An diesem Sonntag, 10. September, öffnen viele geschichtsträchtige Stätten ihre Tore. Auch in Stuttgart und der Region bieten historische Vereine, Museen und Einrichtungen ein vielfältiges Programm.

Stuttgart - Rund 150 000 Menschen befördert die Standseilbahn in Stuttgart jedes Jahr, rund 500 Meter legt sie zurück, bringt die Passagiere von Heslach zum Waldfriedhof und zurück – und das seit mittlerweile 88 Jahren. Geplant war sie einst als Prunkstück im Jugendstil, die Wirtschaftskrise 1929 machte aus ihr eine schlichte und vor allem auf Funktion getrimmte Bahn. Das passt zum diesjährigen Motto „Macht und Pracht“ des „Tag des offenen Denkmals“, finden die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). Besucher können deshalb an diesem Tag hinter die Kulissen der Seilbahn blicken. „Möglich ist der Besuch des Maschinenraums“, sagt Hans-Joachim Knupfer, der Sprecher von den SSB. „Interessant hierbei ist vor allem der originale Antriebsmotor, der zwar abgeklemmt, aber noch erhalten ist.“ Die Besichtigung findet in Kleingruppen statt, eine Anmeldung ist im Vorfeld erforderlich (Telefonnummer 07 11/78 85 77 13).

 

Viele Stuttgarter Gotteshäuser machen mit

Aber nicht nur die Seilbahn ist an diesem Tag zu entdecken. Zahlreiche Denkmäler und historische Orte öffnen am Sonntag ihre Türen für die Öffentlichkeit: darunter viele Gotteshäuser, wie die Schlosskirche im Alten Schloss, die Stiftskirche oder die Grabkapelle auf dem Württemberg – aber auch sonst kaum zugängliche Orte, wie der alte Rosensteintunnel, Württembergs erster Eisenbahntunnel. Ungewöhnlich ist auch eine sechsstündige Wanderung die Solitudestraße entlang (Treffpunkt um 10 Uhr an der Bushaltestelle Solitude in Weilimdorf). Herbert Medek von der Denkmalbehörde vermittelt während der Wanderung, die bis zum Bahnhof Ludwigsburg führt, „Wissenswertes und Unterhaltsames entlang der schnurgeraden, geschichtsträchtigen Straße.

Aus einem militärischen Blickwinkel lässt sich das Motto im ehemaligen Kriegsministerium in der Olgastraße 13 in Stuttgart-Mitte betrachten. Das Gebäude von 1914 war Dreh- und Angelpunkt der Württembergischen Armeeverwaltung. Besucher können es am Sonntag im Rahmen von Führungen besichtigen (eine Voranmeldung ist per E-Mail an poststelle61-denkmalschutz@stuttgart.de erforderlich).

Zahlreiche Angebote in der Region

Auch in der Region beteiligen sich zahlreiche Institutionen an dem Aktionstag. Einen historischen Blickwinkel auf den sozialen Wohnungsbau ermöglicht zum Beispiel ein Denkmal im Landkreis Göppingen: die historische Arbeitersiedlung in Kuchen. Die Gebäude aus dem Jahr 1858 waren bis zum Konkurs der Firma „Süddeutsche Baumwolle Industrie AG“ 1983 im Besitz des Unternehmens. Heute gehören sie der Gemeinde. Treffpunkt für die Führung ist um 14 Uhr am Haupteingang der ehemaligen Spinnerei, auf der Fabrik 1, Weberstraße.

Wer sich weniger für Wohnumstände, sondern mehr für eine Fabrik interessiert, kann sich darüber zum Beispiel in Backnang informieren. Die Stadt im Rems-Murr-Kreis beheimatet eine alte Spinnerei, deren Fabrikkomplex fast vollständig erhalten ist. Interessierte können sich zur Führung mit dem Stadtarchivar Bernhard Trefz um 14 Uhr vor dem Finanzamt, Spinnerei 48, einfinden.

Historische Kostüme sorgen für Atmosphäre

Der Tag des offenen Denkmals bietet aber nicht nur Industralisierungs-Begeisterten sonst unzugängliche Einblicke. In die Welt der Kelten und des Mittelalters zum Beispiel können die Besucher im Landkreis Ludwigsburg eintauchen. Auf dem Wunnenstein findet sich sowohl eine keltische Siedlung, als auch eine Burganlage aus dem Mittelalter. Geöffnet ist die Anlage am Sonntag von 11 bis 17 Uhr, über den Tag verteilt finden verschiedene Programmpunkte statt. Die Kostümgruppe „Courtesy Call“ vervollständigt das Bild mit nachgeschneiderten historischen Kostümen sowie spannenden Geschichten rund um das Gelände.

Auch das Residenzschloss Ludwigsburg beteiligt sich am Tag des offenen Denkmals. Der Eintritt ist am Sonntag frei, Führungen werden von 11 bis 17 Uhr zu jeder vollen Stunde kostenfrei angeboten.