Unter schwierigen Bedingungen macht die Tanzschule Royal Dance weiter. Auch wegen der Kinder, die bei der RTL-Show „Das Supertalent“ beinahe ins Finale gekommen wären.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Remseck/Böblingen - Nein – die fantastischen vier Tänzer aus Weil der Stadt und Böblingen haben es nicht geschafft, gemeinsam zum RTL-Supertalent gekürt zu werden. In diesem Jahr, in dem alles anders ist, sind David (12) und Philipp (9) Baal, Eliana Heinrich (11) und Letizia Lis (10) von der RTL-Produktionsfirma aus dem Rennen genommen worden zugunsten anderer Schausteller, die am Samstag in der Fernsehshow um den begehrten Preis und das Preisgeld von 50 000 Euro kämpften.

 

Doch sind die vier Nachwuchs-Tänzer der Tanzschule Royal Dance aus Remseck im Kreis Ludwigsburg sportlich genug um einzusehen, dass man nicht immer gewinnen kann, und dass ihr Platz im Halbfinale der RTL-Show auch eine erstaunliche Leistung ist. Vor allem konnten sie in Corona-Zeiten trainieren – was jetzt mit verschärftem Lockdown kaum mehr möglich wäre. Wäre – wenn ihre Tanzlehrer Victoria Kleinfelder und Andrzej Cibis von Royal Dance die Schule nicht auf Videounterricht umgestellt hätten.

Daumen hoch heißt „Verstanden!“

Um die Enge der Wohn- und Kinderzimmer ihrer Schüler nachzuempfinden, haben die beiden Tanzlehrer ihre Aufnahmekamera nicht im Tanzsaal, sondern im Foyer ihrer Tanzschule aufgebaut. Dort dreht sich jetzt Victoria Kleinfelder vor einem goldenen Spiegel und einem Fernseher, dessen Bild in zwölf Kacheln unterteilt ist. „Step! Öffnen! Schließen!“ ruft sie in die zwölf Zimmer auf ihrem Bildschirm, in denen zwölf Kinder ihren Bewegungen folgen. „Nehmt den Daumen hoch, wenn ihr es verstanden habt!“ Elf Daumen gehen hoch, ein Kind braucht noch eine weitere Erklärung.

Der Unterricht vor der Kamera ist für die beiden Tanzpädagogen extrem anstrengend. Die Sprache des Tanzes ist die des Körpers und der Seele, jetzt müssen Kleinfelder und Cibis verbal arbeiten und alles detailliert erklären. „Nach fünf Stunden Videounterricht sind wir so platt wie nach zehn Stunden Tanz-Workshop“, gesteht Andrzej Cibis. Für ihn ist dieser Unterricht jedoch elementar wichtig. Damit will die Schule den Kindern zeigen, dass sie nicht allein gelassen sind, dass ein Stück Normalität weiterhin existiert, schließlich haben Kinder eine viel stärkere emotionale Bindung an ihre Lehrerinnen und Lehrer Victoria Kleinfelder behilft sich damit, dass sie Kinder mit ihrem Kuscheltier tanzen lässt, um eine Emotionalität herzustellen.

„Die Welt braucht jetzt Freude“

„Die Welt braucht jetzt Freude“, sagt Cibis, „die Welt braucht jetzt Tanz und Musik. Was uns schmerzt ist, dass wir uns allein gelassen fühlen. Dass der Lockdown kam, ohne dass mit uns geredet wurde. Es ist doch eine Krise, die wir gemeinsam tragen müssen.“ Er kennt Kollegen, die Unsummen in Lüftungsanlagen investiert haben, um unter Corona-Bedingungen weiter zu machen, Anlagen, die jetzt im Lockdown stillstehen. Für die beiden Profitänzer ist der Tanzunterricht so elementar wie die Arbeit in einer Fabrik, weil er die Emotionen und die Fantasie anregt.

Würde Cibis die Pandemie mit einem Tanz darstellen, dann würde er seine Schritte in einer engen schwarzen Besenkammer machen und versuchen, dort auszubrechen. Für seine Frau Victoria wäre es ein Tanz im Nebel. Aber sie ist sich sicher: „Wir tanzen den Nebel weg.“