Glänzend liegen teure Schmuckstücke im Schaufenster. Ein Einbrecher versucht die Scheibe zu zertrümmern. Womit er nicht rechnet: Die Tat wird beobachtet, und die Zeugen handeln.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Wer sagt denn, dass Zeugen immer wegschauen, wenn sich eine Straftat ereignet? In der Stuttgarter Innenstadt haben zwei Männer nicht lange gezögert – und einem mutmaßlichen Juwelier-Einbrecher das Handwerk gelegt. Allerdings wird gegen einen von ihnen nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Er hatte ein Messer gezückt.

 

Die Tat spielte sich am Dienstag gegen 20.45 Uhr in der Eberhardstraße ab: Ein Mann näherte sich den funkelnden Auslagen eines Juweliergeschäfts – und holte mit einem Winkeleisen aus. Mit dem Werkzeug versuchte er das Schaufensterglas zu zertrümmern, scheiterte jedoch. Mehr als eine Beschädigung gelang dem Mann nicht, an die vermeintliche Beute kam er nicht heran.

Dass zu dieser Uhrzeit noch Passanten im Bereich Eberhard- und Marktstraße unterwegs sind – damit rechnete der Tatverdächtige offenbar nicht. Ein 21-Jähriger hatte den Einbruchsversuch beobachtet – und nahm zusammen mit einem 22-jährigen Begleiter die Verfolgung auf. Der gescheiterte Juwelier-Einbrecher war in Richtung Leonhardsviertel davongerannt. Die Verfolgung zu Fuß ging über mehrere Hundert Meter. In einem Hinterhof an der Alexanderstraße war die Flucht zu Ende. Dabei kam es zu einem Gerangel, bei dem der 22-Jährige ein Messer zückte und den Flüchtigen leicht verletzte. Ob es sich um Notwehr handelte, wird noch ermittelt. Der Einbrecher indes landete beim Haftrichter.

Der Coup von der Rotebühlstraße ist noch ungeklärt

Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen geraten Juweliergeschäfte immer wieder ins Visier von Einbrechern. Der betroffene Stuttgarter Juwelier war bereits 2004 von einer serbischen Hammer-Bande überfallen worden, die zusätzlich sogar mit einem Auto die Glasfront zertrümmerte. In der jüngeren Vergangenheit sind die Fälle seltener geworden. Anfang Februar waren unbekannte Täter in Esslingen erfolgreich, als sie in einen Laden Am Kronenhof eindrangen. Zuvor hatten sie einen Lamellenrollladen hochgeschoben und eine Seitenverglasung eingeschlagen. Im Januar versuchte es ein Täter in der Ziegelstraße in Sindelfingen mit einem Pflasterstein. Die Polizei nahm bei der Fahndung einen 18-Jährigen fest, musste ihn aber wieder auf freien Fuß setzen.

In Stuttgart gab es im vergangenen Jahr kaum spektakuläre Fälle. Nicht gefasst werden konnten offenbar professionelle Täter, die Mitte Februar 2017 ein Juweliergeschäft an der Rotebühlstraße geplündert hatten. Die Einbrecher kletterten über ein Oberlicht und mit einer Leiter in das Geschäft und verschwanden mit Schmuck im Wert von mehreren Hunderttausend Euro.