Mehr Tragödie als Actionkrimi: „Warum“, der Nürnberger „Tatort“ mit Fabian Hinrichs und Dagmar Manzel, ist ein Kammerspiel über Liebe, Gerechtigkeit und Kapitalismuskritik.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Was taugt „Warum“? Der neue „Tatort“ aus Nürnberg im Schnellcheck.

 

Die Handlung in zwei Sätzen Einem allseits beliebten 27-jährigen IT-Spezialisten wird in der Nähe seines Sportvereins ohne erkennbares Motiv die Kehle durchgeschnitten. Nur seine Freundin scheint etwas zu ahnen, und die grenzenlos verzweifelten Eltern schreiten zur Selbstjustiz.

Zahl der Leichen 2

Die Trauer Für die getrennt lebenden Eltern (Valentina Sauca, Karl Markovics) des Opfers zerbricht mit der Nachricht vom Tod ihres einzigen Kindes eine Welt. Doch sie finden einen Weg aus ihrer Trauer, den sie gemeinsam gehen. Regisseur Max Färberböck lenkt die Perspektive auf die Opfer, ihre quälende Frage nach dem Warum, ihre Tränen, ihre unfassbare Wut. Die Ermittlungsarbeit von Voss und Ringelhahn gerät da zeitweise in den Hintergrund, was aber konsequent ist.

Das Kunstzitat Felix Voss (Fabian Hinrichs) und seine Freundin Anja (Maja Beckmann) haben im Programmkino gerade einen alten Film gesehen. Sein Kommentar: „Was für ein schöner Film. Toll. Godard ist einfach der Beste!“ Kein Widerspruch. So viel Selbstironie in einem „Tatort“ gab es selten.

Der Bösewicht Spediteur Karl-Heinz Weinhardt vertickt in großem Stil aus Bulgarien stammende Medikamente ohne Zulassung, nimmt den Tod Tausender in Kauf und lässt allzu neugierige Angestellte kaltblütig beseitigen. Nach Feierabend gibt er den fürsorglichen Firmenpatron und Familienpapi im braunen Wollpulli, der keinen Kindergeburtstag verpasst und Mami Blumen im rustikalen Eigenheim schenkt. Eine große kleine Rolle für den aasig grinsenden Götz Otto.

Unser Fazit „Warum“ ist mehr Tragödie als Krimi. Ein präzises Kammerspiel für Schweigekünstler und Trauerarbeiter. Und dazwischen zwei theatrale Gefühlsausbrüche von Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs. Überzeugend.

Spannung Note 2 ; Logik Note 2