„We will open with a splash!“, schärfte Cornelius Baltus, Regisseur von „Tanz der Vampire“, der Cast ein. Und so geschieht es! Mit einer Rock-Explosion meldet sich das Musical am Dienstagabend nach 19-monatiger Corona-Pause in Stuttgart zurück.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Cornelius Baltus, der Regisseur von „Tanz der Vampire“, hat dem Ensemble eines eingeschärft: „We will open with a splash!“ Genau so geschieht es. Mit einer Rock-Explosion meldet sich das Musical am Dienstagabend nach 19-monatiger Corona-Pause frischer und härter denn je zurück.

 

Und wie es knallt! Die Pandemie hat die beiden Stuttgarter Musicalhäuser für 19 Monate lahmgelegt. Bei der Premiere der vierten Spielzeit der über 2200-mal hier aufgeführten Erfolgsshow ist das Publikum außer Rand und Band. Das noch nicht vollständig gefüllte Palladium-Theater (von 1800 Plätzen sind zur Sicherheit nur 1000 belegt) bebt.

Was am Broadway passierte, soll sich nicht wiederholen

Safer Show: Was am Broadway vor einer Woche passierte, soll sich in Stuttgart nicht wiederholen. Kaum war in New York die Disney-Show „Aladdin“ nach anderthalb Jahren Pause zurück auf der Bühne, musste das Theater geschlossen werden. Einen Tag nach dem Neustart gab es mehrere Corona-Fälle im Ensemble. In Möhringen machen deshalb alle Vampire jeden Tag einen Schnelltest, egal, ob sie geimpft sind, und alle zwei Tage darüber hinaus einen PCR-Test. Es läuft gut! Bei der Premiere ist kaum jemand im Publikum, der die Maske ablegt.

Eine Begegnung von Vorder- und Hinterhaus soll strikt verhindert werden. Die erste Reihe ist nicht besetzt – aus Spuckschutz vor den Sängern. Graf von Krolock (neu für Stuttgart: der italienische Popbariton Filippo Strocchi) schreitet nicht mehr, wie seit 1997 in Wien, zu seinem ersten Auftritt durch den Saal von hinten auf die Bühne. Sarah rennt nicht mehr runter ins Publikum. Mit Lichteffekten ist Ersatz gefunden.

Gaby Hauptmann schwärmt: „Perfektes Entertainment!“

Der rote Teppich befindet sich erstmals nicht vor dem Theater. Im ersten Stock steht die Fotowand für die geladenen Gäste. Die Promidichte war früher größer, aber darauf kommt es nach der langen Abstinenz auch gar nicht an. Bestseller-Autorin Gaby Hauptmann freut sich nach dem donnernden Schlussapplaus über „perfektes Entertainment mit atemberaubenden Tanzszenen“. Konstantin Merz, der Leiter der Merz-Schule, sagt, er habe „noch nie eine so hervorragende Inszenierung“ gesehen, in der einfach alles stimme, bis hin zu allen Details. SWR-Nachrichtenfrau Tatjana Geßler hat bisher alle vier Stuttgart-Premieren von „Tanz der Vampire“ besucht und schwärmt: „Die werden jedes Mal noch besser!“

Gudrun Nopper sorgt mit ihrem Glitzerkleid für Gesprächsstoff

Schauspielerin Monika Hirschle rühmt die „wahnsinnige Energie, die sich aufs Publikum überträgt“. Die einzige Kritik, die man hört, betrifft die Lautstärke. Die ist so rockig-heftig, „dass man den Text oft gar nicht versteht“, bedauert Winzer Thomas Diehl. Froh ist er, dass Kultur wieder möglich wird. Würden sich noch mehr Menschen impfen lassen, sagt er, wäre noch viel mehr möglich.

Ohne ihren Mann Frank Nopper (der OB weilt in Berlin, wo das Fußball-EM-Logo präsentiert wird) ist Gudrun Nopper gekommen und wird mit ihrem goldenen Glitzerkleid im Lametta-Look zum Gesprächsstoff des Abends. „Mein Mann hat erklärt, Stuttgart soll wieder glänzen“, sagt sie. Eine muss ja damit anfangen – die Gattin also ist’s. Weil die Pandemie nicht überstanden ist, fällt die Premierenparty aus. Die Cast feiert für sich. Für sie wird auf der Terrasse ein Büffet mit Currywurst aufgebaut. Weil es kalt ist, zieht man aber in den ersten Foyerstock um.

Warum die Vampire mit den Rockhits des im April gestorbenen Komponisten Jim Steinman gerade in Stuttgart so zünden? Stage-Chefin Uschi Neuss hat eine Vermutung. „Als die Show 2000 nach Stuttgart kam, steckte das Musical nach der Stella-Insolvenz in einer Krise“, sagt sie, „da wurde die Show von Stuttgart so stark umarmt, dass daraus wohl eine ewige Liebe geworden ist.“ Ein „Win-Win-Situation“ entstand: Wenn das Publikum tobt wie in Stuttgart, wird die Show umso besser. Außerdem dabei: die Sportler Niko Kappel, Marcel Nguyen, Frank Stäbler, Designer Tobias Siewert, DJane Alegra Cole, Musicalstar Maximilian Mann, Sänger Almklausi, Intendant Sebastian Weingarten, Heiko Volz und Volker Lang, die langjährigen Stimmen von Äffle & Pferdle.

Kontrovers wird über den neuen Krolock gesprochen

Im Foyer wird kontrovers über den neuen Krolock diskutiert. Die einen sagen, die Stimme von Filippo Strocchi sei zu hoch, die anderen loben die Gänsehautmomente, für die er sorge. Immer wieder hört Stuttgarts „Ur-Krolock“ Kevin Tarte, der mit Partner Stefan Wolf, dem Gesamtmetall-Präsidenten, gekommen ist, er sei einzigartig und besser als tiefer, stimmgewaltiger Bariton. Der 64-Jährige winkt ab. Froh ist er über sein „Erbe“ und darüber, dass es immer weitergeht. „Man merkt, dass Filippo nervös ist“, sagt Tarte, „er muss in die Rolle weiter reinwachsen.“ Bis September 2022 tanzen die Vampire in Stuttgart, ehe „Tina“ folgt, das Musical über das Leben von Tina Turner.

Infos

Spielzeiten
Das 1997 in Wien uraufgeführte Musical „Tanz der Vampire“ von Jim Steinman und Michael Kunze (basierend auf den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1967 von Roman Polanski), das im März 2000 Deutschland-Premiere in Stuttgart feierte, wird achtmal in der Woche gespielt. Beim Musical im Palladium-Theater ist montags Ruhetag. Dienstags und mittwochs ist Showbeginn um 18.30 Uhr, donnerstags, freitags und samstags um 19.30 Uhr, sonntags um 19 Uhr. Nachmittagsvorstellungen gibt es samstags um 14.30 Uhr und sonntags um 14 Uhr. Die Karten im Ticketshop der Stage-Entertainment kosten zwischen 49 und 169,90 Euro.