Der Blick der Gewerkschaft Verdi geht über die Warnstreiks an diesem Freitag im ÖPNV hinaus. Welche Bereiche im öffentlichen Dienst in Stuttgart sind noch betroffen? Ein Überblick.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Nach dem Streik ist vor dem Streik in der Tarifrunde des öffentlichen Dienstes: An diesem Freitag ruft die Gewerkschaft Verdi in Stuttgart die Beschäftigten des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu Arbeitsniederlegungen auf. In insgesamt acht Städten des Landes mit eigenem kommunalen Nahverkehr soll es zu ganztägigen Ausständen kommt. Doch die Planungen reichen schon weiter: Mittwoch nächster Woche folgt der nächste große Streiktag in der Region Stuttgart.

 

Anlässlich des Weltfrauentags sind vor allem die klassischen Frauenberufe an der Reihe. Demnach wird ein Großteil der Kindertagesstätten in der Stadt Stuttgart und in den drei Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg sowie Rems-Murr davon betroffen sein. Die Streikaufrufe sind den Angaben zufolge schon draußen, die Eltern seien informiert.

Somit werden vor allem der Sozial- und Erziehungsdienst mit seinen ungefähr 1400 Beschäftigten, die Grundschulbetreuung des Jugendamtes sowie die Verwaltung in den Streik gerufen. Ebenso wird sich der Tarifkonflikt im Klinikum Stuttgart sowie in den städtischen Bädern bemerkbar machen. Aus den Reihen der SSB-Belegschaft machen die Kontrolleure mit. Insgesamt rechnet Verdi mit einigen tausend Streikenden.

Kundgebung zum Frauentag auf dem Marktplatz

Die Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag werden vom „Aktionsbündnis 8. März“ unterstützt. Das DGB-Haus in Stuttgart solle an diesem Tag zum „feministischen Streikhaus“ werden, heißt es. Von 16.30 Uhr an ist eine Kundgebung auf dem Marktplatz mit anschließender Demonstration geplant. Als Rednerin tritt unter anderem die Verhandlungsführerin von Verdi im öffentlichen Dienst und stellvertretende Vorsitzende, Christine Behle, auf. Gerechnet wird mit mehreren tausend Teilnehmern.

Nicht bestreikt werden am nächsten Mittwoch die Bereiche, die schon an diesem Freitag im Blickpunkt stehen oder bereits betroffen waren: der Fahrdienst und die Busse der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) sowie die Müllabfuhr, also die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS).

Nächster Ausstand am Flughafen ist noch offen

Inwieweit der Stuttgarter Flughafen wie vor fast zwei Wochen erneut das Ziel von Aktionen sein könnte, darüber schweigt sich die Gewerkschaft noch aus. Doch ist offenbar in naher Zukunft mit einer Verschärfung in den jeweiligen Tarifkonflikten außerhalb des öffentlichen Dienstes zu rechnen. Anfang dieser Woche hatte die Gewerkschaft Warnstreiks an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf angezettelt.

Verdi will mit den Aktionen die öffentlichen Arbeitgeber unter Druck setzen, auf die 10,5-Prozent-Forderung einzugehen. Das jüngst in Potsdam vorgelegte Arbeitgeber-Angebot sehe lediglich tabellenwirksame Einkommenssteigerungen von fünf Prozent bei 27 Monaten Laufzeit vor. Statt einer Stärkung der besonders belasteten unteren Einkommensgruppen durch einen Mindestbetrag von 500 Euro wollten die Arbeitgeber sogar die Jahressonderzahlung für die oberen Einkommensgruppen überproportional erhöhen, wird moniert.