Sie war das Aushängeschild des Neuen Deutschen Films in den Siebzigern. Vor 14 Jahren schlüpfte Eva Mattes in die Rolle der „Tatort“-Kommissarin Klara Blum. An diesem Sonntag ermittelt sie zum letzten Mal in Konstanz.

Stuttgart - Erst mal die Beine hochlegen – kurz vor der Premiere des letzten Bodensee-„Tatorts“ in Stuttgart macht es sich Eva Mattes im Pressecontainer bequem. In der einen Hand eine Bratwurst im Brötchen, die während des Gesprächs leider kalt wird. Die andere Hand streicht öfter durch ihr schulterlanges, schwarzes Haar. Man merkt ihr an, dass Pressegespräche für sie reine Pflichterfüllung sind. Das Offizielle bei der Premiere, die vielen Termine, der Small Talk – all das scheint ihr nicht besonders zu behagen, auch wenn die 62-Jährige eine Tiefenentspannung und Herzenswärme ausstrahlt, die das Gegenüber sofort für sie einnimmt. Und spätestens wenn sie ihr leicht heiseres, verwegenes Lachen lacht – bei der Frage, was sie in 14 Tatort-Jahren von den Schwaben gelernt habe –, bekommt man eine Ahnung vom Wesen der Eva Mattes: Sie ist eine gleichermaßen geheimnisvolle wie humorvolle und lebensfrohe Frau.

 

Als mehrfach ausgezeichnete, etablierte Schauspielerin kam die gebürtige Bayerin und Wahlberlinern 2002 zum Tatort. Inzwischen trinkt sie gern „Tannenzäpfle“-Pils und hat die Schwaben in ihr Herz geschlossen. „Das sind sehr freundliche, nahbare, lustige, offene Menschen“, sagt sie. Und der Menschenschlag passt offenbar gut zu ihrem Charakter. Denn das sind genau die Eigenschaften, die sie der Figur der Klara Blum mitgegeben hat. „Ich habe die Rolle mit entwickelt, und ich wollte die Figur nicht verfremden, sondern ihr das geben, was ich auch habe: eine gewisse Ruhe, eine gewisse Nahbarkeit.“ Ihr sei es wichtig gewesen, dass Klara Blum gut auf Menschen eingehen kann und Verständnis hat, dass man schnell von der einen Seite auf die andere kippen kann – im Sinne von Gut und Böse, des Krimis Essenzen.

Zwischen den Fronten von Gut und Böse

Bei ihrem letzten Auftritt im „Tatort“ mit dem endzeitgestimmten Titel „Wofür es sich zu leben lohnt“ gerät Klara Blum selbst zwischen die Fronten von Gut und Böse. Die Regisseurin und Drehbuchautorin Aelrun Goette hat sich für die letzte Episode einen Coup ausgedacht. Mit Eva Mattes und Sebastian Bezzel stehen nicht nur Roland Koch und Matthias Habich vor der Kamera, sondern auch die Fassbinder-Heroinen und Mattes’ frühere Weggefährtinnen Hanna Schygulla, Irm Hermann und Margit Carstensen. Ob sich für sie damit ein Kreis schließt? „Ja, in gewisser Weise schon. Wobei von Schließen in meinem Empfinden keine Rede sein kann“, sagt sie und lacht wieder ihr verwegenes Lachen. Sie meint damit, dass sie sich noch längst nicht aufs Altenteil absetzen will, auch wenn sie mit dem „Tatort“ Schluss macht bevor sie ins Rentenalter kommt. „Ich wollte nicht so eine ewige Berufskommissarin sein.“

Die Begegnung mit den drei Frauen fand Mattes „spannend und sehr lustig“. Im öffentlichen Bewusstsein ist sie mit den Schauspielerinnen stark verknüpft und das, obwohl sie seit Beginn der siebziger Jahre nicht mehr miteinander gedreht haben. „Als wir gemeinsam gearbeitet haben, war ich noch ein halbes Kind.“ Die intensivste Beziehung hatte sie zu Hannah Schygulla – und das obwohl sie eigentlich nur eine gemeinsame Szene in dem Fassbinder-Film „Wildwechsel“ hatten. In einem der unzähligen Porträts über die Schauspielerin kann man nachlesen, dass Mattes früher sogar in Schygulla verliebt gewesen sein soll. Ist da was dran? Wieder das Mattes-Lachen: „Ja, einmal für zehn Minuten in einem Fahrstuhl. Da war ich 15! Eher so angehimmelt habe ich sie.“