„Die Wahrheit könnte die Wirklichkeit zerstören“ – um diesen Satz dreht sich alles im Wiener Tatort „Unvergessen“. Darin wühlt sich Moritz Eisner durch die Vergangenheit eines idyllischen Alpen-Ortes und deckt die Brüche in der vermeintlich heilen Welt auf.

Stuttgart - „Die Wahrheit könnte die Wirklichkeit zerstören“ – um diesen Satz dreht sich alles im neuen Wiener Tatort „Unvergessen“ (Pfingstmontag, 20. Mai, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek). Darin wühlt sich Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) durch die dunkle Vergangenheit eines idyllischen Alpen-Ortes – und deckt die Brüche in der vermeintlich heilen Welt auf.

 

Doch zunächst wird er mit einer Kugel im Kopf ins Krankenhaus eingeliefert. Eine Not-Operation rettet ihm das Leben, die letzten Tage allerdings sind aus seiner Erinnerung gelöscht. Eisners Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) erzählt ihm, dass er schwer verletzt in seinem Wagen in einem alten Steinbruch in Kärnten gefunden worden sei und kurz zuvor noch polizeiliche Unterstützung angefordert habe.

Ermittlungen in Kärnten

Obwohl er durch die schwere Kopfverletzung unter Sprachstörungen und Aussetzern leidet, fährt Eisner nach Kärnten und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Im kleinen Ort Bad Eisenkeppel stößt er auf Franz Wiegele (Juergen Maurer), der dort den Gasthof betreibt und offenbar etwas zu verbergen hat. Auch dessen hitzköpfiger Sohn Toni (Aaron Karl) kommt Eisner verdächtig vor.

Auf der Suche nach den verlorenen Tagen bringt eine Kassierin im Supermarkt den Chefinspektor schließlich auf die richtige Spur. Die Frau erinnert sich, ihm Rosen und Schampus verkauft und den Weg zu einer Almhütte beschrieben zu haben. Hatte Eisner in Kärnten etwa ein romantisches Stelldichein? Als eine Leiche gefunden wird, stößt Eisner auf die dunkle Vergangenheit des Örtchens und bringt damit die ganze Gemeinde gegen sich auf.

Dirndl, Alpenchor und Geweihe an der Wand

Die Zeit heilt alle Wunden. Zumindest verspricht das ein viel zitierter Spruch. Die Wirklichkeit aber sieht anders aus, manche Erlebnisse hallen ein Leben lang nach. Diesem Thema widmet sich Regisseur Sascha Bigler in „Unvergessen“ und peppt das Ganze mit einem erinnerungslosen Kommissar und einer Alpen-Idylle samt Dirndl, Alpenchor und Geweihen an der Wand auf – und das macht er ziemlich gut. Auch Eisners Erinnerungslücken sind hübsch umgesetzt und verwirren den Zuschauer erstmal ein wenig.

Nur das Ende hätte besser sein können. Nicht jeder Krimi braucht eine 180-Grad-Wendung kurz vor Schluss – „Unvergessen“ etwa hätte auch einfach auf dem einmal begonnenen Handlungsstrang auslaufen können. Und eine Frage wird wohl gestattet sein: Was ist das für ein Sarg auf Rädern, der im Krankenhaus zweimal an Eisner und Fellner vorbeifährt? Skurril.

Schönste Krimifloskel: „Das muss die Beweissicherung sagen“, meint der Kriminaltechniker bei der Untersuchung des Leichenfundorts.

Heimliche Stilikone: Ganz klar: Spezis (Gerhard Liebmann) Plastik-Regenmantel, den er in der Szene auf dem Schrottplatz trägt. Heidi Klum wäre entsetzt.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Nach ungefähr einer Stunde glaubt man Täter und Motiv zu kennen. Doch weit gefehlt.