Seit 20 Jahren schon lädt die Lahrensmühle zum Tag des offenen Denkmals ein. Auch das Wasserrad läuft dann wieder.

Leonberg - Es ist der Tag, an dem sich seit 1993 deutschlandweit Türen und Tore tausender Denkmale für interessierte Besucher öffnen – der „Tag des offenen Denkmals“. Am Sonntag, 8. September, ist es wieder soweit. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“.

 

Der erste, der in Leonberg mitmachte und es auch heute noch tut, ist Thomas Lautenschlager. Der Inhaber der seinerzeit frisch restaurierten Lahrensmühle hat 1999 das historische Mühlgebäude und das Wohnhaus den Besuchern geöffnet. Seit 1908 ist die 1350 erstmals urkundlich erwähnte Mühle im Besitz der Familie Lautenschlager. 1957 wurde der Mahlbetrieb eingestellt.

Seit Jahren ist die Mühle ein Ort für kulturelle Veranstaltungen, aber seit Jahren dürfen sich auch historisch Interessierte zum Tag des offenen Denkmals in den Gebäuden und auf dem Gelände umschauen. „Wie es sich für ein historisches Mühlenensemble gehört, ist an erster Stelle natürlich das Wasserrad wieder von 10 bis 16 Uhr in Bewegung“, verrät Thomas Lautenschlager.

Spenden und viel ehrenamtliche Arbeit

Das einzige funktionierende Mühlrad an der Glems wurde 2013 in unentgeltlicher Arbeitsleistung vom Eltinger Zimmergeschäft Jürgen Ziegler auf der historischen Mühlradwelle neu erbaut, nachdem zahlreiche Privatspenden den Kauf des Materials hierfür ermöglicht hatten. Besichtigt werden kann auch das Getriebe und Räderwerk im Inneren der Mühle, das durch die Kraft des Mühlrads in Bewegung gesetzt wird. Hungrige Besucher erwartet die Backspezialistin Erika Quast vor dem historischen Backofen der Mühle mit zahlreichen duftenden Spezialitäten, die holzofenfrisch serviert werden.

Die „Fachwarte für Obst und Garten“ garantieren nicht nur eine feine Bewirtung rund um den Apfel, sondern bieten von 10 bis 19 Uhr auch handfeste Informationen zu Streuobstwiesen, Naturschutz und Landschaftspflege. Dazu gehört auch die Auswahl der richtigen Nistkästen für     heimische Vögel. Hier zeigen die Fach warte eine ganze Auswahl. Wer sich selbst betätigen will, kann vor Ort einen Nistkasten-Bausatz zusammenbauen.

Eigenen Saft pressen

Für Kinder ist das Pressen von Apfelsaft direkt von der Streuobstwiese stets eine Attraktion. Die Erwachsenen werden sich eher für den korrekten Baumschnitt interessieren

Traditionell endet der Tag mit „Lyrik und Jazz in der Lahrensmühle“ – diesmal ist um 18 Uhr die Fityan-Band mit Mohamad Fityan (Nay / arabische Bambusflöte), Jörg Teichert (E-Gitarre), Jonathan Sell (Bass) und Konrad Wiemann (Drums, Percussion) zu Gas.

Karten

Der Kartenvorverkauf für „Lyrik und Jazz in der Lahrensmühle“ findet in der Buchhandlung Röhm im Leo-Center statt. Karten gibt es auch an der Abendkasse. Es ist im Vorverkauf und an der Abendkasse nur Barzahlung und keine Kartenzahlung möglich.

Engelbergtunnel: Vom Prestigeobjekt zum Symbol von Gewaltherrschaft

Leonberg - Schon immer haben Tunnels auch politische Geschichte geschrieben, so auch der alte Engelbergtunnel, der vom Prestigeobjekt der Nationalsozialisten zum regionalen Symbol der NSGewaltherrschaft wurde. Am Sonntag geht es auch um technische Fortschritte, die etwas Modernes für die jeweilige Zeit mit sich brachten – der Engelbergtunnel war der erste Autobahntunnel in Deutschland.

Die KZ-Gedenkstätteninitiative, die eine Dokumentationsstelle in einem Teil der alten Weströhre hat, geht beim Tag des offenen Denkmals auf die Historie des Tunnels ein. Für die Besucher gilt es zu erkennen, was an ihm „modern“ war, zu hören und zu sehen wie er sich von der Tunnel-Planung 1934 bis heute entwickelt hat. Sie erhalten die Antwort, warum der Tunnel überhaupt gebaut wurde – und auch der neue Engelbergbasistunnel.

Aber sie erfahren auch, wie aus einem Tunnel, der bestimmt war für die Volksgenossen im neuen KdF-Wagen, eine bombensichere Fabrik wurde, die die Tragflächenfertigung des Messerschmitt-Düsenjägers Me 262 barg. Und sie werden lernen, unter welchen Bedingungen über 5000 Männer im KZ Leonberg und in der Messerschmitt-Fabrik von Frühjahr 1944 bis April 1945 lebten, auch starben: der Rüstungskomplex „Tunnel und Lager“ war    ein Ort nationalsozialistischer Entmenschlichung.

Nachfragen sind erwünscht

Die KZ-Gedenkstätteninitiative zeigt unter anderem auch eine Powerpoint Präsentation um etwa 14.15 Uhr über die Geschichte des Engelbergtunnels. Dauer – je nach Zwischenfragen – 60 bis 90 Minuten. Mitglieder der Initiative werden die Fragen der Besucher beantworten: Wann wurde der Tunnel zur Flugzeugfabrik? Wie waren die Arbeits- und Lebensverhältnisse der KZ-Häftlinge? Wann fuhren nach dem Krieg wieder die ersten Autos? Wie schlossen die ehemaligen Häftlinge Freundschaft mit den Leonberger Bürgern? Und was geschah mit dem Tunnel nach Inbetriebnahme des Engelbergbasistunnels?