Das Café Galao an der Tübinger Straße hat seit Wochen geschlossen. Wegen Wasserschäden wird umfassend saniert. Für das Szenelokal ist der Ausfall im Sommer eine Katastrophe.

S-Süd - Eigentlich sollte im Galao nur die Kloschüssel ausgetauscht werden. Doch als sich die Mitarbeiter vor einigen Monaten an die Arbeit machten, erlebten sie eine böse Überraschung. „Uns kam gleich die halbe Wand in Stücken entgegen“, erzählt Rainer Bocka, der Inhaber des Szenecafés an der Tübinger Straße. Schlimmer war dann allerdings die Entdeckung, die Bocka und sein Team machten, als sie die baufällige Mauer untersuchten. „Es handelt sich um eine Fachwerkmauer und das Holz war vermodert“, sagt Bocka.

 

Schnell sei klar gewesen, dass viel Wasser ausgetreten sein muss. Alte Rohre in dem laut Bocka 1904 errichteten Gebäude waren im Untergrund undicht geworden.

Die Folgen sind für viele schmerzlich, die das Galao als erweitertes Wohnzimmer betrachten. Denn das Galao schloss vor vier Wochen auf unbestimmte Zeit. Doch auf genau diese treuen Besucher setzen Bocka und seine Mitarbeiter. Auf der Internetseite des Cafés schreiben sie: „Wir halten zusammen“ und meinen damit sich und die Gäste. Bocka verhehlt nicht, dass die Zeiten schwer sind für das Galao. Denn der Schaden, den die alten Rohre verursacht haben, ist nur durch eine langwierige Sanierung zu beheben. Wann es wieder aufmacht, sei derzeit noch nicht abschätzbar, meint Bocka. „Wir hoffen, dass wir Ende des Sommers mit der Sanierung der Wand fertig sind“, sagt er. Im Moment seien Statiker am Werk. Sie prüfen, wie die morsche Wand am besten zu ersetzen ist. Gerüchte, denen zufolge das ganze Gebäude nun baufällig sei und ein Weiterbetrieb des Galao deshalb ausgeschlossen ist, weist Bocka zurück. „Da ist überhaupt nichts dran. Wir haben arbeiten auch sehr kooperativ mit der Stadt zusammen“, sagt er. Unumwunden gibt er aber zu: „Die ganze Sache ist eine einzige Katastrophe für uns.“

Die warme Jahreszeit ist sehr wichtig für gastronomische Betriebe. Obwohl der Sommer rekordverdächtig zu werden scheint, muss das Galao ihn als Totalausfall abschreiben. Bocka berichtet, dass er eine Betriebsausfallversicherung abgeschlossen hat. Dennoch müsse er sich um einen Kredit bemühen. Denn sein Personal muss der Inhaber weiter bezahlen, ohne dass sein Café Einnahmen erzielt. „Es sieht aber gut aus bei der Bank“, sagt er. An einen Spendenaufruf an die Stammgäste, wie während einer Krise 2014, denke er nicht. „Wir wollen unsere Gäste nicht zu sehr strapazieren“, sagt er. Die Zukunft des Cafés könnte davon abhängen, ob die treuen Gäste nach einer Wiedereröffnung zurückkommen, erklärt der Gastronom. Das Galao bemüht sich, mit Konzerten an anderen Orten seine Fangemeinde zusammenzuhalten. „Für uns sind die Konzerte sehr wichtig. Wir sind froh, wenn möglichst viele Leute kommen“, sagt Bocka.

Den alten und hoffentlich auch neuen Gästen verspricht der Wirt, dass die Sanierung die Atmosphäre des alternativen Cafés nicht verändern wird. „Wir renovieren Wasserleitungen und die Elektrik. Aber sonst wird alles so bleiben, wie es ist“, sagt Bocka. Er und seine Mitarbeiter würden mit Hochdruck daran arbeiten, dass die Sanierung so bald wie möglich vollbracht ist und im Galao bald alles wieder seinen Gang geht, versichert Bocka. Er glaube fest an das Überleben seines Cafés, sagt der Gastronom.

Das Gebäude zu verlassen und sein Café an einem anderen Ort neu aufzumachen, sei keine Option, betont Bocka. Das Galao gehöre an den Marienplatz, betont er. Bocka erinnert daran, dass es das Galao bereits seit neun Jahren an der Tübinger Straße gibt. Damals habe es noch ganz anders ausgesehen im Quartier, meint Bocka. „Wir haben daran mitgewirkt, den Platz zu dem zu machen, was er heute ist, und das wollen wir auch in Zukunft weiter machen“, sagt er.