Am Tag des offenen Denkmals suchen Experten nach den Spuren des Modernen im Historischen: Im Kreis Ludwigsburg werden mehr als 50 Gebäude geöffnet sein.

Kreis Ludwigsburg - Wo Schwimmer mehr als 100 Jahre lang ihre Runden gedreht haben, essen jetzt Schüler zu Mittag: Die Ludwigsburger sind stolz auf ihr zur Mensa umgebautes Stadtbad und Bürgermeisterin Gabriele Nießen schwärmt von einem „architektonischen Juwel“. Am kommenden Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, ist das einstige Jugendstilbad von 11 bis 18 Uhr für Architekturfans geöffnet. Ebenso wie das MIK, der frisch renovierte Grafenbau und viele Kirchen und Keltern im Landkreis.

 

Das Motto des seit 1993 bundesweit am zweiten Sonntag im September veranstalteten Denkmaltags lautet in diesem Jahr „Modern(e) – Umbrüche in Kunst und Architektur“. Soll das nun heißen, dass an dem Tag nur moderne Bauwerke für das Publikum geöffnet werden sollen? Sicher nicht, wie das Beispiel Besigheim zeigt: Hier beginnt um 16 Uhr eine Führung durch die Altstadt. Die Kunsthistorikerin Sabine Kufferath-Lampl stellt die Frage „Was ist modern?“ und erzählt dabei vom „Umgang mit historischen Gebäuden im Laufe der Zeit“. Und auch die Beispiele Stadtbad oder Kulturhaus MIK in Ludwigsburg zeigen, dass der Umbau von historischen Gebäuden als ein Unterthema zum Jahresmotto aufgefasst werden darf.

Kirchen und Paläste

Auf dem Programm für die Stadt Ludwigsburg und die Kreisgemeinden stehen insgesamt 54 Veranstaltungen: Das Spektrum reicht von der Öffnung von Aussichtstürmen wie etwa dem auf dem 394 Meter hohen Wunnenstein bei Großbottwar bis zur Alten Dorfschmiede in Löchgau; und von den noch betriebsfähigen Fertigungsanlagen der Ölmühle Jäger in Marbach über das ehemalige Herrenhaus (das 1571 erbaute Haus von Vogt Rösslin) in Sachsenheim und die verschiedenen Torhäuser von Ludwigsburg bis zur Präsentation ganzer Altstadt-Ensembles wie etwa in Markgröningen.

Von den Umbrüchen in Kunst und Architektur – meist ohne Bezug auf die Moderne – erzählen diverse Kirchen, Fachwerkhäuser oder Paläste. Dabei reichen die Stilepochen von Romanik und Gotik bis zu Barock und Gründerzeit. Zu den diesseits der Alpen eher seltenen Renaissancegebäuden zählt der Wimpelinhof in Markgröningen. Das Hauptgebäude mit der farbigen Fachwerkfassade wurde im Jahr 1599 errichtet, die Scheuer, in der sich heute ein Archiv befindet, 1630.

Immer an der Stadtmauer lang

In Oberstenfeld werden die Stiftskirche St. Johannes als auch die etwas außerhalb auf einer Anhöhe stehende Peterskirche geöffnet sein. Beide sind Zeugnisse der Romanik. Die kleinere Peterskirche stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts, St. Johannes wurde um 1200 erbaut. Auch in Vaihingen öffnet eine Kirche ihre Pforten: Die um 1500 erbaute Stadtkirche, eine spätgotische Basilika, die aus einer Marienkapelle aus dem 13. Jahrhundert hervorgegangen ist. Im Übrigen aber hangeln sich die Vaihinger praktisch immer an der Wand lang: Eine Führung entlang der alten Stadtmauer lenkt die Aufmerksamkeit auf „die vielen großen und kleinen Umbrüche in Kunst und Architektur“.