Tatjana Maria und Jule Niemeier wollen den größten Erfolg ihrer Tenniskarriere veredeln. Erstmals treffen die Turnier-Überraschungen im Wimbledon-Viertelfinale aufeinander. Wir liefern alles Wissenswerte zum deutschen Showdown.

Sport: Marco Seliger (sem)

Tatjana Maria, 34 Jahre alt, zehn Wimbledon-Teilnahmen, zweifache Mutter. Jule Niemeier, 22 Jahre alt, überhaupt erst das erste Mal beim Rasen-Klassiker dabei – das sind die nüchternen Fakten. Bei allen Unterschieden vor dem großen deutschen Duell eint die beiden Überraschungsspielerinnen des Turniers ein Gefühl. „Im Viertelfinale von Wimbledon zu sein, ist für sie genauso wie für mich“, sagte Maria vor der Partie an diesem Dienstag (14 Uhr MESZ): „Es ist fantastisch.“ Für beide bedeutet der Einzug unter die besten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier bereits den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Wir liefern die wichtigsten Antworten vor dem deutschen Wimbledon-Festtag.

 

Wer ist die Favoritin? Auch aufgrund ihrer souveränen Auftritte geht Niemeier leicht favorisiert in das Duell. Sie besitzt ein variables Spiel auf Rasen, schlägt gut auf, hat eine druckvolle Vorhand, geht gerne ans Netz, hat Gefühl. Doch Maria ist eine Kämpferin und setzt mit ihren unterschnittenen Bällen auf einen ungewohnten und unangenehmen Schlag, der mehrere Gegnerinnen zur Verzweiflung trieb. Dazu entwarf ihr Ehemann und Trainer Charles-Edouard Maria bislang stets die richtige Match-Taktik. „Ich habe damit nicht so wirklich Probleme, dadurch dass ich selber weiß, wie man einen Slice spielt“, sagt Niemeier selbstbewusst über die größte Stärke ihrer Gegnerin. „Ich mache mir da keine Sorgen, dass ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren soll.“

Wie viel Preisgeld steht auf dem Spiel? Beide Spielerinnen haben für den Viertelfinaleinzug bereits umgerechnet 360 000 Euro erhalten, dies übersteigt das komplette Preisgeld aus Niemeiers voriger Karriere. Im Halbfinale gäbe es 621 000 Euro, die Siegerin des Turniers bekommt 2,32 Millionen Euro.

Wie schwer war der Weg ins Viertelfinale? Maria musste mit Ausnahme der Drittrundenpartie gegen die Weltranglisten-Fünfte Maria Sakkari stets über drei Sätze gehen und stand bislang 7:31 Stunden im Einzel auf dem Platz. Bei Niemeier waren es fast zwei Stunden weniger (5:33). Dennoch fühlt sich die zwölf Jahre ältere Maria ausgeruht genug für das große Spiel. „Ich muss ganz ehrlich sagen, dadurch, dass wir immer einen Tag Pause haben, ist es ganz gut für mich. Ich fühle mich relativ fit, ich denke, dass das für mich kein Problem ist.“

Was bringt den deutschen Spielerinnen der Erfolg für die Weltrangliste? Nichts. Wegen des Angriffskriegs Russlands in der Ukraine haben die Veranstalter alle russischen und belarussischen Spielerinnen ausgeschlossen. Als Reaktion strichen die Profi-Organisationen ATP und WTA die Weltranglistenpunkte für das Turnier.

Wie oft standen deutsche Spielerinnen schon im Wimbledon-Halbfinale? Zuletzt hatte es Angelique Kerber im Vorjahr unter die Top Vier geschafft und scheiterte gegen die spätere Siegerin Ash Barty aus Australien. Insgesamt gab es bislang fünf deutsche Wimbledon-Halbfinalistinnen in der Geschichte des Profi-Tennis. Am häufigsten war die siebenmalige Siegerin Steffi Graf dabei.

Der Überblick

Steffi Graf (10 Halbfinals, 7 Titel/1988/1989/1991-1993/1995/1996)

Angelique Kerber (4 Halbfinals, 1 Titel/2018)

Sabine Lisicki (2 Halbfinals, Finale 2013)

Bettina Bunge (1 Halbfinale/1982)

Julia Görges (1 Halbfinale/2018)

Wo gibt es das Spiel im Fernsehen zu sehen? Im Gegensatz zu den drei weiteren Grand-Slam-Turnieren sehen deutsche Tennisfans aus Wimbledon keine Live-Bilder im frei empfangbaren Fernsehen. Der Bezahlsender Sky besitzt die Rechte und überträgt auch an diesem Dienstag ab 13.45 Uhr live. Dabei gibt es einen Konferenz-Kanal mit dem früheren Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen als Experten und auch Spiele wie das deutsche Viertelfinale in kompletter Länge.