Sven Väth legt am 30. Juni neben dem Kunstmuseum auf, im Rahmen der Rehberger-Ausstellung – bei freiem Eintritt. Das soll dem Schlossplatz wieder Strahlkraft geben.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Wer heute nachts rund um den Stuttgarter Schlossplatz unterwegs ist, vermisst die Unbeschwertheit vergangener Tage. Viele Jahre lang gingen vom Kleinen Schlossplatz wichtige popkulturelle Impulse aus: von der legendären Bar Pauls Boutique, den Freigeistern auf der Freitreppe und den Skatern davor. Die Krawalle vom Juni 2020 brachten eine gänzlich andere Stimmung mit sich: Der Schlossplatz wurde seitdem als nächtlicher Angstraum wahrgenommen, Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) fiel zur Abschreckung nur ein mäßig besuchtes „Genussplätzle“ ein.

 

Das Kunstmuseum Stuttgart wagt nun einen großen Wurf: Das Museum hat Techno-Ikone Sven Väth für einen Auftritt auf dem Schlossplatz verpflichtet. Am 30. Juni tritt der Künstler, der die Rolle des DJs als Star in Deutschland neu definiert hat, im Rahmen der Tobias-Rehberger-Schau rechts neben dem Kubus auf, vor den Treppen, von 18 bis 22 Uhr, mit Maurizio Schmitz im Vorprogramm. Und das bei freiem Eintritt, der Währung also, die alle Schwaben gleich welcher Herkunft gleichermaßen überzeugt.

Ein kulturpolitisches Signal

Sven Väth freut sich auf sein Gastspiel auf dem Schlossplatz: „Mit Stuttgart hatte ich über all die Jahre eine intensive Affäre, gerade in den 1990ern. Da hatte ich eine Residence im Oz, zusammen mit Marco Zaffarano. Später habe ich oft im M1 gespielt und hatte immer coole Abende da“, erinnert sich Väth, der erst am vergangenen Wochenende beim neuen Festival Dukeland in Ludwigsburg einen umjubelten Auftritt hatte.

Der DJ-Gig auf dem Schlossplatz, ziemlich genau zwei Jahre nach den Ausschreitungen vom Sommer 2020, ist auch ein kulturpolitisches Signal. Der Auftritt soll dem Ort verlorene Strahlkraft zurückgeben.

Väth soll die Fassade des Kunstmuseums zum Pulsieren bringen

Das Kunstmuseum als Initiator der Veranstaltung bestätigt den Auftritt auf Nachfrage: „Mich interessieren Grenzüberschreitungen zwischen den verschiedenen Künsten, insbesondere zwischen Kunst und Musik“, erklärt Museumsdirektorin Ulrike Groos. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer wieder Ausstellungen gezeigt, die sich dieser synästhetischen Verbindung widmeten. Auch in der Werkschau von Tobias Rehberger findet sie sich, wie bei seiner Lichtinstallation an der Fassade des Museums.“ Jene Fassadenarbeit, die auf die abgespielte Musik von Passanten reagiert, soll nun durch Väths Beats zum Pulsieren gebracht werden.

Rehberger ist mit Väth befreundet. Die beiden haben jüngst in Frankfurt gemeinsame Sache gemacht bei der Eröffnung des Museums of Modern Electronic Music (Momem). Die erste Schau im Frankfurter Momem ist Väth gewidmet, gestaltet von Rehberger und kuratiert übrigens von Torben Giese, dem Direktor des Stuttgarter Stadtpalais. Auch in Frankfurt legte Väth bei freiem Eintritt im Herzen der Stadt auf. Bei seinem Auftritt an der Hauptwache Anfang April feierten Tausende den Einzug der Popkultur ins Museum, friedlich – wie künftig hoffentlich wieder auf dem Stuttgarter Schlossplatz.

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Schlossplatz
Der DJ-Gig von Sven Väth greift popkulturelle Impulse auf, die schon immer vom Areal rund um das heutige Kunstmuseum ausgegangen sind. 2012 sorgte Ulrike Groos für Aufsehen, als sie eine bemalte Skaterrampe des Künstlers Michel Majerus vor dem Museum aufstellte. Jetzt erfolgt ein künstlerisch-musikalischer Eingriff in den öffentlichen Raum.

Väth
Sven Väth hat einen Lauf: Im Februar ist „Catharsis“ erschienen, sein erstes Album seit fast 20 Jahren. Im April eröffnete das Museum of Modern Electronic Music (MOMEM) in Frankfurt mit der Ausstellung „It’s simple to tell what saved us from hell“ über sein Schaffen.