„Tatort“-Kritik: „Es lebe der König!“ Löbliche Bärte und feiner Kaffee

Mit so einer schweren Leiche wie in „Es lebe der König“ hatten es Boerne und Thiel noch nie zu tun. Aber auch diesen Fall nehmen die „Tatort“-Ermittler aus Münster nicht bierernst. War das Anschauen einen Sonntagabend wert?
Münster - Was taugt „Es lebe der König!“ aus Münster? Der neue „Tatort“ in unserem Schnellcheck.
Die Handlung in zwei Sätzen Ein hoch verschuldeter Schaustellerkönig hat sich ein historisches Anwesen geleistet, in dessen Burggraben er nun ertrunken ist – in einer Rüstung. Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) kommt die Familie des angeblich Verunfallten suspekt vor.
Zahl der Leichen Eine. Und die halbe Stadtbevölkerung, aber im 16. Jahrhundert während des Täuferreichs von Münster. Über das erfahren wir einiges. Boerne und Thiel liefern sich Scharmützel in Sachen lokalhistorischer Gelehrsamkeit.
Kleiderordnung Boerne weiß ein ausgefallenes Äußeres zu schätzen. Hier aber muss er die Klamottenwahl fürs letzte Stündlein tadeln: „Die Ritterrüstung erschwert die äußere Leichenschau.“
Bärtige Vorbilder Boerne missfällt Thiels Rasursorgfalt: „Ich lebe Ihnen doch vor, wie man mit Erfolg einen Bart trägt. Der braucht eine gewisse Form. Ich zum Beispiel trage einen Erfolgsbart. Genau wie Henri IV. oder Salvador Dalí.“ Thiele schlägt noch vor: „Oder Walter Ulbricht.“
Kaffeelabor Man kann bei allem präzise sein. Über der Kaffeemaschine im Kommissariat hängt neuerdings ein Barometer. Der mit alchemistischer Sorgfalt ein Gebräu bereitende Mirko Schrader (Björn Meyer) erklärt, warum: „Der Luftdruck ist ein entscheidender Faktor für die Bestimmung des Mahlgrads.“ Thiel gibt sich beeindruckt, aber an der Aufrichtigkeit bleiben Zweifel: „Ah ja, das habe ich immer unterschätzt. Mein Leben war die Hölle.“
Unser Fazit Der Kriminalfall bleibt Nebensache, es geht hochvergnüglich um die kleinen Kabbeleien der Ermittler.
Spannung Note 2,5; Logik Note 2
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