Die Lokalpolitiker begrüßen das Vorhaben des Automobilkonzerns, auf dem ehemaligen KNV-Gelände bis zu 4200 Arbeitsplätze einzurichten. Allerdings sorgen sich die Bezirksbeiräte um die steigende Verkehrsbelastung im Synergiepark.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Die Pläne der Daimler AG für ihren neuen Standort im Gewerbegebiet stießen bei den Vaihinger Bezirksbeiräten größtenteils auf Zustimmung. Der Automobilkonzern möchte mit einem Bürokomplex auf dem ehemaligen KNV-Gelände am Wallgraben zwischen Schockenried- und Industriestraße einige der in im Großraum Stuttgart verstreuten Standorte bündeln, „tendenziell die Vaihinger Standorte“, sagte Hugo Daiber, der Geschäftsführer der Daimler Real Estate GmbH, am Dienstag im Bezirksbeirat. Alleine in Vaihingen beschäftigt Daimler Mitarbeiter an sechs Standorten. Allerdings sei die genaue Belegung noch nicht entschieden, sagte Daiber. Das Projekt sei eine „Stärkung des Daimler-Standorts Stuttgart und des Standorts Vaihingen“, so Daiber. Das Gelände liege ideal zwischen den Werken Untertürkheim und Sindelfingen.

 

Das Konzept beschreibt vier Gebäude, die einen offenen Platz umschließen. Das Gelände soll offen gestaltet werden und nicht nur für Daimler-Mitarbeiter zugänglich sein. „Büros sollen nur in den oberen Stockwerken entstehen, im Erdgeschoss bleibt Raum etwa für Mitarbeiter-Cafeterias und ein Gesundheitszentrum“, sagte Daiber. Durchquerung und Aufenthalt zwischen den Gebäuden sei gewünscht. „Die Quartiersmitte soll einladend sein“, so Daiber. „Wir wollen die Öffentlichkeit auf das Gelände holen“, ergänzte Ingo Konrad von der Daimler AG.

Verkehrskonzept soll Situation im Synergiepark entspannen

Karsten Eichstädt von der CDU begrüßte die Ansiedlung von Daimler als „Aufwertung des Geländes“. Eyüp Ölcer (Freie Wähler) schloss sich dieser Meinung an. „Das Projekt gefällt mir sehr gut, es ist offen und einladend. Für Vaihingen ist das sicherlich eine Chance, die Kaufkraft im Bezirk zu stärken.“ Dafür müssten die künftigen Standortmitarbeiter allerdings auf den Weg gebracht werden, etwa in Richtung Vaihinger Markt und Schwabengalerie.

Genau darin sahen die Lokalpolitiker allerdings ein Problem, ebenso wie in der Anfahrt der 4200 Mitarbeiter zum Unternehmen. „Wir haben Bedenken wegen der Verkehrsbelastung“, sagte Eichstädt. „Das wird eine Herausforderung für den Verkehr“, stimmte Ölcer zu. Man müsse „das Mobilitätskonzept stärker vorantreiben“, forderte Kristin Wedekind (Grüne). Genau das möchte auch Daimler. „Es gibt wohl keinen Standort, der besser an den ÖPNV angebunden ist“, sagte Konrad. Die S-Bahn und die neue U 12 seien einer der Hauptgründe für die Entscheidung für diesen Standort gewesen. Man wolle die öffentlichen Verkehrsmittel und das Car2Go-Carsharing-Angebot miteinander verknüpfen. Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes sollen am neuen Standort Platz finden. Die bereits jetzt angespannte Verkehrssituation im Synergiepark ist Daimler bekannt. „Da besteht Handlungsbedarf“, sagte Konrad. „Wir wollen uns aktiv in die Entwicklung eines Gesamtverkehrskonzepts einbringen“, sicherte er zu.

Die Nutzung des ÖPNV soll Vorrang bekommen

Wedekinds Vorschlag, in den Obergeschossen der Gebäude Werkswohnungen zu bauen, sahen sowohl die Daimler-Vertreter als auch Michael Hausiel vom Stadtplanungsamt kritisch. „Die Vorgaben der Baunutzungsverordnung machen eine Wohnbebauung auf dem Areal nicht so einfach“, sagte Hausiel.

Die 2600 Parkplätze, die Daimler im Untergeschoss seines Bürokomplexes sowie in einem Parkhaus nördlich der Schockenriedstraße einrichten will, stießen ebenfalls auf Kritik. „Das Parkhaus soll nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein“, erklärte Daiber die große Anzahl der Parkplätze. Man wolle dennoch die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. „Wir möchten ein klares Signal setzen: Der ÖPNV soll Vorrang haben“, sagte Konrad.

Auch den Radverkehr möchte Daimler stärken; 700 Fahrradstellplätze plant das Unternehmen am neuen Standort. Bedenken hatte Kristin Wedekind wegen der Verkehrssituation für die Radler. Es brauche eine geeignete Überquerung der Gleise in Richtung Vaihinger Mitte, zudem fehle es dort an Stellplätzen, sollten 700 Räder dazukommen. „Wir wissen um diese Situation“, sagte Michael Hausiel. Ein Konzept für den Radverkehr sei bereits in Arbeit.