiedlichen Laufzeiten im geschäftsführenden Vorstand resultieren aus dem Ansatz, in einen rollierenden Turnus zu kommen. Zum erweiterten Vorstand zählen Margarete Häfele (Referentin Frauen im Sport), Thomas Booz und Stefan Keppler (beide Stellvertreter des Referenten Liegenschaften) sowie die Jugendsprecherin Anabel Hackert. Die Kassenprüfung übernehmen weiterhin Thomas Gitschier und Daniel Bär. Der Ehrenrat besteht aus Roland Kielwein, Roswitha Thomas und Siegfried Burger.

Baukosten verschlingen Millionen

Im Jahr 2018 verfügte der Verein über laufende Einnahmen von rund 470 000 Euro. Dem stehen 465 000 Euro an Ausgaben gegenüber. Die dicksten Brocken bei den Investitionen waren Kosten für Halle und Sportvereinszentrum sowie für den neuen Hybridrasen. Insgesamt kamen rund 934 000 Euro zusammen. Für das Jahr 2019 wird mit laufenden Einnahmen und Ausgaben von 458 100 Euro gerechnet. Für Baukosten sind 2 535 300 Euro veranschlagt. Dem stehen aus dem Erlös Verkauf Jahngelände 3 450 000 Euro gegenüber. 900 000 Euro sollen für die Rücklagenbildung verwendet werden.

Abbrucharbeiten können beginnen

Der Umbau vom Bolzplatz zum Hybridrasen ist fertig. Das Flutlicht muss noch ausgeleuchet werden. Vom 1. Juni an soll auf dem Platz gespielt werden können. Die Tennis-Anlage an der Badstraße ist so weit fertiggestellt. Der Verein verfügt jetzt über insgesamt zwölf Freiplätze. Das Gelände an der Bruckenbachstraße ist offiziell Baustelle und eingezäunt. Die Geschäftsstelle ist umgezogen in die Bruckenbachstraße 33. Abbrucharbeiten sind von Mitte März an bis Mitte Mai geplant. Bis Ende Mai soll der Auftrag für die Halle und das Sportvereinszentrum an einen Generalunternehmer vergeben werden. Ziel ist, das Bauvorhaben bis Ende 2020/Anfang 2021 fertigzustellen.