Mit rechtem Terror ist inzwischen immer zu rechnen. Aber das Ermittlerteam Rubin und Karow merkte in „Ein paar Worte nach Mitternacht“ bald, dass die ersten Mordverdächtigen, Neonazis nämlich, nicht die einzigen waren. Hat das Anschauen des Falls gelohnt?

Berlin - Was taugt „Ein paar Worte nach Mitternacht“? Der neue „Tatort“ aus Berlin in unserem Schnellcheck.

 

Die Handlung in zwei Sätzen Ein Ex-Unternehmer, mit Bauprojekten in Israel engagiert, wird erschossen aufgefunden. Rubin und Karow (Meret Becker und Mark Waschke) tippen zunächst auf Nazitäter, stoßen dann aber auf Familienspannungen.

Zahl der Leichen Zwei im Lauf der Handlung. Zig Millionen Tote im Hintergrund.

Kühl gerahmt Manche Krimis stellen ihre Figuren irgendwie vor der Kamera auf, damit sie Texte abspulen. In „Ein paar Worte nach Mitternacht“ sind die Einstellungen sorgfältig komponiert. Bei aller unaufdringlichen Eleganz ist Kühle wichtig: Kaum je kommt ein Gefühl von Geborgenheit auf. Als Rubin mit ihrem Freund abends in der Badewanne liegt, wird es endlich mal hautwarm, aber auch da redet sie über ihren Fall. Alle Bilder erzählen: Diese Cops und ihre Verdächtigen leben unheile Leben in einer unheilen Welt.

Blöd verpatzt Lange glauben die Cops, die Veröffentlichung eines Jugendbildes in HJ-Uniform wäre ein Skandal geworden. So sollen die Zuschauer auf die falsche Fährte geführt werden. Das ist einfallsloser Blödsinn, weil die HJ-Mitgliedschaft in der Nazidiktatur die Norm war. Diese Pimpfe waren Opfer, keine Täter. Das geht irgendwann auch den Cops auf. Da ist das Drehbuch aber schon abgeschmiert.

Arbeitskleidung: „Würden Sie durch die braune Scheiße waten?“, fragt Rubin, die den Fall abgeben will. „Gummistiefel“, erwidert Karow lakonisch.

Unser Fazit Deutsche Vergangenheit, Nazis und Stasileute, Moral und Geschäfte, Vater-Sohn-Konflikte: Dieser „Tatort“ verhedderte sich in gutem Stoff.

Spannung Note 3; Logik Note 4