Der Tafelladen in Möhringen hat sein neues Domizil an der Plieninger Straße eröffnet. Warum er dringend gebraucht wird.

Möhringen - Obst und Gemüse liegen gleich am Eingang in Kisten parat, im Kühlregal stapeln sich Spätzletüten und Joghurtbecher, die Kühltruhe ist bis zum Rand mit Pizzen voll. Es gibt frische Blumen, abgepacktes Brot, Kosmetikartikel und an der Kasse einen riesigen Berg Schokoriegel. Zur Eröffnung ist der neue Tafelladen in Möhringen bestens bestückt. Auf der Fläche am Kreisverkehr am Beginn der Plieninger Straße wurde früher Kinderkleidung verkauft, ab sofort gibt es hier vergünstigte Lebensmittel für Bürger mit wenig Geld. Nach Angaben der Schwäbischen Tafel Stuttgart, die diesen und drei weitere Läden betreibt, leben in der Landeshauptstadt und im Umkreis etwa 66 000 Menschen am Rand des Existenzminimums.

 

Zuvor war der Möhringer Tafelladen an der Filderbahnstraße gewesen, doch in dem Wohn- und Geschäftshaus hatte es Ende Februar gebrannt. Seinerzeit war über Grillaktivitäten auf einem Balkon spekuliert worden. Was genau das Feuer ausgelöst hat, ist laut Hilli Pressel, der stellvertretenden Projektleiterin, aber bis heute unklar. Die Ursache werde erst bekannt gegeben, wenn sich die Versicherungen geeinigt hätten. Die Flammen hatten den Laden zwar nicht zerstört, dennoch musste der Betrieb gestoppt werden. Um Bedürftige weiter zu versorgen, war an der Leinenweberstraße auf dem CVJM-Gelände eine Notausgabestelle eingerichtet worden.

Der Umzug war sowieso geplant

Auf einigen Kosten ist der Verein sitzengeblieben. Den Rückbau der Wände, die im Geschäft an der Filderbahnstraße eingezogen waren, übernimmt die Versicherung laut Ingrid Poppe, der Projektleiterin, nicht. „Etwa 10 000 Euro kommen da auf uns zu“, dennoch spricht sie von Glück im Unglück. Schon vor dem Brand habe man sich nach neuen Räumen umgeschaut und einen Mietvertrag fürs Ladengeschäft an der Plieninger Straße abgeschlossen gehabt. Grund: Laut Hans-Ulrich Rabeneick, dem Vorsitzenden der Schwäbischen Tafel, war die alte Fläche zu klein geworden. Auch hatte sie den Anforderungen nicht mehr genügt. „Anfangs war das ein Armutsprojekt gewesen, da hatte sich keiner um den Brandschutz gekümmert“, erklärt Hans-Ulrich Rabeneick.

Die neuen Räume – 360 Quadratmeter – sind frisch renoviert und barrierefrei. Das Geschäft wirkt nach Hans-Ulrich Rabeneicks Geschmack deutlich einladender als das zuvor, und das sei auch wichtig, „damit sich die Menschen nicht wie die letzten ganz unten fühlen“. Von 10 bis 14 Uhr ist werktags geöffnet, noch ist allerdings nicht alles fertig. Wie Hilli Pressel erklärt, ist für die Zeit nach Corona noch eine Bäckerei-Theke mit Stehtischen zum Kaffeetrinken vorgesehen. „Das haben wir in allen Läden. Für viele ist das ein Treffpunkt“, sagt sie.

Etwa 600 bis 700 Bedürftige kommen derzeit pro Tag in die vier Tafelläden

Eine Stunde vor der offiziellen Eröffnung, während im Hintergrund Ehrenamtliche, Ein-Euro-Jobber und Menschen in geförderten Arbeitsverhältnissen noch mit flinken Händen Gemüse und Obst sortieren, stehen die ersten Kunden draußen schon an. Die Schwäbische Tafel wird gebraucht. In den vier Geschäften – neben dem Standort Möhringen sind das Stuttgart-Mitte, Bad Cannstatt und Fellbach – gehen laut Hilli Pressel täglich 600 bis 700 Menschen mit einer speziellen Kundenkarte einkaufen. Der Einlass ist seit Ausbruch der Pandemie reglementiert. Sonst sind es um die 2000 Bedürftige am Tag. Durchschnittlich 40 Tonnen Lebensmittel, die nicht verkauft wurden oder deren Mindesthaltbarkeitsdatum sich nähert, werden täglich bei Supermärkten, Molkereien und an anderen Stellen abholt; Waren, die zum Großteil sonst im Abfall landen würden.

Weitere Infos: www.tafel-stuttgart.de